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Darf ich meine Oma selbst verbrennen?

Darf ich meine Oma selbst verbrennen?

Titel: Darf ich meine Oma selbst verbrennen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wilhelm
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klappt.«
     
    Manni stöpselt die Bohrmaschine ein, steckt den Quirl vorne drauf und beginnt, das Wasser im Eimer zu rühren. Und siehe da, es dreht sich perfekt, ein Strudel bildet sich, und als Manni endlich den Schlagbohrgang einlegt, mit dem man zum Beispiel die Betondecke des Führerbunkers durchdringen könnte, beginnt das Wasser in einer eleganten Säule aus dem Eimer emporzusteigen.
    Frau Himmelgarth-Rockstroh frohlockt:
    »Supi! So muss das sein, das ist ja hervorragend! Sehen Sie, es geht doch! Merken Sie, wie die Energie aus dem Kosmos nun hier einströmt?«
    Sie nimmt einen tiefen Atemzug, klopft Manni anerkennend auf die Schulter und verabschiedet sich. Sie müsse noch eine Reiki-Stunde absolvieren, und die Zeit dränge nun.
     
    Ich atme ebenfalls tief durch, aber nicht, weil ich die kosmische Energie verspüre, sondern weil die gute Frau endlich sich und ihren etwas nach sehr lange totem Hund riechenden Pullover aus meiner Gegenwart entfernt.
    Manni rührt noch einige Sekunden, dann stellt er den Quirl ab:
    »Können wir aufhören?«
    »Ja, klar!«
    »Und jetzt? Waschen wir den Verstorbenen mit diesem Wasser?«
    »Ja, wenn die das so wünschen. Es muss halt eben linksherum gedrehtes Wasser sein.«
    »Chef?«
    »Ja?«
    »Das dreht sich aber rechtsherum.«
    »Wie bitte?«
    »Ja, ganz eindeutig, es dreht sich rechtsherum.«
    »Komm, wir erledigen unseren Job, bevor die wiederkommt.«
    »Jau, besser ist das.«

Diabetes
    »Der hat das aber mindestens vier Mal am Tag benutzt.«
    »Das mag ja sein, Frau Schuster, aber Ihr Mann braucht im Sarg wirklich kein Blutdruckmessgerät mehr.«
    »Das ist ja auch kein Blutdruckmessgerät, sondern ein Blutzuckermessgerät.«
    »Braucht er auch nicht.«
    »Ja aber, er hat das doch so oft genommen.«
    »Sicher, aber jetzt ist er doch tot, da benötigt er so was alles nicht mehr.«
    »Und wenn es ihm schlechtgeht?«
    »Frau Schuster, der Tod ist auch immer das Ende aller Krankheit und jeglichen Leidens. Ihr Mann wird ganz bestimmt kein Blutzuckermessgerät mehr brauchen.«
    »Könnten Sie es ihm trotzdem in den Sarg legen?«
    »Ja natürlich, das können wir machen. Darum geht es auch gar nicht. Wir legen gerne persönliche Gegenstände mit in den Sarg. Ich wollte Ihnen nur klarmachen, dass er speziell dieses Gerät nicht mehr verwenden wird.«
    »Hat er aber sonst immer gemacht.«
    »Aber jetzt ganz sicher nicht mehr.«
    »Nicht mehr?«
    »Nee.«
    »Wenn Sie das sagen – Sie müssen sich ja da auskennen, als Bestatter, ich war ja noch nie tot.«
    »Ich auch nicht.«
    »Und woher wollen Sie dann wissen, was die da unten im Sarg noch alles machen?«
    »Die machen nichts mehr, die liegen einfach nur so da.«
    »Hm, da könnten Sie recht haben, das hat er zu Hause auch immer gemacht.«
    »Was?«
    »Nur so daliegen, der hat die meiste Zeit nur so herumgelegen, tagsüber auf dem Sofa und abends im Bett. Viel hat der ja nicht mehr gemacht, nur so herumgelegen.«
    »Na sehen Sie, dann legen wir ihm sein Blutzuckermessgerät mit in den Sarg, so als Andenken, und dann ist es gut.«
    »Ja, so machen wir das. Nee, Sie haben wirklich recht, der lag immer nur so rum.«

Die Aktie
    »Mein Franz hatte da so eine Aktie von seinem Fußballverein gekauft.«
    »Aha.«
    »Da waren die noch ganz billig, und jetzt sind die gestiegen.«
    »Von einer Aktie wird man aber nicht reich.«
    »Für mehr Aktien hatten wir kein Geld.«
    »Sicher, das kann ich verstehen.«
    »Und meinen Sie, dass das geht?«
    »Dass was geht?«
    »Na, das mit der Aktie?«
    »Ich verstehe nicht ganz. Ihr Mann ist verstorben und soll nun eingeäschert werden. Weil er so ein Fußballfan war, bekommt er die Urne Modell 43, die aussieht wie ein Fußball. Was hat das jetzt mit der Aktie zu tun?«
    »Na, hören Sie mal, das liegt doch wohl auf der Hand.«
    »Auf der Hand vielleicht, aber bis in mein Hirn ist es noch nicht vorgedrungen. Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen.«
    »Die Aktie!«
    »Ja, die Aktie, und was ist mit der Aktie?«
    »Sie kennen sich aber auch wirklich nicht mit Fußball aus.«
    »Ein bisschen schon.«
    »Wenn man eine Aktie hat, was hat man dann?«
    »Ein Stück Papier?«
    »Ja, und weiter? Was ist so eine Aktie?«
    »Ein Anteilsschein, würde ich sagen.«
    »Sehen Sie, jetzt kommen wir der Sache doch ein bisschen näher.«
    »Und was hat diese Aktie jetzt mit der Feuerbestattung Ihres Mannes zu tun?«
    »Meinem Mann gehörte also theoretisch ein Stückchen vom Fußballverein.«
    »Könnte man so

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