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Darf ich meine Oma selbst verbrennen?

Darf ich meine Oma selbst verbrennen?

Titel: Darf ich meine Oma selbst verbrennen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wilhelm
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ist?«
    »Der ist doch ganz teuer.«
    »Aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass einer, der von Gummersbach kommt, billiger sein soll.«
    »Gummpeldingenshausen heißt das.«
    »Noch schlimmer, das kenne ich gar nicht«, beklagt sich die alte Frau. »Ich wäre ja zu dem da drüben gegangen. Alle anderen, die bei dem waren, die waren sehr zufrieden.«
    »Aber der ist teuer, Mama. Der Mann hier am Telefon ist billig.«
    »Und wie soll das gehen? Der holt jetzt den Papa am Krankenhaus ab«, fragt Frau Schlatt. »Und dann nimmt der den mit nach Gelsenkirchen?«
    »Nach Gummpeldingenshausen!«
    »Und was soll Papa da? Das ist doch weit weg. Und dann bringen die den wieder hier auf den Friedhof?«
    »Keine Ahnung, ich ruf den nochmal an«, sagt Jutta und tut das auch.
    Nein, er nehme den Toten mit, dann komme der in den Sarg, den man sich im Internet ausgesucht habe, und dann käme der Tote nach Tschechien, da sei es sehr schön, und da würde der verbrannt und beigesetzt.
    »Wie jetzt? In Tschechien? Wo ist das denn?« Frau Schlatt ist entsetzt. »Ich will ein ganz normales Grab, hier auf dem Friedhof, wo ich dem Papa Blumen hinbringen kann.«
    Tochter Jutta gibt das an den Internetbestatter weiter, und der beruhigt sie: »Das geht ja auch, kein Problem, ist bloß ein bisschen teurer.«
    »Wie viel denn?«
    »Das kann ich jetzt so aus der Hüfte nicht sagen, aber mit 499 Euro kommen wir dann nicht hin.«
    »So ungefähr.«
    »So ungefähr? Na ja, ich würde mal sagen, so mit einem mittleren Sarg und einer Urne … Na ja, so an die achtzehnhundert Euro. Ohne Grab, versteht sich.«
    »Das wird dann aber doch ziemlich teuer«, meint Jutta, und der Bestatter sagt: »Sie wollen ja was Besonderes, das kostet dann. Tschechien gibbet für vier neunundneunzig.«
    Tochter Jutta bedankt sich, legt auf und blickt ratlos in die Runde.
    »Könn’wer nicht doch zu dem da drüben gehen?«, fragt Frau Schlatt ganz vorsichtig, und Jörn meldet aus dem Hintergrund: »Es gibt zwei Gummpeldingenshausen, eins in Bayern und eins in Thüringen.«
    »Kinder, ist ja lieb von euch und eurem Herrn Endreut, aber ich geh jetzt zu dem da drüben. Ruft mir bloß beim Herrn Endreut in Gummersbach an, nicht dass der doch noch herkommt. Ich geh da rüber!«
    Jutta hebt resignierend ihre Schultern, und Jörn schaut kurz von seinem Smartphone auf: »Bis zu dem Gummpeldingenshausen in Thüringen sind es über fünfhundert Kilometer.«
    »Ich geh da rüber!«

Ausstattungsfragen
    »Haben Sie denn keine Kutsche? Ich meine – so eine schwarze Kutsche mit sechs oder acht Pferden? Es gibt doch solche Leichenkutschen, so eine will ich für meinen Vater. Der soll anständig zum Friedhof gebracht werden, nicht in einem gewöhnlichen Mercedes.«
    Das sagt Herr Schuster zu mir und ich nicke zunächst mal nur. Es gibt tatsächlich Firmen, die solche Kutschen mitsamt Pferden extra für außergewöhnliche Beerdigungen verleihen. Das ist aber sehr teuer und aufwendig, und so kommt es, dass der Kutschenverleih zwar gut im Geschäft ist, seine Fahrzeuge und Pferde aber hauptsächlich an in- und ausländische Filmgesellschaften vermietet, die historische Filme drehen.
    Herr Schuster hat uns, wie das bei Sterbefällen oft so ist, mehrere Schubladen voller Unterlagen seines verstorbenen Vaters gebracht, die wir aussortieren sollen. Während ich mit ihm im Beratungszimmer sitze, sind im benachbarten Büro meine Mitarbeiterin Frau Büser und die angestellte Bestatterin Sandy schon damit beschäftigt, die Unterlagen zu sichten. In erster Linie geht es darum, herauszufinden, wie viele Lebens- und Sterbeversicherungen der alte Herr abgeschlossen hatte.
    Hier ist der Sohn, Herr Schuster, sehr zuversichtlich und rechnet offenbar mit einer großen Summe.
    »Und Blumen! Überall soll es Blumen geben, ein ganzes Meer gelber Blüten, in dem der Sarg fast versinkt.«
    Blumen bei Beerdigungen sind teuer, das ist nun mal so, und ich rechne ihm vor, dass sein Blumenmeer fast tausend Euro kosten wird. Er tut das mit einer fast schon ärgerlichen Handbewegung ab. Geld spiele doch keine Rolle, er habe seinem Vater so viel zu verdanken, und deshalb dürfe er sich jetzt bei der Bestattung nicht lumpen lassen.
    »Eine ganzseitige Anzeige in der Zeitung, nur für meinen Vater, mit ganz wenig Text, aber den Namen schön groß und mit einem Kreuz, das von einer Rosenranke umwunden ist.«
    Wieder gibt er fast zweitausend Euro aus, die nicht wirklich nötig wären. Doch er ist noch nicht

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