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Danke, liebes Hausgespenst!

Danke, liebes Hausgespenst!

Titel: Danke, liebes Hausgespenst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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machte eine vage Handbewegung. „Die meisten haben es eilig, fortzukommen.“
    „Wohin?“
    „Weiß nicht.“
    „Und du? Möchtest du nicht auch fort?“
    „Kann nicht“, sagte Amadeus kurz angebunden.
    „Wieso kannst du nicht?“ forschte Monika.
    Amadeus markierte ein Gähnen. „Du bist wieder einmal ennuyeuse!“
    Das Wort kannte Monika inzwischen, denn Amadeus brauchte es oft und bezeichnete alles damit, was ihm nicht in den Kram paßte. „Langweilig!“ wiederholte sie. „Aber das ist doch nicht langweilig! Endlich haben wir ein wirklich interessantes Gespräch und...“
    Während sie noch redete, wurde Amadeus immer durchsichtiger. Der Sessel, auf dem er saß, zeichnete sich jetzt deutlich durch seinen Körper hindurch ab, genau wie das Muster der Tapete hinter ihm. Ziemlich rasch löste er sich ganz auf, ein weißer Nebel blieb übrig, der sich zusammenzog, bis er nicht größer war als ein Atemhauch in der Kälte, der dann völlig verschwand.
    „Ja, geh du nur auf Tauchstation!“ sagte Monika zornig. „Das sieht dir ähnlich! Erst weckst du mich mitten in der Nacht, und dann verschwindest du, ohne auch nur adieu zu sagen. Ein feines Kerlchen bist du, wirklich und wahrhaftig. Ich glaube, ich werde ganz andere Saiten mit dir aufziehen müssen.“
    Sie stand auf und zog die Vorhänge ihrer Balkontür fest zu — sie wußte zwar, das würde Amadeus nicht daran hindern wiederzukommen, wenn ihm gerade der Sinn danach stand. Aber sie hoffte im Stockdunklen besser einschlafen zu können. Dann nahm sie ihre Decke hoch und schlüpfte wieder ins Bett.
    „Wage es, heute nacht noch einmal anzukommen!“ sagte sie in die Dunkelheit hinein. „Wage es nur!“
    Ob nun ihre Drohung wirkte oder Amadeus selber keine Lust hatte, sich noch einmal blicken zu lassen und sich womöglich wieder in ein unangenehmes Gespräch verwickeln zu lassen — jedenfalls störte er sie nicht wieder.
    Aber Monika war so nervös, daß es eine Weile dauerte, bis sie endlich schlief.

Abschied von Bodo

    Als Monika am nächsten Morgen erwachte, leuchtete die Sonne hinter ihren hübschen bunten Vorhängen. Sie griff zum Wecker auf ihrem Nachttisch — es war nach zehn Uhr!
    Jetzt hatte sie es eilig aus den Federn zu kommen. Sie sprang aus dem Bett, zog die Vorhänge weit auf, öffnete die Tür zu dem alten, schön geschnitzten Balkon, den ihr Vater so gut repariert hatte, daß man ihn wieder betreten konnte, stellte den Sessel hinaus und legte das Bettzeug zum Lüften darauf. Danach lief sie ins Bad, wusch und kämmte sich, putzte sich die Zähne und zog sich schnell an.
    Als sie in die Wohndiele kam, hatten die Geschwister und der Vater längst das Haus verlassen.
    Die Mutter begrüßte sie durch die halb geöffnete Küchentür. „Endlich ausgeschlafen?“
    Monika ging zu ihr und gab ihr einen Kuß. „Lieb, daß ihr mich nicht geweckt habt!“
    „Wie soll das nur weitergehen, wenn die Schule wieder anfängt?“ fragte Frau Schmidt besorgt.
    Monikas Gesicht verdüsterte sich. „Ich habe mit Amadeus gesprochen.“
    „Und?“
    „Er pocht auf mein Versprechen!“
    „Wie uneinsichtig von ihm!“
    Mitten auf dem Küchentisch hatten einige Apfelsinen gelegen. Jetzt begannen drei von ihnen im Kreis durch die Luft zu fliegen, als ob mit ihnen jongliert würde.
    Aber dieser Spaß beeindruckte Monika nicht im mindesten. „Ja, mach nur deine dummen Streiche, Amadeus!“ rief sie. „Trotzdem hat Mutti recht... du bist uneinsichtig, ja, und rücksichtslos! Ein Freund, ein richtiger Freund benimmt sich anders!“
    Bums, flogen die Apfelsinen auf den Tisch zurück, rollten noch ein bißchen und blieben liegen.
    „Was möchtest du denn frühstücken?“ fragte Frau Schmidt. „Ich habe einen Bärenhunger, aber ich will mir auch nicht die Lust aufs Mittagessen verderben.“
    „Wie wäre es mit einem Glas Apfelsinensaft? Toast mit Butter? Zwei Eiern im Glas?“
    „Spitze, Mutti! Du verwöhnst mich ja furchtbar!“
    Frau Schmidt strich ihrer Tochter über das glatte rote Haar. „Ich glaube, du kannst es brauchen!“
    Monika holte sich den Toaster und steckte zwei Scheiben Weißbrot hinein, während Frau Schmidt die Eier kochte und die Apfelsinen auspreßte. Es war sehr gemütlich in der alten Küche mit dem rot gefliesten Boden, auf den die Herbstsonne Kringel malte. Monika genoß ihr spätes Frühstück und wischte zuletzt das Glas, in dem die Eier gewesen waren, mit einem Stück Weißbrot aus.
    „So, jetzt könnte ich es mit jemandem

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