Dark Desires: Im Bann der Unsterblichkeit
die Überwachung der Bar zu übernehmen. Martin und die anderen hielten es hoffentlich für einen Versuch seinerseits, den angerichteten Schaden wieder gutzumachen. Für Devon war es eine Rechtfertigung, einen Ort aufzusuchen, von dem er sich dringend fernhalten sollte.
Er ging langsam weiter. Hinter dem Spielplatz wandte er sich nach rechts und folgte dem Weg, auf dem Richard und seine Meisterin vor einer Woche vor ihm geflohen waren. Wenig später stand er unter derselben Laterne, unter der er die junge Kellnerin aus der Gold Bar befragt hatte. Hier hatte alles seinen Anfang genommen.
Devon konzentrierte sich. Er suchte nach einem Geruch, einer Spur, irgendeinem Hinweis auf die Vampirinnen. Sie waren nicht hier gewesen. Sie würden nicht zurückkommen. Es wäre töricht und gefährlich.
Devons Blick fiel in die schmale Gasse, die zur Rückseite der Gold Bar führte.
Wie sehr er sich dagegen gesträubt hatte, aus der gewohnten Routine gerissen zu werden. Allein der Gedanke an Veränderung war ihm lästig gefallen. Spontanität und Flexibilität erforderten zuviel Mühe. Zuviel Energieaufwand. Jetzt erfüllte Devon die Vorstellung, in die alte, berechenbare, langweilige Gleichförmigkeit zurückzusinken, mit Unruhe und Widerwillen. Und einem weiteren Gefühl, bei dem es einige Zeit gebraucht hatte, bevor er es identifizieren konnte: Furcht. Eine tiefe, lähmende Furcht davor, für den Rest seines Daseins allein zu bleiben. In Tausenden, Zehntausenden Nächten durch Melbourne zu wandern und niemanden an seiner Seite zu haben.
Deshalb verschließen sich viele Vampire vor ihren Gefühlen und begraben sie tief in sich. Bis sie auch das letzte Bisschen an Menschlichkeit verlieren. Weil es einem stumpfen Verstand leichter fällt, die Ewigkeit zu ertragen. Devons Verstand war jetzt hellwach und das verdankte er Jethro.
Devon ging langsam in die Gasse hinein. Sein hochsensibles Gehör nahm sofort die dröhnende Musik wahr, die aus dem Inneren der Bar drang. Er konnte Zigarettenrauch und Alkohol riechen. Stimmen mischten sich unter die Musik. Helles Frauenlachen. An der Treppe, die zur Bar herunterführte, blieb er stehen. Drei junge Frauen standen an der offenen Hintertür, im toten Winkel der Überwachungskamera. Sie teilten sich eine Zigarette. Devon befahl ihnen stumm, seine Anwesenheit zu ignorieren. Er ging die steilen Stufen hinunter, an den Frauen vorbei und betrat den langen Korridor, der zum Schankraum führte. Falls die Vampirinnen entgegen aller Wahrscheinlichkeit tatsächlich zurückkamen, würde seine Anwesenheit sie verscheuchen. Falls einer von Sebastians Untergebenen hier auftauchte, um die Bar oder ihn zu beobachten …
Ich bringe uns beide in Gefahr!
Devon würde einen kurzen Kontrollgang machen. Sehen, ob alles in Ordnung war und wieder gehen. Er zog den schweren Vorhang am Ende des Korridors beiseite und musste einen Moment innehalten, um den Ansturm aus Geräuschen und Gerüchen zu verarbeiten, der seine Sinne traktierte. Die Bar war zum Bersten gefüllt mit tanzenden, lachenden und sprechenden Menschen. Schimmernde Auren der Lebendigkeit, zwischen denen sein eigener Körper als schwarzer Fleck erschien.
Hier arbeitete Jethro also. Devon blickte sich suchend um und entdeckte hinter dem Tresen eine vertraute Gestalt. Ohne Jethro aus den Augen zu lassen, ging er tiefer in den Schankraum. Ein feines Kribbeln breitete sich in Devon aus. Er kannte es von früher, aus den Zeiten, in denen er noch auf die Jagd gegangen war. Diese erste Erregung, wenn er ein Opfer ausgesucht und die Verfolgung aufgenommen hatte. Erstaunlich, wie nah sich manche Empfindungen waren.
Ich würde ihn niemals willentlich verletzen.
Neben einem Pfeiler blieb Devon stehen und blendete nach und nach alle Geräusche und Gerüche aus. Bis es nur Jethro gab. Etwas stimmte nicht. Seine Aura flackerte und sein Herzschlag und seine Körpersprache verrieten Anspannung und Gereiztheit. Darunter lag, gut verborgen und kaum spürbar, Angst.
Es ist alles in Ordnung, gab Devon ihm stumm zu verstehen.
Im nächsten Moment fuhr Jethro herum. Er entdeckte Devon, und seine Augen weiteten sich erstaunt. Dann ließ ein strahlendes Lächeln sämtliche Anspannung von seinem jungen Gesicht abfallen.
Das Kribbeln in Devons Körper wurde stärker.
Er beobachtete, wie Jethro seiner Kollegin etwas ins Ohr flüsterte und nach einem bestätigenden Nicken von ihr durch eine niedrige Tür in der Seite des Tresens trat.
Ein rascher Blick zu
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