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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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wollen.“
    „Du hast mich verraten!“, gab ich zurück. „Ich warne dich, Lucas. Nimm mich nicht auf die Schippe. Dafür bin ich nicht in der richtigen Stimmung.“
    „Ich habe mir diesen Mist lange genug mit angesehen.“ Er hatte die gelben Augen zusammengekniffen, und trotz seiner herabhängenden Schultern und der verschränkten Arme stand Lucas kurz davor, die Beherrschung zu verlieren. Falls er ein Messer oder eine Plaswaffe zog – was würde ich dann tun?
    Die Maschine in meinem Kopf, die Möglichkeiten und Folgen gegeneinander abwog, gab mir die einzig mögliche Antwort: Wenn er auf mich losging, würden wir ja sehen, ob er wirklich so todlos war, wie alle behaupteten.
    Vor langer Zeit, noch bevor Japhrimel mich verwandelt hatte, hatte ich ihm in einer Bar in Rio gegenübergestanden, mit einem Dämon im Schlepptau und beinahe zu verängstigt, um ein Wort rauszubringen. Und jetzt überlegte ich mir ganz ruhig, wie ich ihn umbringen würde, bevor er mich ins Jenseits beförderte.
    Ach ja, wie die Zeiten sich doch ändern.
    „Ich muss zugeben, am Anfang warst du ziemlich gewitzt“, fuhr Lucas fort, und ich zwang mich, ihm zuzuhören. „Aber du wirst immer bescheuerter. Dich auf die Palme zu bringen und zuzusehen, wie du alles kaputtmachst, was dir im Weg steht, ist zwar bis zu einem gewissen Grad ganz lustig, aber es bringt uns nicht weiter.“
    „Wo ist Leander?“ Ich wollte nicht hören, für wie blöd Villalobos mich hielt. Mir war es egal, ob ich eine Närrin war oder nicht. Ich wollte nur noch eins – einen Dämon umbringen, und allmählich war mir ziemlich egal, welchen.
    Lucas starrte durch mich hindurch. In seinem schmalen, blässlichen Gesicht las ich nur Verachtung. „Die Frage fällt dir jetzt erst ein? Ein Glück, dass du nicht auf mich stehst, sonst hätte ich jetzt noch mehr Ärger am Hals.“
    Das war total unpassend. „Behalt deine gottverdammten Kommentare für dich, Villalobos.“ Wenn Leander nicht in der Lage gewesen war mitzuhalten, würde es Kgembe dann besser ergehen?
    War es schlimm, dass mir das egal war? Der Gedanke traf mich wie ein Nadelstich in eine taube Stelle. Er war doch schließlich ein Mensch.
    Aber er hatte seine Entscheidung getroffen.
    Du klingst genau wie ein Dämon, Dante. Er hat seine Entscheidung getroffen, tut mir leid, nichts zu ändern.
    Unruhig trat ich von einem Fuß auf den anderen.
    „Vielleicht ist es aber mal fällig, dass du das hörst. Du hast totale Scheiße gebaut, und es wird noch schlimmer kommen. Ich führe jeden Auftrag zu Ende, aber …“
    „Lucas.“ Japhrimel sprach leise, übertönte aber mühelos unseren Streit. „Es reicht.“
    Als wenn es nötig gewesen wäre, uns daran zu erinnern, wer hier das Sagen hatte. Wir starrten uns an, Lucas und ich, und ich verspürte plötzlich das Bedürfnis, ihm das hässliche Gesicht einzuschlagen. Das Messer zitterte in meiner Hand, und ich fragte mich, wie viel Schaden es – auch wenn es eigentlich eine Waffe gegen Dämonen war – wohl bei diesem Mann anrichten konnte, den der Tod abgewiesen hatte.
    „Denkst du darüber nach, Valentine?“, sagte er ganz sanft.
    Falls Lucas jemals eine Geliebte haben sollte, würde er vielleicht in diesem tödlich leisen Ton mit ihr sprechen, mit einer Zärtlichkeit, unter der sich eiskalte Wut verbarg. „Versuch es nur. Der Kampf würde sich wirklich lohnen. Aber bevor du loslegst, solltest du dir lieber mal überlegen, wer mit Leander in dem Gleiter war. Glaubst du, sie hat auch nur einen Moment gezögert, um ihn zu retten? Glaubst du, sie hat auch nur einen Gedanken an ihn verschwendet? Du bist benutzt worden, und wenn es nicht so erbärmlich wäre, könnte man sich fast darüber kaputtlachen, wie du jedem Holzweg folgst, auf den Blauauge dich führt …“
    Ich warf mich auf ihn, aber schon stand Japhrimel neben mir und packte mich am Handgelenk. Ich hatte bereits das Messer hochgerissen, dessen Summen sich plötzlich in ein Sirenengeheul verwandelt hatte. Stoß zu! Töte! Vergieß Blut!
    „Lucas. Wir haben eine Abmachung getroffen.“
    „Und bis jetzt habe ich mich auch daran gehalten, nicht wahr?“ Villalobos’ Grimasse war eher ein Zähneblecken als ein Lächeln. „Du bist ebenfalls ein Idiot, Dämon. Du hättest tun sollen, was getan werden musste, solange du die Möglichkeit dazu hattest.“
    „Ich habe dich nicht um deine Meinung gebeten.“ Japhrimel spannte die Hand an, ließ sie wieder locker, und der Saum seines Mantels raschelte leise.

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