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Dann muss es Liebe sein

Dann muss es Liebe sein

Titel: Dann muss es Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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schwanger bist?«
    »Er kam etwas früher als geplant«, sage ich und hoffe dadurch dem dramatischen Auftritt zu entgehen.
    »Ist er gesund?«
    »Kerngesund. Er ist das Beste, was mir jemals passiert ist.«
    »Bist du mit seinem Vater zusammen?«, will meine Mutter wissen, und ich ahne, dass sie daran zurückdenkt, wie mein Vater sie mit zwei kleinen Kindern im Stich gelassen hat. »Ist das der Typ, den Emma nicht ausstehen kann?«
    Ich hatte vergessen, dass ich ihr schon von Alex erzählt hatte – das muss etwa um Weihnachten herum gewesen sein, als ich zum letzten Mal mit ihr telefoniert habe.
    »Ich bin bei ihm eingezogen«, entgegne ich und höre, wie ihr der Atem stockt. Ich sehe sie vor mir in ihrer Wohnung in Battersea, in einem ihrer Kleider, die jene Körperteile enthüllen, die bei einer Frau weit jenseits der Blüte ihrer Jahre lieber der Fantasie des Betrachters überlassen bleiben sollten. Ich sehe ihre Nägel mit dem abgesplitterten Nagellack, ihre Haut, die einer vertrockneten Satsuma gleicht, und sie tut mir so unendlich leid, da ich jetzt alles habe, wonach sie sich immer gesehnt hat: einen gut bezahlten, anspruchsvollen Job und einen anständigen, zuverlässigen Mann, der mich liebt.
    Ich höre ein Schniefen. Sie weint, und mein Herz zieht sich vor Schuldgefühlen zusammen, nicht nur, weil ich sie nicht schon früher angerufen habe, sondern weil ich nie fähig war, irgendetwas mit ihr zu teilen. Wir waren einander nie so nah wie etwa Emma und ihre Mutter.
    Ist es jetzt zu spät dafür? Wahrscheinlich. Aber ich fände es kleinlich, es nicht wenigstens zu versuchen.
    »Komm doch her und besuch ihn«, schlage ich spontan vor. »Ich zahle die Fahrkarte, und du kannst hier bei uns übernachten.«
    »O Maz …« Ihre Stimme bricht. »Ein kleiner Junge, hast du gesagt?«
    »Kommst du?«
    Sie zögert keine Sekunde. »Versuch gar nicht erst, mich davon abzuhalten.«
    »Gott sei Dank, sie sind weg«, seufzt Alex, nachdem die restlichen Fox-Giffords wieder zurück ins Herrenhaus verschwunden sind, wo Lucie und Seb heute ausnahmsweise übernachten, damit Alex und ich uns mit dem Baby einleben können.
    George liegt in meinen Armen. Er ist wieder eingeschlafen. Ich küsse ihn auf den Kopf.
    »Warum legst du ihn nicht für eine Weile hin?«, sagt Alex. »Du brauchst auch ein bisschen Schlaf.«
    Er hat recht. Ich bin erschöpft, doch ich will ihn nicht loslassen.
    »Er wird sich daran gewöhnen müssen, allein zu sein – und damit meine ich nur, allein in seinem Bettchen zu schlafen.«
    »Ich weiß, aber …«
    »Du kannst ihn unmöglich morgen in der Praxis die ganze Zeit mit dir herumtragen«, entgegnet Alex. »Das hattest du doch vor, habe ich recht?«
    Praxis? Wie soll ich arbeiten gehen, wenn ich mich um George kümmern muss?
    »Vielleicht kann ich morgen früh zwischen dem Stillen schnell für eine Stunde rüberfahren.« Bei der Vorstellung, in Vollzeit zu arbeiten und mich gleichzeitig um ein neugeborenes Baby zu kümmern, gerate ich in Panik. »Was ist mit dem Kindermädchen?«
    »Maz.« Ich höre einen ernsten Unterton aus seiner Stimme heraus. »Das Kindermädchen kommt erst in zwei Wochen. Du brauchst dir noch keine Gedanken übers Arbeiten zu machen.«
    »Aber das mache ich. Ich will Emma nicht alles allein überlassen. Wir müssen die Aufräumarbeiten im Otter House organisieren, einen neuen Assistenten einstellen …«
    »Izzy, Shannon und Frances helfen ihr. Du kannst so lange zu Hause bleiben, wie du willst. Möchtest du wirklich Georges erstes Zähnchen verpassen? Oder sein erstes Wort?«
    Nein, das will ich nicht, und das bringt meine Gedanken wieder zu meiner Mutter. Ich kämpfe gegen einen neuerlichen Anfall von schlechtem Gewissen. Ich war nicht fair zu ihr, vielleicht weil ich bis heute nie in der Lage war, die Situation aus ihrer Sicht zu betrachten. Sie hat das alles verpasst, da sie keine andere Wahl hatte. Sie musste arbeiten gehen, um meinen Bruder und mich zu ernähren, während Alex mir die Möglichkeit gibt, zu Hause bei unserem Baby zu bleiben – zumindest für eine Weile. Ich habe mich immer als Karrierefrau gesehen, die die Sorge um ihr Kind hauptsächlich einer Angestellten überlässt. Doch jetzt sehe ich meine Zukunft als arbeitende Mutter, die diese beiden Rollen miteinander kombiniert – und zwar vollkommen mühelos.
    »Natürlich will ich das nicht. Ich glaube nicht, dass ich es über mich bringe würde, mich auch nur eine Minute von ihm zu trennen. Danke, Alex.« Ich

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