Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)
Schwert umgehen, dass sie sogar ihren Vater verblüffte. Und ihr Vater war nicht jemand, der sich leicht beeindrucken ließ. Er war ein ehrgeiziger Mann, groß und kräftig, mit breiten Schultern und strengen Gesichtszügen; ein Mann, der sein Leben für seinen König und für Dark City geben würde, wenn es sein musste.
Katara liebte und verehrte ihren Vater und wünschte sich nichts sehnlicher, als irgendwann in ihrem Leben in seine Fußstapfen zu treten. Eines Tages würde sie Seite an Seite mit ihm kämpfen. Eines Tages würde sie vielleicht sogar als erste Frau in der Geschichte Dark Citys zum Ritter geschlagen. Das war ein Traum, für den es sich zu kämpfen lohnte.
Kataras Vater liebte sie über alles und hatte dennoch nur wenig Zeit für sie. Aber wenn er sich Zeit für sie nahm, genoss es Katara umso mehr. Einige Wochen zuvor hatte der schwarze Ritter seine Tochter auf einen langen Ausritt mitgenommen. Er sagte, er hätte etwas sehr Wichtiges mit ihr zu besprechen.
«Worum geht es denn?», fragte Katara neugierig, als sie ihren Fuchs-Hengst aus dem Stall führte.
«Lass uns erst einmal ein kleines Wettrennen machen», sagte ihr Vater amüsiert und tätschelte den Hals seines schwarzen Hengstes. «Ich möchte sehen, wie gut sich meine kleine Feuerblume mittlerweile im Sattel hält.»
Meine kleine Feuerblume . Katara liebte es, wenn ihr Vater sie so nannte. Er hatte den Kosenamen erfunden, als sie zum ersten Mal im Burghof auf einem wirklich störrischen Pferd gesessen hatte. Vergeblich hatte der wilde Hengst versucht, das damals zehnjährige Mädchen aus dem Sattel zu werfen. Wie eine zarte Blume hätte sie auf dem Rücken des Pferdes ausgesehen, das hatte ihr Vater ihr danach begeistert gesagt, eine zarte Blume mit einem feurigen Willen. Seither nannte er sie seine kleine Feuerblume, und Katara mochte den Namen. Denn sie wusste, dass Vaters ganzer Stolz darin steckte. Es war ein gutes Gefühl, wenn ihr Vater stolz auf sie war.
«Du wirst überrascht sein, wie schnell ich geworden bin, Vater», grinste Katara keck zurück, während sie ihr Pferd sattelte. «Wo soll das Rennen zu Ende sein?»
«Vor der Brücke, die über den Toten Fluss führt.»
«Einverstanden», sagte Katara, zog die letzten Riemen fest und schwang sich geschickt in den Sattel. «Ich werde vor dir dort sein.»
«Das werden wir ja sehen», meinte Goran, während er seinen Fuß in den Steigbügel setzte und sich mit Leichtigkeit auf sein großes Pferd schwang. Der Hengst tänzelte ein wenig, und seine Nüstern blähten sich.
«Bereit?», fragte der Vater.
Katara nickte.
«Dann los!»
Eine Staubwolke wirbelte auf, als der schwarze Ritter seinem Pferd die Sporen gab und über das Burggelände davonstob. Sein schwarzer Mantel flatterte im Wind. Durch den Nebel sah er beinahe aus wie ein Geisterreiter.
«Heja!», rief Katara mit funkelnden Augen, stieß dem Fuchs die Fersen in die Flanken und jagte ihrem Vater hinterher. Die Hufe klapperten auf dem Boden, als sie dicht hintereinander über die Zugbrücke preschten. Fast Hals an Hals jagten die beiden Hengste den schmalen Pfad den Berg entlang hinunter ins Tal. Mal war Katara eine Halslänge weiter vorne, dann wieder Goran. Sie umrundeten das Kloster der Eolithen, der Weisen Drakars, das sich am Fuße des Tufffelsens befand, und galoppierten eine gute Meile am Toten Fluss entlang, bis die matschige Straße schmäler wurde und sich in einen kleinen Trampelpfad verwandelte. Kurz vor der Holzbrücke zügelten sie ihre Hengste, und die Pferde kamen schnaubend und zitternd zum Stehen. Der schwarze Ritter hatte das Ziel nur um Haaresbreite vor seiner Tochter erreicht. Er lachte vergnügt.
«Nicht schlecht», meinte er keuchend und sichtlich beeindruckt. «Du bist besser, als ich dachte.»
«Nächstes Mal schlage ich dich», versicherte ihm Katara außer Atem und blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Die Muskeln ihrer kräftigen Oberarme spannten sich unter ihren Armreifen. «Und? Was ist es, das du mir so dringend sagen wolltest, Vater?»
«Reiten wir erst ein Stück durch den Eulenwald», antwortete Goran, ohne ihre Neugier zu befriedigen. Katara hatte nichts dagegen. Es war ein herrliches Gefühl, mit ihrem Vater auszureiten. Momente wie diese waren viel zu selten, und sie wünschte sich, ihr Vater hätte mehr Zeit für sie. Aber als oberster schwarzer Ritter des Königs war er praktisch rund um die Uhr, sieben Tage die Woche, in Alarmbereitschaft und konnte sich nicht viele
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