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dark canopy

Titel: dark canopy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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sah. Ich spürte ihre Blicke. Ich sah über die Schulter. Neél war noch da, er war mir nachgerannt, aber in seinen Augen erkannte ich einen Hauch von Resignation und gleich dahinter wahre Furcht. Er wusste auch von ihrer Anwesenheit. Und dann brachen sie durchs Unterholz. Sie waren zu dritt, Giran und zwei andere. Dicht am Ufer schnitten sie mir den Weg ab. Hatten sie auf mich gewartet?
    Der Fluss war hier zu tückisch, um ihn zu überqueren, aber lieber sollte das Wasser mich töten als die Percents. In meiner Waffe waren noch zwei Schuss Munition, ehe ich nachladen musste; dass Neél eine weitere Pistole hatte, war unwahrscheinlich. Die drei Percents, die uns mit überheblichen Gesichtern entgegenkamen, waren mit Armbrüsten und Pistolen bewaffnet, von den Messern und Bögen, die sie bei sich trugen, ganz zu schweigen.
    »Es ist vorbei«, sagte Giran.
    Mir lag eine bittere Zustimmung auf der Zunge. Ich hob den rechten Arm als Zeichen, dass ich mich ergab. Der angeschossene Arm hing kraftlos herab.
    »Sie gehört mir!«, rief Neél hinter mir. Aber angesichts unserer drei Gegner, die auf seine Meinung nichts geben würden, wirkte das wenig überzeugend.
    Giran lachte, es war ein bitteres, verletztes Lachen. »Ach so, ich verstehe. Dir gebührt das Vorrecht, denkst du. Weil du ein Optimierter bist, etwas Besseres.«
    »Das hat nichts mit ihr zu tun«, gab Neél zurück.
    »Nein, es hat mit dir und mir zu tun und der simplen Tatsache, dass du der Letzte bist, dem ich eine bessere Stellung gönne als mir, Neél. Glaubst du, ich krieche vor dir?«
    »Darum geht es mir nicht.« Neél sagte die Wahrheit, obwohl er genau wusste, dass Giran das nicht interessierte. »Giran, ich war nicht fair zu dir, ich weiß. Aber wir waren jung. Jung und ahnungslos und zu überzeugt von uns selbst, wir alle.«
    »Nur dass meine Selbsteinschätzung auf meinen Fähigkeiten und Erfolgen basierte und deine ... darauf, dass du aus dem stinkenden Schlitz einer Menschenfrau gekrochen bist, statt in einem Tank herangewachsen zu sein.« Giran sah mich an, prüfend und leicht amüsiert. »Wusstest du davon?«, fragte er mich. »Dass er von einer von euch ausgeschissen wurde? Wusstest du, wie stolz er darauf ist und mit welcher Überheblichkeit er uns verspottet hat, nur weil ein kleiner Teil von ihm menschlich ist?« Er machte einen Schritt auf mich zu. Seine Schergen klebten wie zwei Schatten an seinen Fersen. Ich hörte auch Neél von hinten näher kommen, aber er war weiter entfernt.
    »Und nun sieh dir mal an, worauf der gute Neél so stolz ist. Auf einen Teil, der so erbärmlich schwach ist, dass ...« Unvermittelt trat Giran mir mit voller Wucht gegen den Oberschenkel und seine Worte gingen in meinem Schrei unter.
    Ich krachte zu Boden wie ein Stein. Zunächst vernahm ich nur Stimmen, die ich nicht zuordnen konnte, bis ich meine trudelnden Sinne wieder beisammenhatte. Doch dann hallte plötzlich ein weiterer Schrei durch den Wald. Laut und nah und verwirrend.
    Ich sah Blut, das Girans Hemd tränkte, und einen Pfeil, der in seiner Kehle steckte. Ich kannte diese Art von Pfeilen, wusste genau, wer sie herstellte. Und ich wusste um Matthials Mut, den manche Leichtsinn nannten; wusste, dass ich ihm helfen musste, weil in seinem Zorn keine seiner beherrschten Strategien mehr Bedeutung hatte. Ich riss die Pistole aus meinem Hosenbund und jagte einem von Girans Schatten beide Kugeln in die Brust. Der Percent schrie nicht, er lag schneller am Boden als Giran, der immer noch stand, röchelte und Bluttröpfchen aus seiner Halswunde prustete. Er war schon tot, aber sein Körper wollte es noch nicht wahrhaben. Sein zweiter Schatten war einen Moment unsicher, zielte mit seiner Armbrust erst in die Luft, von wo der Pfeil gekommen sein musste, dann auf mich und als ein weiterer Pfeil angeflogen kam, wieder nach oben, in die Baumkronen. Schlussendlich entschied er sich und senkte die Armbrust. Ich sollte sein Ziel sein, sein letztes, bevor er starb. Er lächelte, als er die Spitze seines Bolzens genau in mein Gesicht richtete.
    Später würden mehrere Rebellen aus Matthials Gruppe behaupten, den Schuss abgegeben zu haben, der dem Percent die Stirn und das Gesicht zerschmetterte, bevor er abdrücken konnte. Aber ich wusste es besser. Der Bolzen kam von hinten und jagte über mich hinweg, ehe er sein Ziel eliminierte. Nur Neél stand in dieser Richtung. Der Percent war tot, bevor er auf dem Boden aufschlug.
    Giran starrte Neél an, sah ihm direkt in die

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