Danke, liebes Hausgespenst!
Warum denn nicht?“
„Ich mache auch mit“, erbot sich Frau Schmidt, „wenn es mir auch ziemlich unheimlich sein wird.“
„Na siehst du, Moni!“ Herr Schmidt gab seiner Tochter einen raschen Kuß. „Schon ist das Problem gelöst! Die ganze Familie tritt geschlossen zu deiner Entlastung an.“
„Aber ob Amadeus damit einverstanden sein wird?“ fragte Monika zweifelnd. „Er ist doch mein Freund!“
„Deshalb können wir anderen doch auch versuchen uns mit ihm anzufreunden... oder bist du etwa eifersüchtig?“
„Nein.“
„Also dann...“
„Entschuldige, Vati, aber ich fürchte... du verstehst zu wenig vom Umgang mit Gespenstern. Du kannst ein solches Wesen nicht zwingen, sich an solche Regeln zu halten. Selbst wenn Amadeus wollte, er würde alles durcheinanderbringen. Du kannst doch nicht verlangen, daß er sich nach dem Kalender richtet und sich die Wochentage merkt! Nein, wirklich, Vati, er läßt sich nicht dressieren. Das ist ganz unmöglich!“
„Aber was dann?“ fragte die Mutter.
„Von mir aus... ziehen wir um!“ meinte Liane. „Ehrlich gestanden, ich hab’s ziemlich satt hier! Was hat man schon von einem schönen Haus, wenn man keine Partys feiern darf? Ja, überhaupt keine Gäste empfangen kann, weil ein Hausgespenst sonst verrückt spielt?! Und das Reiten macht mir auch nicht mehr soviel Spaß wie früher. Also von mir aus: ziehen wir um.“
„Und lassen unseren mühsam erbauten Stall im Stich!“ rief Monika. „Nie und nimmer!“
„Ich bin auch fürs Bleiben!“ sagte Peter. „Einen bernhardinerartigen Hund wie Kaspar kann man nicht in einer Wohnung halten... und ins Tierasyl zurückbringen kann ich ihn auch nicht mehr!“
„Meinen Gemüsegarten mag ich auch nicht aufgeben“, sagte Frau Schmidt, „und mit meiner Töpferei habe ich noch nicht einmal angefangen!“
„Drei zu zwei“, stellte der Vater fest, „Liane, du siehst, wir sind überstimmt.“
„Du brauchst dir wirklich keine Sorgen um mich zu machen, Vati“, beteuerte Monika, „ich werde mit Amadeus reden, ich werde ihn dazu bringen, daß er mich nur noch kurz nach dem Schlafengehen besucht und mich nachts nicht mehr weckt...“
„Und du glaubst, du kannst das erreichen?“ fragte der Vater zweifelnd.
„Du vergißt: er ist mein Freund!“ Monika rutschte von den Knien ihres Vaters. „Aber laßt uns doch jetzt Zusehen, daß wir hinauskommen!“ Sie begann das Geschirr auf einem Tablett zu stapeln. „Liane, Peter, helft mir! Wer weiß, wie lange wir noch so schöne Tage haben werden. Willst du als erste reiten, Liane, oder erst heute nachmittag? Mir ist’s gleich!“
Es gelang ihr, die Familie vom Thema abzubringen, und sie war sehr erleichtert darüber. Dennoch wußte sie, daß die Bedenken ihres Vaters berechtigt waren. Die nächtlichen Begegnungen mit Amadeus waren wirklich reichlich anstrengend für sie. Trotz ihrer zur Schau getragenen Zuversicht wußte sie nicht, wie sie das Hausgespenst davon abhalten sollte.
Eine irre Idee
Monika war glücklich, als sie später Bodo, den mächtigen Hannoveraner, von der Weide führen und für den Ausritt satteln durfte. Aber ihre Freude war nicht ungetrübt.
Herr Schmücker, der Reitlehrer, hatte dem Hengst einen Urlaub auf dem Land gegönnt, weil Bodo unter einem chronisch gewordenen Husten gelitten hatte. Inzwischen aber war er wieder ganz gesund geworden. Sein Fell glänzte, sein Husten war völlig geheilt, und als Monika ihn beim Namen nannte, warf er den Kopf in den Nacken und wieherte vergnügt.
Aber gerade sein fabelhafter Gesundheitszustand war es, der ihr Sorgen machte. Sie wußte, daß Herr Schmücker jetzt keinen Grund mehr hatte, ihn nicht wieder nach München in die Reitschule zurückzuholen.
„Ach, Bodo, Bodo“, sagte sie, „wenn du dich doch ein bißchen verstellen könntest!“
Aber Bodo rieb nur die Nase an ihrer Jacke; er verstand sie nicht.
Obwohl sie, wie der Vater bemerkt hatte, wirklich sehr dünn geworden war, schleppte sie ohne Mühe den schweren Sattel herbei — Übung macht den Meister! — und schloß sorgfältig die Schnalle unter dem Bauch, wobei sie immer wieder mahnte: „Still gestanden, Bodo! Bleib ruhig!“
Kaspar, der große, bernhardinerähnliche Hund umtanzte beide, und Bodo ließ sich nicht mehr von ihm nervös machen, denn er war seine Gesellschaft inzwischen gewöhnt. Kaspar, der wegen des Gespenstes nicht im Haus lebte, sondern in einer großen, gut ausgepolsterten Hundehütte, benutzte jede Gelegenheit,
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