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Danke, liebes Hausgespenst!

Danke, liebes Hausgespenst!

Titel: Danke, liebes Hausgespenst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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Mondlicht, das durch die nicht ganz geschlossenen Vorhänge fiel, war er deutlich zu sehen. Den rechten Ellbogen hatte er auf sein oberes Knie gestützt, das Kinn in die Hand, und aus seinem Ärmelloch bauschten sich die seidenen Rüschen. Mit seinen blauen, weit auseinanderstehenden Augen blickte er Monika aufmerksam an. Er sah reizend aus mit seiner weißen Perücke, die ihm heute etwas schief auf dem Kopf saß, was besonders keck wirkte.
    Aber das milderte Monikas Erbitterung nicht. „Du treibst es wirklich zu toll, Amadeus! Könntest du mich nicht wenigstens eine Nacht mal ruhig durchschlafen lassen?“
    „Spare deinen Atem“, sagte Amadeus liebenswürdig. „Amadeus!“ Monikas Stimme wurde schrill. „Soll ich dir jetzt mal etwas sagen!? Ich finde dich unverschämt... ja, unverschämt! Du weißt genau, daß ich dich vorhin gerufen und gerufen und gerufen habe! Aber du hattest es nicht nötig, dich zu melden! Warum mußt du denn ausgerechnet jetzt kommen, wo ich mitten im schönsten Schlaf war?“

    „Weil ich Lust hatte mit dir zu reden“, erklärte das Gespenst, und in seiner Stimme lag nicht ein Hauch von schlechtem Gewissen.
    „Bei dir muß immer alles nach Lust und Laune gehen, wie?“ fragte Monika böse.
    „Warum denn nicht? Übrigens habe ich gehört, was ihr heute unten geredet habt, und ich sage dir gleich: das kommt gar nicht in Frage! Ich mag deine Familie nämlich nicht.“
    „Wie kannst du das sagen!?“ empörte sich Monika.
    „Weil es wahr ist! Dein Bruder ist ein blanc-blec...“
    „Was heißt denn das schon wieder?“
    „Ein dummer Junge!“ erklärte Amadeus. „Allmählich solltest du aber schon etwas Französisch gelernt haben!“
    „Es ist mir lieber, du sprichst deutsch mit mir.“
    „Eh bien! Deine Schwester ist eine... eine Ziege, genauso insupportable... unausstehlich, wenn du das besser verstehst... wie meine eigenen Schwestern waren. Deine Mutter regt sich immer gleich auf, und dein Vater nimmt mich gar nicht zur Kenntnis. Das sind doch keine Freunde für mich! Nein, nur du bist meine amie... meine Freundin, und du mußt Zeit für mich haben!“ Er hob die linke Hand und tippte mit dem Zeigefinger anklagend in ihre Richtung. „Du hast es mir versprochen!“
    „Das will ich ja gar nicht leugnen!“
    „Ma foi, oui! Na eben!“
    „Amadeus, hast du denn gar kein Mitgefühl?“
    „Mitgefühl?“ Er wiederholte das Wort so fragend, daß Monika zu der Überzeugung kam, daß er es wirklich nicht kannte.
    Sie versuchte es anders. „Amadeus, sieh mich an...“
    „Das tue ich doch die ganze Zeit!“
    „Ich bin ja wirklich nur noch Haut und Knochen.“
    „Du siehst fein aus“, sagte Amadeus vergnügt.
    „Wenn ein Mensch dauernd zu wenig Schlaf bekommt, kann er krank werden.“
    „Du wirst krank?“
    „Ich fürchte ja.“
    „Aber das macht doch nichts!“ behauptete Amadeus munter. „Dann hast du viel mehr Zeit für mich!“
    „Und wenn ich sterbe?“ Monika stiegen die Tränen in die Augen.
    Amadeus runzelte die Stirn. „Sterben? Was ist das?“
    „So wie es dir damals ergangen ist! Erinnere dich! Es ist zwar schon über zweihundert Jahre her... aber du hast mir doch erzählt, wie deine Schwestern mit dem Kahn geschaukelt haben und du in den Teich gefallen bist.“
    „Ach, das meinst du! Aber das macht doch nichts!“
    „Was?“ Monika traute ihren Ohren nicht.
    „Die Körper gehen doch alle mal kaputt, dann ist man sie glücklich los.“
    „Wie kannst du das sagen!“
    „Weil ich es weiß. Ich habe es ja selbst erlebt. Wenn deine alte Pumpe stehenbleibt, wirst du wie ich. Du brauchst nicht mehr essen, nicht mehr trinken, nicht mehr schlafen... und wir sind zu zweit! Es wird merveilleux werden! Wunderbar, Monique!“
    „Aber ich will nicht sterben!“
    „Du hast Angst, weil du imbécile bist... dumm! Du verstehst nichts.“
    „Ich weiß, daß es schön ist, zu leben... und daß es entsetzlich sein muß, Hunderte von Jahren herumzugeistern! Aber...“ Sie rieb sich die Augen, die ihr zufallen wollten. „... es können doch nicht alle gestorbenen Menschen so werden wie du!“ Sie hatte gelernt, sehr vorsichtig mit Amadeus zu reden; er mochte es gar nicht, als Gespenst bezeichnet zu werden, und so vermied sie bewußt dieses Wort. „Dann würde es von euch doch nur so wimmeln.“
    „Oh, es gibt genügend von uns... viel mehr als die dummen Menschen glauben!“
    „Aber doch nicht alle, nicht wahr? Wo kommen die anderen hin?“
    „Die fliegen fort!“ Amadeus

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