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Dampfnudelblues

Dampfnudelblues

Titel: Dampfnudelblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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hätt so was wie den Simmerl Max unterm Dach hocken – der reinste Horror! Ein ständig bockiger, schwitziger, onanierender Pickel, der nur mein Geld und mein Telefon will, bergeweise Schmutzwäsche produziert, schläft und isst, wann immer er will, und dem Rektor die Augen aussticht. Mit einem Zirkel. Wenn auch nur auf dem Foto. Aber immerhin. Das zeugt doch ganz klar von mangelndem Respekt. Also, ich für meinen Teil bin schon ziemlich froh, dass ich mich nicht fortgepflanzt habe.
    »Franz, kannst du die Uschi schnell wickeln? Die stinkt schon bis zu mir herüber?«, schreit die Oma aus der Küche, grad wie ich zur Haustür reinkomm. Bis zu mir herüber stinkt sie auch schon und drum tu ich gleich so, als ob ich gar nicht da wär. Da fahr ich ja lieber ohne Frühstück ins Büro. So weit kommt’s noch! Dass ich dem Leopold seine Brut aufzieh!
    Es ist noch hundertmal schlimmer, als ich es mir vorgestellt hab. Wie ein so winziger Arsch so dermaßen stinken kann. Wer die Oma kennt, weiß natürlich, dass eine Fluchtunmöglich gewesen wäre. Krieg auf Lebenszeit hätte das bedeutet. Aber immerhin lässt sie mich den Scheiß nicht alleine bewältigen. Sie steht mir schon hilfreich zur Seite. Die Sushi freut sich, wie ich sie aus ihrem Haufen hebe. Sie lächelt mich an.
    »Sie lächelt mich an«, sag ich zur Oma. Freilich hört sie mich nicht. Pudert stattdessen den Hintern ein, dass alles nur so staubt und minutenlang nichts mehr zu sehen ist. Ich huste.
    »Wo ist eigentlich der Papa?«, frag ich und deute auf den Plattenspieler.
    »Dein Vater?«, fragt die Oma. »Der baut grade das Reisebettchen für die Uschi zusammen«, sagt sie und hievt mir das fertige Kind auf den Arm. »Und jetzt wird gefrühstückt!«
    Dann sitzen wir so gemütlich beim Kaffee und die Sushi sitzt in einer Wippe am Boden. Sie wippt. Dann fängt sie an zu weinen. Vermutlich ist es der Fußgeruch, der sie so unglücklich macht. Ich persönlich möchte da auch nicht am Boden zwischen drei erwachsenen Fußpaaren vor mich hin dümpeln. Ich nehm sie aus der Wippe. Sie lächelt. Ich drück sie der Oma auf den Schoß und esse weiter. Zwerg Nase weint. Die Oma gibt sie zum Papa rüber, schließlich ist es sein Enkelkind. Sie weint weiter. Der Papa drückt mir das Kind zurück in den Arm. Die Sushi lächelt. So was kenn ich von der Arbeit mit Besoffenen. Die Besoffenen, muss ich sagen, gehen mir so dermaßen auf die Eier, das kann ich gar nicht sagen. Und da gibt’s zwei völlig unterschiedliche Arten von Säufern. Die einen werden aggressiv, frag nicht, und sind dadurch sowieso bei mir unten durch. Die anderen werden dann liebevoll, ja sogar schmusig. Sie lächeln dich in einem fort an und sagen dir, wie lieb sie dich haben. Was aber keinesfalls besser ist. Weil dir das genauso tierischauf den Nerv geht. Noch dazu, weil du ja selber vollkommen nüchtern bist. Meistens jedenfalls. Ja, und genauso ist es jetzt auch mit dem Zwerg Nase. Sie geht mir derart auf den Nerv mit ihrem Hergegrinse und ich mag sie nicht. Schon allein, weil sie vom Leopold ist. Und, Schlitzaugen hin oder her, eine gewisse Leopoldisierung ist deutlich zu erkennen.
    »Die Uschi mag dich, schau, Franz«, hechelt der Papa voll Inbrunst. Das ist zu viel. Ich leg die Kleine zurück in ihre Wippe. Es wird Zeit, dass sie sich an den Fußgeruch gewöhnt.
     
    Die Reste vom Höpfl werden nach München in die Gerichtsmedizin gebracht. Dort wird er obduziert. Weil wir ja wissen wollen, ob er sich freiwillig auf den Gleisen platziert hat oder ob er von einem Dritten dort angetackert wurde. Ein Unfall scheidet aus, weil der Zugführer sagt, der Höpfl wär auf den Gleisen gelegen. Also nicht gestanden oder etwa drübergelaufen. Nein, gelegen. Der Zugführer sagt, er hat ihn im Scheinwerferlicht wunderbar sehen können, wegen der hellen Kleidung. Er hat quasi direkt reflektiert. Und dann hat er auch gleich gebremst, der Zugführer. Aber natürlich trotzdem zu spät, wie wir bereits wissen. Weil man ihn auch mit der hellsten Kleidung nicht schon kilometerweit sehen kann.
    Ich frag mich natürlich, wie man bei so einem menschlichen Fleischberg überhaupt noch was obduzieren kann, und will mir das anschauen. Also ruf ich in der Gerichtsmedizin an und frag, wann es so weit ist. Diese Woche wird das nichts mehr. Am Montagnachmittag, heißt es. Perfekt.
    Dann ruf ich den Birkenberger Rudi an. Das war mein Streifenkollege in der Zeit, wo wir beide noch in München Dienst geschoben haben. Das war eine

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