THE OTHERS - Sie wollen dein Blut - Haines, J: OTHERS - Sie wollen dein Blut - Taken by the Others (2. Band der Others-Serie)
Kapitel 1
N ormalerweise halten mir die Leute keine Waffen unter die Nase – oder überhaupt nur in meine Richtung. Ich bin Privatdetektivin, also weiß ich genau, dass zumindest ein paar Menschen mit dem Gedanken gespielt haben, mich zu erschießen, nachdem ich ihre illegalen Aktivitäten wahlweise meinen Klienten oder den Cops gemeldet hatte. Aber in den Lauf einer Fünfundvierziger zu schauen stellte eine neue Erfahrung für mich dar.
»Jack, können wir uns vielleicht ohne die Pistole unterhalten?«
Jack sah genauso aus, wie ich ihn in Erinnerung hatte: groß, schlank, mit kurz geschorenem blonden Haar und den kältesten Augen, in die ich jemals geblickt hatte. Die langen Ärmel seines Flanellhemdes waren bis über die Ellbogen aufgekrempelt, und am Hals stand es offen, sodass er leicht sein Schulterholster erreichen konnte. Er ist adrett, sieht aus wie das Covermodel eines spießigen Männermagazins und ist total verrückt. Er gehört zu einer extremistischen Gruppierung von bürgerwehrartigen Jägern, die sich selbst »Die Weißhüte« nennt.
Er verzog seine dünnen Lippen zu einem höflichen Lächeln, aber in der leeren Maske seines Gesichts zeigte sich kein echtes Gefühl. Ich hoffte inständig, dass er nur wieder eine seiner irren Verängstigungstaktiken einsetzte. Im Moment bereute ich zutiefst, dass meine eigenen Pistolen in meinem Schlafzimmer am anderen Ende der Stadt lagen. Dort halfen sie mir wirklich weiter! Vielleicht sollte ich dafür sorgen, dass unsere Empfangsdame die Klienten von nun an filzte, bevor sie in mein Büro durften.
»Shiarra, ich bin tief enttäuscht. Ich habe dir diverse Einladungen hinterlassen, für uns zu arbeiten. Warum hast du dich nicht bei mir gemeldet? Bist du Royce nach dem kleinen Debakel in diesem Frühling verfallen?«
Das schon wieder! Vor ein paar Monaten hatte ich einen Job angenommen, von dem ich verdammt noch mal hätte wissen sollen, dass es besser gewesen wäre, die Finger davon zu lassen. Aber wenn das Geschäft gerade untergeht und jemand einem eine Menge Geld anbietet, begeht man manchmal ziemliche Dummheiten. Zum Beispiel einen Job anzunehmen, bei dem man ein mächtiges Artefakt finden soll, das ein Vampir vor einer Gruppe von Magiern versteckt. Ich nehme an, man könnte es selbstmörderisch nennen, so einen Job anzunehmen. Inzwischen bezeichne ich es nur noch als schlechte Geschäftsentscheidung.
»Nein, ich habe Royce seit dem Kampf in seinem Restaurant nicht mehr besucht.« Eine kleine Notlüge konnte nicht schaden. Er war zu mir gekommen, nicht andersherum. Ich ging Royce angestrengt aus dem Weg, seitdem er mich am Tag meiner Krankenhausentlassung besucht hatte, um sich zu entschuldigen und sich auf seine ganz eigene Art dafür zu bedanken, dass ich ihm den Arsch gerettet hatte. »Hör zu, ich mache solche Scheiße nicht mehr! Einmal war mehr als genug.«
»Du hast Klienten angenommen, Aufträge von Übernatürlichen, seitdem du wieder gesund bist. Du hast starke Verbindungen zu den zwei mächtigsten Werwolfrudeln in New York City. Du bist an den einflussreichsten Vampir des Staates gebunden. Wir brauchen deine Kompetenz und deine Kontakte.«
Der einzige Grund dafür, dass die Moonwalker-Sippe etwas mit mir zu tun hatte, war, dass ich sie genauso wie Royce vor einem machthungrigen Zauberer gerettet hatte. Sie schuldete mir etwas. Der einzige Grund dafür, dass die Sunstriker-Sippe etwas mit mir zu tun hatte, lag darin, dass der Anführer des Rudels mein Freund war. Abgesehen da von und von einem gelegentlichen (ungefährlichen) Auftrag bemühte ich mich, meine Verbindungen zu allen Gestalten mit Pelz oder Reißzähnen so weit wie möglich einzuschränken.
Ich holte tief Luft, um mich zu beruhigen, während ich darüber nachdachte, wie zum Teufel ich Jack aus meinem Büro schaffen und dafür sorgen konnte, dass er seine Knarre mitnahm. Er hatte es schon einmal mit dieser Taktik versucht. Ich fragte mich, warum er nie darauf gekommen war, dass mit einer Waffe vor jemandem herumzuwedeln keine schlaue Idee darstellte, um denjenigen dazu zu bringen, für längere Zeit mit ihm zusammenzuarbeiten. »Du weißt, dass ich Vampire nicht mag. Ich habe auch mit Werwölfen nicht mehr viel zu tun. Ich nehme keine Aufträge an, die irgendetwas mit dem Übernatürlichen zu tun haben, egal, was die Zeitungen über mich behaupten.«
»Du besitzt die Ausrüstung und die Kontakte, um als Jä gerin zu arbeiten.« Er runzelte die Stirn. »Wir brauchen dich. Ich
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