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Danach

Danach

Titel: Danach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Koethi Zan
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Stelle hinüber, die wir alle drei so gut kannten. Genau dort hatte er immer neben der Folterbank gestanden und sich über uns gebeugt. Sie blieb reglos stehen und starrte zu Boden, während sie weiterhin um Fassung rang.
    Sie hob den Blick und sah erst zu Tracy hinüber und dann zu mir. Dann fuhr sie fort: »Es wird sogar noch schlimmer. Ich habe mir geschworen, niemandem davon zu erzählen, nicht einmal der Polizei. Wisst ihr, es gab nämlich schon zwei andere Mädchen, bevor ihr kamt. Ich …« Sie brachte es kaum über die Lippen. »Ich habe ihm geholfen, sie zu entführen.«
    »Was … was meinst du damit?«, fragte Tracy und sah aus, als hätte man ihr ins Gesicht geschlagen. Ich war unfähig, mich zu bewegen, saß nur da und starrte Christine an.
    »Er hat mit mir einen Ausflug in seinem Auto gemacht. Ich dachte, es wäre meine einzige Chance zu fliehen und habe ihm daher versprochen, ganz brav zu sein. Natürlich hatte ich nicht vor, ihm zu helfen, aber dann hat er einem Mädchen, das ungefähr so alt war wie ich, angeboten, sie ein Stück mitzunehmen. Ich sehe sie bis heute vor mir. Sie hatte die Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden und trug einen marineblauen Rucksack. Offenbar hatte ihr Bus Verspätung, denn sie sah immer wieder auf die Uhr. Sie wirkte so unschuldig. Ich werde nie vergessen, was dann passierte. Sie nahm Blickkontakt zu mir auf, um herauszufinden, ob es sicher war, zu ihm ins Auto zu steigen. Ich hätte sie so gerne gewarnt, aber ich habe den Mund gehalten. Aus Angst vor Jack.«
    Keiner von uns rührte sich, keiner schien zu atmen.
    »Und dann haben wir es ein zweites Mal getan«, flüsterte Christine. »Dieses Mal habe ich es nicht über mich gebracht, den Blick des Mädchens zu erwidern. Und dann war es zu spät.« Sie musste erneut eine Pause einlegen, um Kräfte zu sammeln.
    »Keins der Mädchen hat lange im Keller überlebt. Sie kamen jeweils sofort in die Kiste, und nach ein paar Tagen holte er sie nach oben, und sie kehrten nie wieder zurück. Ich habe mich nicht getraut, ihn zu fragen, was mit ihnen passiert ist. Bis heute sehe ich jede Nacht die Gesichter dieser Mädchen vor mir, jedes Mal, wenn ich die Augen schließe. In meiner Vorstellung sind es die Augen meiner Töchter, die mich anstarren. Deshalb bin ich sofort aufgebrochen, als ihr mich in New York angerufen habt. Als ihr mir gesagt habt, dass es noch andere Mädchen gibt, da dachte ich … ich dachte, dass wir die beiden von damals dann irgendwie auch finden würden.«
    Sie wandte sich mir zu, sah mich vorwurfsvoll an. »Aber das werden wir nicht. Weil wir nämlich alle hier drin sterben werden.«
    Tracy war neben Christine getreten und stand hilflos da, während Christine auf die Knie sank und zu schluchzen begann, zunächst leise, doch dann immer lauter und lauter.
    Ich bereitete mich auf das Schlimmste vor, als sie sich plötzlich ruckartig aufsetzte und sich dann nach vorne beugte, bis ihr Gesicht ganz nah am Boden war. Offenbar hatte sie etwas entdeckt.
    »Was … was ist das?«, fragte sie und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Dann drückte sie mit dem Finger auf eine bestimmte Stelle am Boden, bevor sie wiederholte: »Was zum Teufel ist das?«
    Sie fuhr mit den Fingern an einem leicht hervorstehenden Dielenbrett entlang und stieß schließlich gegen einen Widerstand, eine Art Hebel. Sie drückte dagegen, aber nichts passierte. Wir drängten uns um sie herum.
    Das ist bestimmt wieder eins von seinen kranken Spielchen, dachte ich. Er hatte etwas an der Stelle versteckt, an der er immer neben der Folterbank gestanden hatte, hatte es dort platziert, damit wir es fanden. Auf diese Weise erhielten wir die versprochenen Antworten, kurz bevor er uns umbringen ließ.
    »Lass mich mal«, bat Tracy. Sie drückte stärker gegen den Hebel, aber er schien zu klemmen.
    »Wartet mal eine Sekunde … jetzt«, sagte sie und drückte erneut. Der Hebel gab nach.
    Das Dielenbrett war mit dem danebenliegenden Brett durch ein Scharnier verbunden und ließ sich nach oben klappen. Darunter kam ein Loch zum Vorschein, das etwa dreißig mal sechzig Zentimeter groß war. Tracy griff hinein und zog eine kleine Holzkiste heraus. Nachdem sie den Deckel aufgemacht hatte, sahen wir, dass darin eine Pappschachtel und ein Stapel Notizbücher lagen. Tracy öffnete die Schachtel, und wir spähten über ihre Schulter hinein.
    »Fotos«, stellte Adele freudig erregt fest, bis ihr aufging, was auf den Fotos zu sehen war. Der Anblick war selbst

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