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Danke für meine Aufmerksamkeit: Roman (German Edition)

Danke für meine Aufmerksamkeit: Roman (German Edition)

Titel: Danke für meine Aufmerksamkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordula Stratmann
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Ausmaß, das wahrscheinlich nur kleine schlanke Mäuse kennen, meinen Körper durchzuckte es regelrecht. Vermutlich brachte mein Bemühen, nicht das leiseste Rascheln von mir zu geben, die ganze Sache letztlich zum Scheitern. Ich verharrte also bewegungslos hinter dem dunkelblauen Gürtel, konnte mich nicht warm reiben, wie ich das sonst mache, wenn es mich friert, und bekam mein Zähneklappern einfach nicht in den Griff.
    Ich kann wahnsinnig schnell mit den Zähnen klappern, sodass es fast einen durchgehenden Ton ergibt und kein einzelnes Klapp-Klapp.
    Als Maus frieren Sie ja häufig.
    Ich stand also wie beschrieben im Flur der Familie, klapperte, und plötzlich erhob sich Frau Weller vom Sofa, ich erschrak darob heftig, rammte mir den Unterkiefer in den oberen und ging dabei meines oberen Schneidezahnes, rechts, verlustig. Das war nicht nur äußerst schmerzhaft, und ich meine das Äußerste von äußerst, das war insofern auch noch ungünstig – und hier meine ich das Ungünstigste von ungünstig – , als dass dieser Zahn durch den Türspalt bis vor die Füße der Hausbesitzerin rollte.
    »Roland, wir müssen schon wieder eine Maus haben. Und der ist gerade der obere rechte Schneidezahn rausgefallen. Wahrscheinlich vom Zähneklappern. Wir müssen einfach mehr heizen. Das sag ich doch andauernd. Wieso lieg ich hier auf dem Sofa unter einer Decke, eine Maus verliert über das Frieren einen Zahn, aber der selbst ernannte Chef des Hauses meint, nee, solange es mir noch nicht kalt wird, braucht hier keiner mehr Wärme!«
    Roland: »– – –«
    »Roland?! Was glaubst du, mit wem hier im Raum ich gerade gesprochen habe?! Der auch Roland heißt?! Bist du überhaupt noch da?! Dann zieh doch alleine, wenn es dir so unmöglich ist, mal zu antworten!«
    Jetzt meldete sich der Gatte zu Wort. »Du gibst die Antwort doch immer gleich mit. Du brauchst mich doch gar nicht. Zieh du doch alleine und red mit dir selber!«
    »Du weißt schon, wem dieses Haus hier gehört und wer dann demzufolge der ist, der auszieht ...?«
    »Laut deiner Berechnung gehört dir ja auch meine Hose, und ich trage sie trotzdem. Oder soll ich die dir auch hierlassen, wenn ich ausziehe? Jaaa, die Frau Weller, die hat ja zu Hause die Hosen an, die Frau Anwältin für Schmerzensgeldrecht, die hat’s ja raus, die Frau Dr. jur.!«
    »Du, ich hätt’s auch gern andersrum! Ich hätt auch gern wie die Julia einen Mann, der seiner Frau mal beim NachHause-Kommen Tickets für ein Wochenende nach weißdergeierwo in die Hand drückt. Ich hab aber leider das Riesenglück mit einem Kalenderproduzenten. Blümchenkalender, Mondkalender, Mäusekalender, Katzenkalender, Treckerkalender. Das ist wirklich hot!«
    »Du, wenn du den Zähnedoktor von der Julia mit seinen Tickets hotter findest, dann frag die doch einfach mal, ob sie dich beim nächsten Mal mitnehmen. Danach hast du bestimmt ganz viel Ahnung von faulen Zähnen.«
    »Der Roland mit seinen behämmerten Sprüchen! Findste die eigentlich selber noch komisch? Kannst ja mal bei deiner Tochter nachfragen, wie du so ankommst.«
    Für einen Moment sah es so aus, als hätte Frau Weller mit ihrer letzten Äußerung die Runde gewonnen, hätte sie nicht, ja, hätte sie nicht ungünstigerweise während ihres Wortbeitrags den Weg zur Tür angetreten. Und hätte sie sich nicht beim Türeöffnen noch einmal zu ihrem Mann herumgedreht, und hätte sie sich nicht dabei die Tür wie ein Brett vor den Kopf gehämmert. Sie ging sofort zu Boden. Ihr Mann schien, was ich zunächst nicht mehr für möglich gehalten hatte, zu Mitgefühl doch noch in der Lage, da er sich direkt aus seinem Sessel erhob und zu seiner niedergestreckten Frau eilte.
    »Sonja?«
    »...«
    »Sonja!«
    »...«
    »Bisschen Ruhe tut jetzt ganz gut, merk ich.«
    »...«
    »Ich kann gar nicht ausziehen, die könnte ja alleine gar nicht wohnen.«
    In dem Moment kehrte das Leben in Sonja Weller zurück.
    »Suchst du bitte im Keller die Unterlagen der Firma raus, die uns diese Türen eingebaut hat? Die Kohle hol ich mir wieder, das kannste mir glauben. Das ist ja wohl ein schlechter Witz, sich beim Türeöffnen den Schädel zertrümmern! Was verwenden die denn für Materialien?!«
    Dem weiteren Gesprächsverlauf folgte ich dann nicht mehr, ich wollte jetzt ganz schnell zu der armen Tochter dieses verwirrten Paares, der konnte es nicht gut gehen.
    Ich selbst stamme aus einer Familie, in der beide Eltern viel unterwegs waren, das ist bei Mäusen so üblich, und ich

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