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Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Titel: Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Jarvis
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stellte Estelle fest, dass sie sich von jeder anderen Tür im Haus unterschied. Sie war nicht getäfelt, sondern hatte ein helles Walnussfurnier, in das drei diagonale Streifen Kirschholz eingesetzt waren, und die Klinke bestand aus einem eckigen Klotz aus funkelndem Chrom. In diesem erdrückenden Mausoleum schien die Tür so fehl am Platz, dass Estelle unwillkürlich stutzte. Dann fiel ihr Blick in das Zimmer dahinter.
    »Oh, AF!«, rief Estelle, für den Bruchteil einer Sekunde sprachlos. »Damit hätte ich nun wirklich als Allerletztes gerechnet!«
    Sie betrat den großen achteckigen, fensterlosen Raum und drehte sich auf dem Absatz, um alles zu begutachten. Das Zimmer passte perfekt zu der ultraschicken Tür. Die Wände waren aus schimmerndem glatten Holz, designt in dem angesagten Stil, der – Jahrzehnte später – einmal Art déco getauft werden würde. Überall erstrahlten Wandleuchter von René Lalique. In die Decke waren Sterne eingearbeitet, von denen blitzende Lichtstrahlen ausgingen, die sich in den Bodenornamenten wiederfanden. Eine der Wände war mit Kleiderhaken bedeckt, die verschiedene Tierköpfe zierten. Sie alle waren leer, bis auf einen, an dem eine purpurne Robe hing. Doch Estelies Interesse galt etwas anderem.
    Zwölf Apparate aus Phenolharz, die Estelle bis zur Brust reichten und riesigen modernen Radiogeräten ähnelten, waren zu einem Kreis aufgestellt, sodass die Knöpfe und Anzeigen nach außen zeigten. An der hinteren Seite des Raums stand ein dreizehnter Automat, der sogar noch größer war. Estelle ließ den Blick darüberhuschen, wirklich angezogen wurde sie jedoch von dem unerklärlichen Objekt, das das Zentrum des Kreises dominierte. Es war ein Thron aus Schmiedeeisen, der für einen Riesen gemacht zu sein schien.
    Austerly Fellows betrachtete sie interessiert.
    »Wozu um alles in der Welt soll das gut sein?«, fragte sie. »Wofür ist dieser monströse Stuhl? Daneben komme ich mir wie eine Puppe vor. Und diese Radios – Ihre Schwester hat vorhin etwas über die BBC erzählt. Wollen Sie Ihr eigenes Radioprogramm auf den Markt bringen? Oder sind Sie ein Geheimagent, der für den Feind spioniert und Informationen übermittelt? Wie extravagant und prächtig!«
    »Das Rad der Zeit hält kein Mensch – oder Magus – auf, Miss Winyard. Vor Jahrtausenden hätten wir unsere Zeremonien noch um Steinkreise herum abgehalten. Das hier ist mein modernes Stonehenge.«
    »Sie meinen, dieser eigenartige Kram ist Teil Ihrer dunklen Künste? Wie extraordinär! Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass das Übernatürliche und Elektrizität zusammenpassen.«
    »Was meinen Sie denn, in welchem Jahrhundert wir leben, Miss Winyard? Dem Fortschritt kann niemand ausweichen. Haben Sie wirklich geglaubt, der Großmeister des Inneren Zirkels greift immer noch auf Kristallkugeln und die Innereien von Ziegen zurück? Man kann jede Form der Energie nutzen. Alle Kräfte haben ihre positive und ihre negative Seite. Ich hoffe, Sie sind nicht enttäuscht?«
    »Ich hatte eigentlich schon auf so etwas wie Nackttanzen um ein Feuer um Mitternacht gehofft. Oder zumindest auf ein Opfer, hier und da.«
    »Oh, davon haben wir noch immer mehr als genug. Wir sind keine Ikonoklasten – zumindest nicht in dieser Hinsicht. Die alten Bräuche und Traditionen sind unverzichtbar. Opfer muss man immer bringen, geändert haben sich nur die Methoden unserer Magie.«
    Estelle fuhr spielerisch mit dem Finger über die glänzende Oberfläche eines der braun gesprenkelten Gehäuse, tippte auf eine Glasanzeige und drehte an einem der Knöpfe.
    »Warum probieren Sie den Stuhl nicht aus?«, schlug Austerly Fellows vor. »Das wäre bestimmt ein schöner Anblick.«
    »Da müssten Sie mich schon hochheben.«
    Austerly Fellows führte sie an der Hand und trat zwischen die Apparate. Hier auf dem Boden befand sich die Mitte eines gezackten Sterns, der aus einer einzigen großen Kupferplatte gefertigt war.
    Direkt unter dem gigantischen Thron fiel Estelle ein breiter Messinggrill auf. »Ein merkwürdiger Platz für einen Lautsprecher«, meinte sie. »So groß, wie er ist, muss das ja enorm laut werden. Klettert Augusta hier manchmal hinauf und lässt sich Al Bowlly um die Ohren posaunen? Das muss für sie wie im Himmel sein, wenn seine Trompete unter ihre Röcke pustet.«
    Austerly Fellows legte die Hände um ihre schlanke Taille und hob sie auf den eisernen Thron.
    »Sie haben aber kräftige Hände!« Estelle kicherte. »Oh! Hier oben zu

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