Dann muss es Liebe sein
und professionell gereinigt worden.
Izzy und Shannon kommen zu uns herüber. Nachdem sie mich flüchtig begrüßt haben, wenden sie ihre Aufmerksamkeit sofort George zu. Alex setzt sich mit ihm aufs Sofa und nimmt ihm das Mützchen ab, damit sie sein Gesicht sehen können. (Ich habe darauf bestanden, dass er seine Mütze trägt – es ist zwar nicht kalt, doch ich möchte auf keinen Fall, dass er sich erkältet.)
Shannon beugt sich vor und redet mit ihm – mit George, nicht mit Alex. Da möchte Izzy natürlich nicht zurückstehen und geht neben ihnen in die Hocke, um näher an ihm dran zu sein. Seit ihrer Australienreise weist ihre Haut eine gesunde Bräune auf.
»Wie waren die Flitterwochen?«, frage ich.
»Großartig. Ich habe noch nie so viele Schafe gesehen.« Danach wendet sie sich gleich wieder George zu. Alex zwinkert mir zu, und mir wird klar, dass es noch eine ganze Weile so weitergehen wird. Ich bin glücklich, dass so viele Menschen meinen Sohn auf der Erde willkommen heißen wollen.
Ich blicke zu Emma hinüber und versuche, aus ihrer Miene abzulesen, was sie davon hält, dass ich das Baby mitgebracht habe. Glaubt sie, ich sei hier, um ihr mein Glück unter die Nase zu reiben?
Sie zieht die Augenbrauen hoch und schaut Richtung Flur.
Ich weiß, was sie meint. Wir müssen reden.
Ich folge ihr nach draußen. Sie zieht einen Schlüsselbund aus der Tasche ihres mit Comic-Katzen bedruckten Praxishemds – offensichtlich auch eine Neuanschaffung. Dann schließt sie die Tür auf und lässt mich hinein. Schweigend gehen wir durch die Praxis nach hinten. Ich bücke mich, hebe eine durchweichte Käfigunterlage auf und lasse sie wieder fallen.
»Was für ein Sauerei«, sage ich leise.
»Ja, aber das Otter House – na ja, es ist bloß ein Haus«, antwortet Emma. »Auf die Menschen darin kommt es an.«
»Ich hätte gedacht, du würdest abschließen und die Schlüssel wegwerfen.«
»Der Gedanke ist mir tatsächlich gekommen. Was ich über die Trennung gesagt habe – zu dem Zeitpunkt habe ich es ernst gemeint.« Emma trocknet sich mit einem Taschentuch die Augen. »Aber du hattest recht damit, dass ich besessen war. Als du angerufen und mir das Ultimatum gestellt hast, dachte ich: Was soll’s? Als dann jedoch Frances anrief und mir erzählte, dass du vermisst wurdest, da wusste ich, dass ich mich zusammenreißen und die Verantwortung für die Praxis übernehmen musste. Ich war so egoistisch, Maz. Kannst du mir verzeihen?«
»Du bist diejenige, die mir verzeihen muss«, entgegne ich und kämpfe mit den Tränen. »Du bist in den letzten Monaten durch die Hölle gegangen, und ich war nicht für dich da, nicht richtig jedenfalls, weil ich viel zu sehr mit meinen eigenen Problemen beschäftigt war, weil ich immer davon ausgegangen bin, dass du mit absolut allem fertig wirst, und weil ich mich schlecht fühlte, da ich … du weißt schon, da ich … schwanger war und du nicht.«
»Aber du brauchst mich deswegen nicht mit Samthandschuhen anzufassen«, erwidert sie. »Ich bin noch immer dieselbe wie früher.«
»Du hast dein Baby verloren. Deine Tochter«, sage ich leise. »Du hattest zwei fehlgeschlagene Versuche zur künstlichen Befruchtung, und wir haben nie wirklich darüber geredet.«
»Wir haben sie Heather genannt«, sagt Emma. »Wegen ihrer Augen, die dieselbe Farbe wie Heidekraut hatten. Ich habe sie im Arm gehalten. Sie war so schön …« Emmas Züge verhärten sich. »Du bist nicht zur Beerdigung gekommen.«
»Ich habe gelogen … Es gab gar keinen Notfall.« Jetzt ist es raus. »Es tut mir leid. Ich war einfach zu feige. Ich hatte Angst, ich könnte es nicht ertragen.«
»Aber du warst danach am Grab, nicht wahr? Die Blumen …«
Ich nicke.
»Ich wusste es. Ben hat mir nicht geglaubt.« Sie stockt. »Ich will nicht, dass du das Gefühl hast, du dürftest nicht über George reden oder ihn mit in die Praxis bringen. Ich will nicht, dass du meinetwegen traurig bist. Das soll doch eine glückliche Zeit für dich sein. Bist du glücklich, Maz?«
»Glücklicher, als ich es je in meinem Leben gewesen bin. Ich hätte niemals erwartet, dass ich ihn so sehr lieben könnte.« Ich berühre Emma an der Schulter. »Ich wünschte nur …«
»Ich weiß.« Emma lässt den Blick über die leeren Käfige gleiten. »Ich habe beschlossen, eine Pause einzulegen. Ich werde ein Jahr warten, um dir die Gelegenheit zu geben, George kennenzulernen.«
»Das musst du nicht für mich tun, Emma.« Erst jetzt, wo ich
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