Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
auch eure Nägel machen lassen!«
Marcus tauschte mit Spencer ein paar Blicke. Sie würden später weiterreden und er schwor sich, ab sofort mehr Zeit für den Kleinen zu haben. Dann sprang er auf. »Keine Zeit für Mädchenkram!«, rief er. »In dieser Hütte machen wir Männersachen! Grrrr!«
»Was macht ihr?« Maggie lachte.
»Komm her«, sagte er und führte sie zu der Stelle unter der Treppe.
»Wo bringt er mich denn hin?«, fragte sie Spencer mit gespielter Panik.
»Ich werde dir etwas zeigen, was bisher nur Herr Spenzer, Lee und ich kennen«, sagte Marcus und wurde kurz ernst. »So sehr vertraue ich dir. Aber verrat bloß niemandem davon.«
»Die Zeiten sind vorbei!«
Marcus kniete sich hin und pulte den Teppich weg, sodass darunter die Sperrholzplatte zum Vorschein kam, die er inzwischen komplett durchgeritzt hatte. Er hob sie an und ein kalter Luftzug wehte ihnen ins Gesicht. Dann zückte er eine Taschenlampe und leuchtete hinein. Unter der Hütte hatte Marcus ein ansehnliches Loch gebuddelt, in das er sich nun hinabließ. Er verschwand bis zur Brust darin. Dann schnitt er eine Grimasse. »Igitt! Der Boden ist nass.«
»Es hat ja auch den ganzen Tag geregnet«, stellte Maggie fest. »Was hast du erwartet? Und wie willst du überhaupt den Schlamm wieder abwaschen, so ohne fließend Wasser, du Depp?«
»Äh … konzentrier dich gefälligst auf das gigantische Loch, in dem ich stehe, wenn ich bitten darf!«
»Na schön, also gräbst du einen Tunnel?«
»Nein, ich baue einen unterirdischen Whirlpool! Natürlich grab ich einen Tunnel! Ich bin erst seit ein paar Nächten dran. Nicht schlecht, was? Diese Muskeln sind nicht nur Deko, weißt du.« Er rief Spencer zu, die Melodie zu pfeifen. Gegen die Tür gelehnt, pfiff der Junge halbherzig ein paar Takte aus der Titelmelodie von Gesprengte Ketten, während Marcus Maggie erklärte, wie tief er noch graben würde, bevor er horizontal weitermachte, und was er mit der abgetragenen Erde vorhatte. »Bisher habe ich sie einfach unter die Hütte geworfen, aber auf Dauer geht das nicht. Es wird zu viel. Ich muss mir also was Besseres einfallen lassen, um sie loszuwerden.«
Erst jetzt bemerkte er, wie still Maggie geworden war. »Was ist denn los? Heute zieht hier ja wirklich jeder ein langes Gesicht. Sag du jetzt nicht auch noch, dass ich dabei draufgehe. Das erzählt mir Lee schon die ganze Zeit.«
Maggie schüttelte den Kopf »Nein, ich wünsche dir Glück. Ich hoffe, dass du’s schaffst.«
»Wir werden es schaffen!«, stellte er klar. »Ohne dich gehe ich nirgendwohin, du dumme Nudel.«
Maggie schaute an sich hinunter. »Willst du mich verarschen? Nie im Leben passe ich in das Kaninchenloch da!«
»Es dauert Monate, bis das fertig ist!«, erklärte Marcus. »Und schau mal, wie viel du bisher schon abgenommen hast. Das sind mindestens fünf Kilo, würde ich meinen. Bis der Tunnel fertig ist, bist du dürrer als der Finger, den sich ein Supermodel in den Hals steckt, um ihr Knäckebrot wieder auszukotzen.«
»Denkst du echt, dass ich so viel abgenommen hab? Wirklich?«
»Könnte auch mehr sein. Wir kriegen hier ja nur Hungerrationen. Das muss ein großer Unterschied sein, verglichen mit dem, was du sonst gewohnt bist.«
»Ich kann gar nicht glauben, wie viel ich futtern musste, um mein Gewicht zu halten. Eine Menge! Und dann habe ich immer alles mit literweise Cola runtergespült, jeden Tag – und zwar nicht die Light-Variante. Ein Wunder, dass ich noch alle meine Zähne hab. Und das Ganze bloß, um meiner Stiefmutter eins auszuwischen, das ist echt krank. Wenn ich darüber nachdenke, was ich für ein Freak war, wird mir richtig schlecht.«
»Wenn’s uns mies geht, stellen wir jede Menge komische Sachen an. Ich war ein Arsch. Eben hab ich Herrn Spenzer erzählt, dass ich erst an so einen schrecklichen Ort wie den hier kommen musste, um die Dinge klarzusehen und zu begreifen, was für ein Trottel ich war. Gib mir doch mal die Tasse da drüben. Ich muss das hier ausschöpfen, sonst haben wir hier bald tatsächlich einen unterirdischen Whirlpool – allerdings ohne die Blubberblasen und das heiße Wasser.«
»Ich werde Unmassen an labbrigen Hautfalten haben«, murmelte Maggie. »Und Schwangerschaftsstreifen – superattraktiv.«
»Ach Quatsch«, meinte Marcus. »Du bist jung, deine Haut ist elastisch genug, um wieder zu schrumpfen. Und wenn du magst, zeig ich dir ein paar Übungen, die helfen. Was die Schwangerschaftsstreifen angeht, die hab ich auch
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