Dark Desires: Im Bann der Unsterblichkeit
werde wie er!
In einem letzten verzweifelten Aufbäumen versuchte Jesse erneut, sich zu befreien. Doch er hatte keine Kraft mehr. Die Umgebung verschwamm vor seinen Augen. Lähmende Erschöpfung kroch in seine Glieder und zog ihn immer schneller in die Tiefe.
Jemand rief etwas. Eine Stimme von weit her.
Devon , war Jesses letzter Gedanke, bevor die Dunkelheit über ihm zusammenschlug.
Kapitel 16
Das Warten war das Schlimmste. Das untätige Herumsitzen, das bange Hoffen, ob Richard heute Nacht zu ihr kommen würde und die Angst, er könne es tatsächlich tun.
Peta blätterte unkonzentriert in einer Modezeitschrift und warf die Lektüre schließlich entnervt auf den Boden. Vorm Sofa lag bereits ein ganzer Stapel von Magazinen und Zeitschriften. Sie fuhr sich über das Gesicht, stand auf und ging rastlos auf und ab. Im Haus gab es zwei weitere Wohnungen, die Dixons wohnten im Erdgeschoss und die Bakers im ersten Stock. Die Bakers besuchten ihre Kinder in Sydney. Sie ahnten nicht, dass in ihrer Wohnung zwei menschliche Verbündete auf das Signal warteten, um einen Vampir gefangen zu nehmen. Die Dixons waren zuhause, doch sie würden sich nicht um merkwürdige Vorkommnisse oder Geräusche aus den anderen Wohnungen kümmern. Dafür hatten Richards Artgenossen gesorgt.
Sobald die Sonne unterging, würden sie aus ihren Löchern kriechen und sich in der Nähe des Hauses verstecken. Martin, dieser Devon, den alle mit Respekt und Ehrfurcht behandelten, und Dashiell, dieser arrogante, überhebliche, unausstehlich selbstverliebte Clown.
Peta ging in die Küche und füllte Kaffee aus einer Kanne in einen Becher. Im Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite hatten ebenfalls zwei menschliche Wachposten Position bezogen. Genauso im Wohnhaus, dessen Rückseite auf den Garten von diesem Gebäude zeigte. Alle warteten auf das Signal. Ihr Signal. Sie umfasste den flachen Metallanhänger, der an einer Kette um ihren Hals hing. Es brauchte mehr als Kreuze und Weihwasser, um einen Vampir zur Strecke zu bringen. Sie würde es sich merken. Würde sich alles merken. Peta trank einen Schluck des starken Kaffees. Man benutzte sie als Lockvogel. Da machte sie sich nichts vor. Was mit ihr geschehen würde, sobald Richard gefangen war, konnte sie nur ahnen. Sie musste sich verstellen. Um ihr Leben schauspielern, wenn sie eine Zukunft haben wollte. Aber was für eine Zukunft? Sie fühlte sich allein. Im Stich gelassen von einem unbarmherzigen Universum, das ihr selbst das kleinste bisschen Glück missgönnte; das alles, was gut und richtig war, pervertierte und in etwas Niederträchtiges und abgrundtief Böses verwandelte. Peta ging zurück ins Wohnzimmer und setzte sich wieder aufs Sofa.
Bald würde die Sonne untergehen.
Kälte, eisige Kälte.
Jesses Finger krallten sich scheinbar von selbst in die Löcher der Metallstufe. Sein ganzer Körper fühlte sich taub an. Unkontrollierbares Zittern schüttelte ihn. Er versuchte, sich hochzuziehen, doch ihm fehlte die Kraft. Die Wohnung. In der Wohnung würde er sicher sein!
Wovor? Was war passiert?
Eine Ewigkeit später gelang es ihm, sich mit den Füßen hochzuschieben. Stufe um Stufe kämpfte er sich weiter vor. Immer wieder glitt er vom rutschigen Metall ab. Eine Stunde, einen Tag, eine Woche später erreichte er den Laubengang. Er wollte liegenbleiben. Schlafen. Ewig schlafen. Am Geländer zog er sich weiter und schob mit den Füßen nach. In seinen Ohren war ein Rauschen und Fiepen. Irgendwo schlug träge eine Trommel.
Bumm. Bumm. Bumm.
Er erreichte die Wohnung. Die Tür stand einen Spalt weit offen. Warum tat sie das? Jesse erinnerte sich nicht. Er kroch weiter und stieß einen Schuh beiseite, der die Tür offengehalten hatte. Das Telefon. Im Flur. Devon.
Die Tür schlug hinter ihm zu. Sicherheit.
Die Welt begann sich zu drehen und alles wurde schwarz.
Peta fuhr erschrocken aus unruhigem Dämmerschlaf hoch. Hatte sie eben ein Geräusch gehört? Mit klopfendem Herzen schaute sie zum Fenster. Die Nacht war hereingebrochen. Das Licht der Deckenlampe spiegelte sich in der Scheibe und verwehrte den Blick nach draußen. Sie horchte angespannt. Falls tatsächlich jemand in der Nähe war, verriet er sich durch keinen Laut. Oder hatten ihre Nerven ihr einen Streich gespielt? Nach kurzem Zögern stand Peta auf. Voller Furcht blickte sie hinaus in die Dunkelheit. Niemand war zu sehen. Weder auf dem Balkon noch im Garten. Ihre Hand zitterte, als sie die Balkontür einen
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