Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Danse Macabre

Danse Macabre

Titel: Danse Macabre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
anbelangt, der Geschichte
vom Haken sehr ähnlich ist. Nein, die Geschichte vom Haken
existiert nur aus einem einzigen Grund: um kleinen Kindern
eine Scheißangst zu machen, wenn die Sonne untergegangen
ist.
    Man könnte die Geschichte vom Haken modifizieren und
aus ihm ein Wesen aus dem Weltraum machen, und man
könnte die Fähigkeit dieses Wesens, die Lichtjahre zu überwinden, einem Photonen- oder Hyperantrieb zuschreiben;
man könnte ein Wesen aus einer Parallelwelt a la Clifford D.
Simak daraus machen. Aber keine dieser konventionellen
SF-Erfindungen würde aus der Geschichte vom Haken
Science Fiction machen. Sie ist nichts weiter als ein Gänsehauterzeuger, und in ihrem unverbrämten Fortschreiten,
ihrer Kürze und in der Tatsache, daß sie die Geschichte selbst
nur dazu benützt, zum Effekt im letzten Satz zu kommen,
weist sie eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit John Carpenters Halloween (dt: Halloween) auf (»Es war der Schwarze
Mann«, sagt Jamie Lee Curtis am Ende des Films. »Ja«, antwortet Donald Pleasence leise, »das war er.«) oder mit The
Fog (dt: Nebel des Grauens). Beide Filme sind außerordentlich angsteinflößend, aber die Geschichte vom Haken war
vorher da.
    Wesentlich scheint hierbei zu sein, daß Horror, Entsetzen,
einfach ist, ungeachtet von Definitionen oder rationalistischem Denken. In einer Titelgeschichte von Newsweek mit
der Überschrift »Hollywoods Scary Summer« - »Hollywoods
Sommer der Angst« -, eine Anspielung auf den Sommer des
Jahres 1979, den Sommer von Phantasm, Prophecy, Dawn of
the Dead (dt: Zombie), Nightwing und Alien, schrieb der Verfasser, daß das Publikum während der großen Angstszenen
von Alien eher geneigt schien, vor Ekel zu stöhnen als vor
Entsetzen zu schreien. Die Wahrheit dessen kann man nicht
bestreiten; es ist schlimm genug, ein gelbes, gallertartiges
Krabbenwesen zu sehen, das jemandem auf dem Gesicht
klebt, aber die unrühmliche Szene der aufplatzenden Brust,
die danach kommt, ist ein Quantensprung an Grausamkeit ..-, und es geschieht auch noch am Eßtisch. Das reicht
wirklich aus, einem das Popcorn vergehen zu lassen.
    Die größte Annäherung an eine Definition oder vernunftgemäße Erläuterung, die ich wagen möchte, ist die These,
daß das Genre auf drei mehr oder weniger separaten Ebenen
existiert, wobei jede etwas weniger fein als die vorangehende
ist. Das beste Gefühl ist Schrecken, jene Empfindung, die in
der Geschichte vom Haken heraufbeschworen wird, ebenso
in dem ehrwürdigen alten Klassiker »The Monkey’s Paw« (dt:
»Die Affenpfote«). Wir sehen in keiner der beiden Geschichten etwas richtiggehend Häßliches; in einer haben wir den
Haken, in der anderen die Pfote, die, getrocknet und mumifiziert, sicher nicht schlimmer sein kann als diese Hundescheiße aus Plastik, die in jedem Scherzartikelladen verkauft
wird. Das, was der Verstand sieht, macht diese Geschichten
zu fundamentalen Geschichten des Schreckens. Es sind die
unangenehmen Spekulationen, die einem einfallen, wenn in
der letztgenannten Geschichte das Klopfen an der Tür anfängt und die alte Frau eilt, um zu öffnen. Als sie die Tür aufreißt, ist außer dem Wind nichts da …, aber was, fragt sich der
Verstand, hätte dasein können, wenn ihr Mann den dritten
Wunsch nicht rechtzeitig ausgesprochen hätte?
    Als Kind bereiteten mir die Horror-Comics von William M.
Gaines Zähneklappern The Haunt of Fear, Tales from the
Crypt, The Vault of Horror plus sämtliche Gaines-Nachahmer (wie eine gute Platte von Elvis, wurden die Magazine
von Gaines oft kopiert, aber nie erreicht). Für mich summieren diese Comics aus den fünfziger Jahren immer noch die
Quintessenz des Horrors, einer Empfindung, die etwas weniger schön ist, weil sie nicht völlig vom Verstand kommt. Horror fordert auch eine körperliche Reaktion heraus, indem er
uns etwas zeigt, das physisch falsch ist.
Ein typischer E.-C.-Reißer* geht folgendermaßen: Die
    Geschichten aus den E.-C.-Comics - die Initialen stehen für »Entertaining Comic« -, die als Hefte deutsch nie herausgegeben wurden, erscheinen seit einiger Zeit unter dem Titel Phantastische Geschichten (derzeit zwei Bände). Die Auswahl umfaßt nicht nur Horror-, sondern
auch SF-Comics.
(Anm.d.Übers.)
    Frau des Helden und ihr Freund beschließen, den Helden aus
dem Weg zu schaffen, damit sie fliehen und anschließend heiraten können.
    In fast allen unheimlichen Comics der fünfziger Jahre werden Frauen als etwas überreif, verführerisch fleischig und

Weitere Kostenlose Bücher