Dante Valentine 02 - Hoellenritt
stehen, die Arme vor der Brust gekreuzt, ein mageres Mädchen mit aufgeschrammten Knien, in dessen kindlichen dunklen Augen sich das Wissen um etwas unfassbar Schreckliches spiegelt. Erinnere dich. Erinnere dich.
Ich konnte mich nur noch an einen letzten verzweifelten Schrei erinnern. Der Name, der ständig in meinem Herzen und meinem Kopf herumgeisterte, das Gebet, das mir blieb, wenn alles andere versagte.
Japhri…
Plötzlich flammte in meiner linken Schulter ein Schmerz auf, als würde mir der linke Arm millimeterweise aus dem Gelenk gerissen. Trotz des erstickenden Etwas, das sich meine Kehle hinabschob, entrang sich mir ein dumpfer Schrei. Schwarzes Dämonenblut prasselte auf den Betonboden, und dann folgte eine riesige Explosion.
Feuer. Rotes Feuer.
Es klang, als lasse ein Donnerschlag alle Glasgefäße des Universums zerbersten, als regne jeder Stern explodierende, feurige Zerstörung herab, als erschüttere ein gigantisches Erdbeben die Welt und ließe das Eis aller Gletscher auf einmal zersplittern. Und endlich drang kühle Luft in meine Kehle.
Es brannte, fast so schlimm wie das, was Mirovitch mir angetan hatte. Mein Körper kämpfte verzweifelt ums Überleben, jede dämonenstarke Zelle bäumte sich gegen den Tod auf. Plötzlich glitten meine misshandelten Eingeweide mit einem schmatzenden Geräusch in meine Bauchhöhle zurück und ließen meine Knochen erbeben. Eine Ladung Psinergie raste mir über die Haut, und wieder schrie ich durch das Ektoplasma hindurch.
Etwas war geschehen.
Erinnere dich, Dante. Erinnere dich. Christabels Stimme, jetzt die der Erwachsenen, wie eine Glocke, deren Klang die ganze Welt erfüllt, Christabel, die mich aus dunklen Augen ansieht. Erinnere dich. Erinnere dich.
Ich rollte mich mit letzter Kraft auf die Seite, würgte und hustete den Gestank von Staub, Kreide und Rasierwasser aus mir heraus, schnaubte ihn durch die Nase aus. Schleimige, eiweißfarbene Ektoplasmatropfen spritzten nach allen Seiten und zerfielen innerhalb von Sekunden. Ich würgte und würgte, musste mich aber nicht übergeben.
Können Teildämonen sich nicht übergeben? Bei dem Gedanken musste ich lachen. Ich kicherte wie eine Verrückte, während ich mich mühsam in den Vierfüßlerstand hochdrückte. Mein Bauch war ein einziges Flammenmeer. Ich packte den Griff meines Schwertes, der von abstoßenden Flüssigkeiten überzogen war. Psinergie schoss mit solch einer Kraft meinen Arm hinauf, dass ich einen schwachen Schrei ausstieß. Dann klappte ich, das Schwert fest mit der krampfenden rechten Hand umklammert, wieder zusammen. Meine zerrissenen Schutzschilde versuchten verzweifelt sich zu schließen. Mein ganzer Körper zuckte, meine Stirn schlug auf dem Boden auf, mir rasten unerträgliche Schmerzen durch den Bauch, so sehr rebellierten meine misshandelten Innereien.
„Dante.“ Die Stimme war sanft und wohltönend, weich wie alter Brandy, der die Kehle hinunterrinnt und im Magen ein Feuer entfacht. „Was hast du getan?“
Wieder entrang sich mir ein schwacher Schrei, ich wand mich vor Schmerzen, und dann erbrach ich einen Riesenschwall Ektoplasma, vermischt mit schwarzem, rauchendem Dämonenblut. Schlagartig fühlte ich mich besser – nur noch zu drei Vierteln tot.
Warme Finger schlossen sich um meinen Nacken. „Ganz ruhig.“ Und dann zuckte ein unglaublicher Psinergieblitz durch mich hindurch. Meine Schutzschilde glühten auf und wurden innerhalb von Sekundenbruchteilen wieder ganz, nur die tiefen, blutenden Wunden in meinem Gehirn klafften immer noch.
Ich lag auf der Seite. Eine warme Hand strich mir über die Wange. „Du bist wahrlich tollkühn, Hedaira“, sagte er leise. „Ich vermute, du hast deine Gründe. Bleib jetzt erst mal ganz ruhig liegen.“
Ich stemmte mich in eine sitzende Position hoch – endlich gehorchte mir mein Körper wieder, jetzt, während sich der herzzerreißende Schmerz in meiner Brust legte. Die Leere, die seine Abwesenheit hinterlassen hatte, jene Leere, die mir schon alltäglich geworden war, war verschwunden. Meine linke Schulter schmerzte nicht mehr. Stattdessen pumpte das Mal Wellen heißer, sanfter Psinergie durch meinen Körper, jede ein wenig wärmer und intensiver als die vorige. „Nein“, flüsterte ich, und es klang eher wie ein schmerzvolles Krächzen. Ich musste husten und würgte einen weiteren Riesenklumpen Ektoplasma heraus. Mein Magen bäumte sich auf. „Nein. Du bist doch verbrannt.“
Ich hob den Kopf.
Und blickte in seine dunklen
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