Dark Desires: Im Bann der Unsterblichkeit
Trotzdem sagte ihm ein Gefühl, dass er in der Nähe war. Jesse stieg in seinen Pick-Up, wendete und fuhr die Straße runter. Sobald er um die nächste Ecke gebogen war, tauchte der schwarze Alfa Romeo hinter ihm auf. Das Kribbeln in Jesses Bauch kehrte schlagartig zurück.
Devon folgte ihm bis zu seinem Wohnhaus. Vor der Einfahrt zum Innenhof hielt er an, während Jesse den Pick-Up im Hof parkte. Kurz darauf kam Devon zu Fuß nach.
„Vielen Dank für die Eskorte.“ Jesse lehnte sich gegen das Heck des Wagens, die Hände in den Hosentaschen versenkt. Das breite Grinsen in seinem Gesicht wollte einfach nicht verschwinden. „Ich würde dich ja auf einen Kaffee einladen, leider trinke ich keinen.“
Statt einer Antwort zog Devon ihn zu sich heran und küsste ihn. „Ich muss los“, flüsterte er anschließend, während Jesse versuchte, seine aufkeimende Erektion unter Kontrolle zu bringen. „Ich wollte sichergehen, dass du gut nach Hause kommst.“
„Und du wolltest herausfinden, wo ich wohne.“
„Ja.“
Klare Worte. Jesse fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und sah, wie Devons Augen der Bewegung folgten. Alles klar. Das würde er sich merken.
„Wann sehen wir uns wieder?“
„Ich melde mich bei dir. Das ist sicherer.“
„So sicher, wie dein kleiner Besuch heute Nacht?“, konterte Jesse frech. Selbst ein Vampir hatte offensichtlich bestimmte Knöpfe, die man drücken konnte. Er würde sich einen Spaß daraus machen, herauszufinden, welche es waren. Dieser Knopf löste eine faszinierende Mischung aus Belustigung und Verärgerung hervor, die Devons Augen zum Funkeln brachten und dadurch die Ameisen in Jesses Adern erneut auf den Plan riefen.
„Das ist kein Spiel!“
„Ich weiß.“ Jesse trat näher, bis sich ihre Körper fast berührten. „Gute Nacht.“ Er griff mit einer Hand in Devons Haare und zog ihn zu einem leidenschaftlichen Kuss heran. Devons Lippen waren kühl und weich und schmeckten salzig. Starke Arme legten sich um Jesse und brachten den Rausch zurück. Als sie sich voneinander lösten, keuchte Jesse vor Erregung und sein Herz hämmerte wie nach einem Sprint.
Devon betrachtete ihn schmunzelnd. Er fand eindeutig Gefallen an Jesses Zustand.
„Gute Nacht“, erwiderte Devon seinen Abschiedsgruß und wandte sich zum Gehen.
Von wegen, das ist kein Spiel! , dachte Jesse entrüstet. Der bringt mich auf Hochtouren und lässt mich hinterher einfach stehen!
Er wollte gerade zur Treppe gehen, als Devon am Hofeingang stehenblieb und zu ihm zurücksah. Als würde er etwas überlegen. Jesse wartete gespannt ab. Schließlich kam Devon zu ihm zurück. Seine Miene war ernst. Ohne ein Wort nahm er Jesse in die Arme und küsste ihn. Es war ein zärtlicher Kuss, der bei Jesse kein Kribbeln hervorrief, sondern Verwunderung und leichte Beunruhigung.
Schließlich brach Devon den Kuss und beugte sich vor, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern.
„Danke“, war alles, was er sagte.
Im nächsten Augenblick stand Jesse allein im Innenhof.
Er blinzelte erstaunt und hörte kurz darauf den Alfa Romeo davonfahren.
Danke? Jesse ging langsam die Metallstufen der Treppe hinauf. Wofür? Für diese Nacht? Was genau hatte Devon gemeint?
Es gab keinen Gott.
Das war ihr einziger Trost. Gäbe es einen Gott, würde es bedeuten, dass er all dies erlaubte. Dass er sie aus Grausamkeit leiden ließ oder sich aus Gleichgültigkeit von ihr abgewandt hatte. Wie hätte sie das verkraften sollen? Wie hätte sie ihre Rolle in Gottes Plan begreifen sollen? Denn Gott liebte all seine Geschöpfe. Wie hätte sie einen Gott lieben können, der abscheuliche Ungeheuer erschuf? Wenn Gott die Menschen wirklich nach seinem Ebenbild geformt hatte, hätte es bedeutet, dass er selbst ein abscheuliches Ungeheuer war. Nein, es gab keinen Gott. Niemand wachte über sie, niemand erhörte ihre Gebete. Es gab keinen Gott und es gab keinen Himmel. Doch die Hölle, die gab es.
Sie trat auf den Metallsteg hinaus, der das Gebäude mit dem Nachbargebäude verband. Nur mit Mühe gelang es ihr, die unzähligen Gerüche und Geräusche der Metropole zu ignorieren. Am Horizont färbte sich der Himmel bereits grau. Die Morgenluft prickelte wie Nadelstiche auf ihrer Haut. Unter den nackten Füßen spürte sie die Metallverstrebungen des Steges. Durch die Zwischenräume konnte sie zwei Stockwerke tiefer den Boden sehen. Er schimmerte in schwachem Grün.
Sie ging bis zur Mitte des Steges und schaute auf den Fluss hinaus. Nicht der Yarra
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