Danse Macabre
Weekly
Reader aktuelle Ereignisse zu nennen pflegte, herzustellen.
Dieses Buch ist lediglich ein Spaziergang durch diese Welt,
durch alle Welten von Fantasy und Horror, die mich entzückt
und entsetzt haben. Es hat kaum einen Plan oder eine Ordnung, und wenn Sie ab und zu an einen Jagdhund mit nicht
besonders ausgeprägter Nase denken müssen, der hin und
her springt und jedem interessanten Geruch folgt, den er
wahrnimmt, so macht mir das nichts aus.
Aber es ist keine Jagd. Es ist ein Tanz. Und manchmal machen sie die Lichter im Ballsaal aus.
Aber wir werden dennoch tanzen, Sie und ich. Auch im
Dunkeln. Ganz besonders im Dunkeln.
Würden Sie mir die Ehre erweisen?
II
GESCHICHTEN VOM HAKEN
l
D
ie Trennlinie zwischen Fantasy und Science Fiction
(denn strenggenommen haben wir es mit Fantasy zu
tun; Horror ist lediglich eine Unterabteilung dieses größeren
Genres) ist ein Thema, das an irgendeiner Stelle bei fast
jedem Fantasy- oder Science-Fiction-Konvent zur Sprache
kommt (und für diejenigen unter Ihnen, die mit der Subkultur nicht vertraut sind, davon finden jedes Jahr buchstäblich
Hunderte statt). Wenn ich für jeden Artikel zum Thema Abgrenzung von Fantasy und SF, der in den Spalten der Amateurzeitschriften und der Profizeitschriften beider Genres erscheint, einen Nickel bekommen würde, könnte ich mir
davon die Insel Bermuda kaufen.
Diese Defintionsfrage ist eine Falle, und ich kann mir kein
langweiligeres akademisches Thema vorstellen. Es ist wie
endlose Diskussionen über das Versmaß moderner Dichtung
oder die mögliche Aufdringlichkeit bestimmter Interpunktion in Kurzgeschichten, und somit im Grunde genommen
eine müßige Diskussion darüber, wieviele Engel denn nun
auf einem Stecknadelkopf tanzen können; sie wird erst dann
interessant, wenn die an der Diskussion Beteiligten betrunken oder graduierte Studenten sind - zwei Zustände etwa vergleichbarer Inkompetenz. Ich werde mich damit begnügen,
das offensichtlich Unbestreitbare anzuführen: Beides sind
Werke der Phantasie, beide versuchen, Welten zu erschaffen,
die nicht existieren, nicht existieren können oder noch nicht
existieren. Natürlich gibt es einen Unterschied, aber Sie können Ihre eigene Grenzlinie ziehen - und wenn Sie das versuchen, dann werden Sie feststellen, daß es wahrhaftig eine
sehr unregelmäßige Grenze ist. Alien (dt: Alien), zum Beispiel, ist ein Horror-Film, auch wenn er mehr in wissenschaftlichen Extrapolationen verwurzelt ist als Star Wars (dt: Krieg
der Sterne). Star Wars ist ein Science-Fiction-Film, doch müssen wir die Tatsache bedenken, daß es eine SF von der E.E.
»Doc« Smith/Murray Leinster »Hieb-und-Stich«-Schule ist:
ein Western im Weltall, der vor PIONIERGEIST geradezu trieft.
Irgendwo zwischen diesen beiden, in einer Pufferzone, die
vom Film kaum benützt worden ist, existieren Werke, die
Science Fiction und Fantasy auf eine unbedrohliche Weise
miteinander verbinden Close Encounters of the Third Kind (dt: Unheimliche Begegnung der dritten Art) zum Beispiel.
Sie werden sicher einsehen, daß ich mich bei dieser Vielzahl von Unterscheidungen (und jeder hingebungsvolle
Science-Fiction- oder Fantasy-Fan könnte ein Dutzend weitere anführen, von utopischer Literatur, dystopischer Literatur, Sword and Sorcery - »Schwert und Magie« -, Heroic Fantasy, Future History und so weiter bis zum Sonnenuntergang)
nicht darauf einlassen möchte, diese spezielle Tür weiter aufzumachen, als unbedingt notwendig ist.
Lassen Sie mich anstelle von Definitionen ein paar Beispiele anführen, dann werden wir im Text fortfahren. Und
was wäre ein besseres Beispiel als Donovan’s Brain?
Horror-Literatur muß nicht notwendigerweise unwissenschaftlich sein. Curt Siodmaks Roman Donovan’s Brain (dt: Der Zauberlehrling bzw. Donovans Gehirn) geht von einer
wissenschaftlichen Grundlage zu unverblümtem Horror über
(ebenso wie Alien). Er wurde dreimal verfilmt, und alle Versionen hatten hinreichenden kommerziellen Erfolg. Buch
und Filme konzentrieren sich auf einen Wissenschaftler, der
zwar nicht vollkommen verrückt ist, aber ganz eindeutig an
der äußersten Grenze der Vernunft operiert. Somit können
wir ihn in eine direkte Abstammungslinie vom ursprünglichen wahnsinnigen Laborarbeiter bringen, Victor Frankenstein.* Dieser Wissenschaftler hat mit einer Technik experimentiert, die das Gehirn am Leben erhalten soll, nachdem
der Körper gestorben ist - genauer, in einem Tank, der mit
einer elektrisch geladenen Salzlösung gefüllt
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