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Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Titel: Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Josephine Chaos
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pro Minute. Ganz schön schnell, wenn man die sechzig bis achtzig Schläge eines gesunden Erwachsenen damit vergleicht. Wenn es denn nun wirklich ernst wird mit dem Geborenwerden, die Gebärmutter prächtig vor sich hin »weht« und das Baby millimeterweise durch das mütterliche Becken nach draußen schiebt, bekommt das Kind – das nennt man »angewandte Physik« – Druck auf die Birne. Verzeihung: auf das Köpfchen . Das zu diesem Zeitpunkt bereits mächtig clevere Babygehirn registriert diesen Druck und reguliert im Gegenzug die Herztöne nach unten. (Wer an dieser Stelle gerne ausführlicher in die Materie einsteigen möchte, sei an die Zentrale Vergabestelle für Medizinstudienplätze verwiesen. Der Rest möge sich damit zufriedengeben, dass die Herztöne immer mal wieder abfallen, wenn die Geburt kurz bevorsteht.) Und bei einer dritten Entbindung – ich wiederhole mich gerne – sollte man doch meinen, dass es denn bald mal so weit ist. Aber Pustekuchen! Es bleibt langweilig! Kein Kind, keine Geburt.
    Seltsam, denke ich bei mir, mit dieser Vorgeschichte müsste das Kind schon dreimal quer herausgefallen sein! Denn beide vorangegangenen Geburten lagen jeweils unter vier Stunden. Baby drei hingegen macht es spannend und lässt sich Zeit.

    Ich lümmele also weiter entspannt und leidlich ausgeschlafen im Aquarium herum – Chef Böhnlein hat schließlich erst vor kurzem in eine wunderschöne, unglaublich bequeme Dreisitzercouch in Nobel-Grau investiert –, esse Kekse mit Fruchtgummi und schieße mit Gemüse auf Zombies – auf dem iPhone, versteht sich, als …
    4 . 20  Uhr – Aquarium
    … ein langgezogener, unmenschlicher Schrei durch die Weiten des Kreißsaals hallt und mich gänzlich unvorbereitet von vorne trifft. Im Affekt verschlucke ich mal eben zwei Haribo-Gummidinger am Stück – herzlichen Dank aber auch! Ein gewaltiger Hustenreiz befördert die Teile zum Glück gerade noch so an der weitgeöffneten Pforte zur Luftröhre vorbei auf den richtigen Weg in den Magen. Und während ich noch schwitzend und würgend mit Sympathikus und Parasympathikus kämpfe, stürze ich auch schon los.

    Die Entbindungszimmer befinden sich nur wenige Meter vom Aquarium entfernt: Sternförmig, im Uhrzeigersinn angeordnet liegen hier Kreißsaal I bis V, welche sich gleichen wie ein Fünfling dem anderen. Nun gut, nicht ganz, denn während Mobiliar und Ausstattung der Räume zwar überall identisch sind, unterscheidet sich jeder Kreißsaal hinsichtlich seiner Wandfarbe. Es gibt Meerblau in I, Flieder in II, Sonnengelb in III, Apfelgrün in IV und – Achtung, ein bisschen eklig – Uterusrot in Nummer V!
    Ich stürme mit Anlauf durch Kreißsaaltür IV – Grün ist ja bekanntlich die Hoffnung und obendrein Solis Lieblingsfarbe –, und da liegt sie auch schon vor mir, völlig entfesselt und mit starrem Blick: Frau Pharma!

    »WAS-IST-LOS?« Ich quietsche und keuche wie eine alte Dampflok, da ich immer noch dabei bin, halb an diesem vermaledeiten Gummitier zu ersticken. O Sole Mia steht derweil achselzuckend und die Arme energisch vor der Brust verschränkt hinter dem Bett der Patientin und meint lapidar, wenn auch mit energischer Kopfbewegung in Richtung der Schwangeren: »Frau Pharma wünscht einen Kaiserschnitt! Und zwar sofort !«
    Ich muss schon wieder husten und glaube, mich sicher verhört zu haben, darum frage ich verstört und weiterhin verzweifelt nach Luft schnappend nach.
    »BITTTÄÄÄÄÄÄ????« Und zur schreienden Frau auf dem Bett gewandt: »Frau Pharma, das Kind ist fast da! Ich konnte gerade schon Haare sehen. Das geht jetzt nimmer mit dem Kaiserschnitt! Sonst müssten wir es ja wieder reinstecken!«
    Es ist so simpel wie einfach: Wenn der Muttermund vollständig und somit zehn Zentimeter weit geöffnet ist, der Kindskopf obendrein so tief im Becken der Mutter steckt, dass man ihn von außen tatsächlich sehen kann, dann schiebt man das Kind nicht wieder rein und macht einen Kaiserschnitt! Geht nicht. Macht man nicht. Ist verboten! Ällebätsch!
    Aber Frau Pharma hört mich gar nicht. Wild um sich schlagend, tretend und keifend, mit wirrem Haar und irrem Blick dreht sie sich auf dem zwei mal zwei Meter großen, runden Bett wie ein Mensch gewordener Kreisel. O Sole Mia steht derweil stoisch daneben, als ginge sie das alles gar nichts an.
    »Soli – was sollen wir denn jetzt mit ihr machen?«, japse ich hilfesuchend, während ich erfolgreich der Nierenschale ausweiche, die gerade nach mir

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