Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
Strahlung in mein Fleisch kroch, und wieder überlief mich ein Schauder. Der Gleiter warf in der tief im Westen stehenden Sonne lange Schatten. Wir hatten den ganzen Tag über der Stadt gekreist, unter uns weit und breit nur verbogenes Metall und alte, zerstörte Gebäude.
    Vann versuchte es noch einmal. „Lasst uns wenigstens mitkommen. Und wenn auch nur zu ihrem Schutz.“
    Japhrimel schüttelte den Kopf. Er überprüfte eine seiner Silberwaffen, sah an ihrem Lauf entlang und ließ sie dann wieder verschwinden. „Mehr Schutz als mich braucht sie nicht, und wenn ich es nicht schaffe, sie zu beschützen, stünden deine Chancen wohl kaum besser. Nein, Vann. Ihr bleibt hier.“
    „Mein Gebieter.“ Diesmal sprach McKinley, der noch blasser aussah als sonst. „Die Dämmerung bricht bald herein. Tiens …“
    „Nein.“ Japhrimels Ton duldete keinen Widerspruch.
    Lucas schlang sich einen Patronengurt über die Schulter und zurrte ihn fest. „Scheiß Sonne“, murmelte er. „Scheiß Vegas. Scheiß alles.“
    Ich stimmte ihm aus tiefstem Herzen zu. Immerhin waren meine Klamotten noch heil und nicht allzu dreckig. Ich fuhr mir mit der Hand durchs Haar und zuckte zusammen, als ich auf lauter Knoten stieß. Mein Herz raste, und in meinem Kopf rauchte das dünne rote Band aus Wut. Meine Schutzschilde knackten, und ein weiterer Psinergiestoß verstärkte die hauchdünnen energetischen Krusten. Ich war ganz und gar nicht in der Verfassung, mich mit jemandem anzulegen, schon gar nicht mit dem Teufel.
    Meine Fingerknöchel bewegten sich auf den weichen, warmen Griff des Messers zu, und der Rest meiner linken Hand schloss sich fest um Fudoshins Knauf. Durch die Siegel drang der Geruch von kochendem Glas und glühend heißem Sand herein, und am weit entfernten Horizont tanzten glänzende Luftspiegelungen.
    Das Schwert tötet nichts, flüsterte die Stimme meines Lehrers in meinem Kopf. Es ist der Wille, der deine Feinde tötet.
    Hoffentlich stimmte das. Der alte Jado hatte mir dieses Schwert überreicht, und es hatte sich bereits einmal in Luzifers Fleisch gebohrt, ohne zu zerbrechen.
    Sekhmet sa’es. Gebieterin, ich rufe Dich an. Du hast mir schon einmal geantwortet. Sei mit mir, ich flehe Dich an. Der Glaube war viel zu tief in mir verwurzelt, als dass ich ihm hätte entfliehen können. Vierzig Jahre oder mehr hatte ich zu dem Gott des Todes gebetet, der mein ganz persönlicher Schutz gegen die unendliche Weite gewesen war, die sich jenseits dessen erstreckt, was Menschen begreifen können.
    Jetzt betete ich zu einer Göttin, und ich konnte nur hoffen, dass Sie mich erhörte. Mit der rechten Hand fuhr ich an das knotige Ende des silberummantelten Baculums an meinem Hals. Jace’ Halskette ruhte ruhig auf meinem Schlüsselbein, und ihr Gewicht fühlte sich tröstlich an. Ausnahmsweise waren einmal alle Stimmen in meinem Kopfstill.
    Sie warteten.
    Japhrimel trat an den Rand des silbernen Doppelkreises. Die Glyphen zwischen Innen- und Außenring reagierten, indem sie sich zu einem einzigen Lichtstreifen verdichteten, der ohne auch nur einmal zu stocken durch den rauen Metallboden lief. „Es ist so weit.“
    Eve öffnete die gasflammenblauen Augen. Geschmeidig erhob sie sich und warf den Kopf in den Nacken. Mit meiner dämonischen Sehfähigkeit konnte ich wahrnehmen, wie ihr Herzschlag in jener geheimen Vertiefung pulsierte, stark und doch so verletzlich.
    „Gespielin. Du bist eine Schachfigur in dieser Auseinandersetzung.“ Japhrimels Stimme war tonlos. Er stand da wie üblich, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, den Kopf leicht zur Seite geneigt, als wäre die Dämonin vor ihm nichts als ein interessantes Objekt in einem Einmachglas.
    Eve starrte mich über seine Schulter hinweg an. An meiner Hüfte summte das Messer. „Nur eine Schachfigur, Ältester?“ Ihre Stimme war vertraut, und aus dem Kreis entwich ein Hauch ihres Geruchs – frisches Brot, schwerer Moschusduft und etwas Würziges, etwas rein Dämonisches. „Und wer ist die Königin?“
    „Keiner von uns kann tun, was er will.“ Japhrimel zuckte mit den Schultern, und ausnahmsweise galt das mal nicht mir.
    „Bist du dir da so sicher?“ Sie deutete auf den Kreis, der sie gefangen hielt. „Ich soll also die Gefangene spielen. Auch gut. Wirst du mich in Ketten legen?“
    „Für solch eine Theatralik sehe ich keine Notwendigkeit.“ Japhrimel hatte sich nicht bewegt, dennoch wurde das Summen des Kreises langsamer und tiefer. „Obwohl wir, würde ich

Weitere Kostenlose Bücher