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Dark Kiss

Dark Kiss

Titel: Dark Kiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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zusteuerte, als sei er auf unerklärliche Weise erschöpft. Carly umarmte mich, schaute mich dann fragend an und runzelte die Stirn.
    „Ich weiß, was du denkst“, sagte sie. „Aber das ist keinegroße Sache, okay? Er ist in Ordnung. Ich habe kaum etwas genommen. Aber ich musste es tun. Es ging nicht anders – ich hatte so einen Hunger.“
    Ich nickte nur. „Wenn du es sagst.“ Als ich mich zum Ausgang bewegte, sah ich, wie sie die Treppe hinaufging, um oben mit den anderen Grays rumzuhängen.
    Und ich machte mich auf die Suche nach einer verlassenen Kirche auf der Wellesley Avenue.
    „Deine Antworten gefunden?“, fragte der Obdachlose, als ich an ihm vorbeilief. „Oder nur noch mehr Fragen? Du hast sie gesehen, oder nicht? Sie ist genauso wie beim letzten Mal, nur schlimmer, viel schlimmer.“ Er wusste über Natalie Bescheid – darüber, dass sie schon einmal hier gewesen war. Ich hatte vorgehabt, weiterzugehen, aber stattdessen hockte mich auf Augenhöhe vor ihn. Er sah mich überrascht an, so als hätte er erwartet, dass ich ihn ignorieren würde. Ich streckte meinen Arm aus und nahm seine dreckige Hand in meine. Elektrizität knisterte meinen Arm entlang – kribbelnd, aber nicht schmerzhaft. Und vertraut. Ich betrachtete ihn genau und beobachtete, dass die Verwirrung ein wenig aus seinem Blick wich. „Du bist ein Engel, oder?“, fragte ich. Er atmete erschrocken ein und starrte mich an.
    „Ich habe es damals versaut – ihnen zufolge. Jetzt bin ich für immer gestraft. Sie haben keine Ahnung, was sie mir angetan haben.“
    „Kannst du klar denken?“ Ich drückte seine Hand. „Hilft das?“
    Er schaute hinunter auf unsere Hände. „Nichts besänftigt meine Schmerzen, nicht lange. Ich versuche es immer wieder, aber ich kann ihnen nicht entkommen. Die Fußfesseln sind schwer. Ich fühle sie sogar jetzt. Eines Tages werde ich frei sein.“ Er klang immer noch verrückt. Ich hatte gehofft, es wäre nicht so, dass ich ihm helfen könnte und dass er im Gegenzugdann mir helfen würde.
    „Woher weißt du das über sie?“, bohrte ich weiter.
    Er schüttelte nur immer wieder den Kopf und presste die Lippen aufeinander, bis er schließlich sprach. „Versuchte zu helfen. War nicht wichtig. Sie war außer Kontrolle. Musste vernichtet werden. Konnte nicht bleiben. Musste gehen.“
    War er Teil des Teams von Engeln und Dämonen, die meine Mutter getötet hatten? Die meinen Vater und Natalie in das Schwarz geschickt hatten? Trauer und Wut überfielen mich bei dem Gedanken. Nein, mit diesen Dingen konnte ich mich nicht befassen. Nicht jetzt. Sie waren zu grundlegend, um mich im Moment damit auseinanderzusetzen.
    „Ich habe einen Freund mit Namen Bishop“, sagte ich. „Er ist wie du, glaube ich, allerdings hat es bei ihm erst angefangen. Kannst du mir irgendeinen Rat geben?“
    „Wächter der Nacht, wütend und verletzlich. Wird jetzt nicht mehr lange dauern. Ohne dich ist er verloren, denn seine Ketten werden immer schwerer. Du musst mir helfen, schöner Stern. Du bist die Einzige, die das kann.“
    „Ich weiß nicht, wie.“
    Er war ein Engel, genau wie Bishop, aber er war nicht in den Himmel zurückgekehrt. Er hing hier aus irgendeinem Grund fest, und sein Verstand war auf Dauer zerstört. Bishop hatte gemeint, dass er geheilt werde, wenn er wieder in den Himmel aufstieg. Wie lange war dieser Typ hier gewesen? Natalie hatte gesagt, dass das Erscheinungsbild der Engel und Dämonen immer dem Alter entspreche, in dem ihr menschlicher Körper gestorben war, als konnte ich nicht allein nach dem Aussehen gehen.
    Heute Nacht hatte ich keine Zeit, diesem Engel zu helfen, obwohl ich es gern tun wollte.
    „Wir sehen uns wieder“, sagte ich schweren Herzens zu ihm. „Und wenn es mir möglich ist, werde ich versuchen dir zu helfen, das verspreche ich.“
    Er hielt mich nicht auf, als ich losrannte. Ich musste den anderen Engel sehen, den, von dem ich wusste, dass ich ihm noch helfen konnte. Und der Engel, von dem ich verzweifelt hoffte, dass er mich im Gegenzug auch retten konnte.

17. KAPITEL
    D ie Apostelkirche St. Andrews ragte gewaltig vor mir auf und schien verlassen und verschlossen. Das Schild am Tor war kaputt, und die Glasscherben der Fenster lagen auf dem Rasen verstreut, der vermutlich seit Jahren nicht gemäht worden war. Das Gebäude sah zugleich gewaltig und traurig aus.
    Dieser Teil der Stadt war von der Wirtschaftskrise hart getroffen worden, und die meisten Läden hatten dichtgemacht. Das

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