Dark Kiss
vorführen?“ Die Nachricht, das Kraven und Bishop miteinander verwandt waren, war wohl kein Geheimnis mehr.
Zach reagierte gar nicht darauf.
Ich näherte mich Bishop langsam, und mein Blick glitt über seine große Gestalt, seine breiten Schultern, sein dunkles Haar. Seine Muskeln zeichneten sich unter dem T-Shirt ab. Seit ich angekommen war, hatte er nicht aufgehört, mich anzuschauen. Ich hatte seine Anspannung gespürt, sowie Roth wieder gewalttätig zu werden drohte, so als wollte er sich bereit machen, ihn zu überwältigen. Jetzt lehnte er jedoch schwerfällig an der Wand, als wäre sie das Einzige, das ihn noch aufrecht hielt. Schweiß stand ihm auf der Stirn, und sein Blick ging ins Leere.
Mein Herz schlug wie wild, während ich meinen Kopf schüttelte. „Was soll ich nur mit dir machen?“
Er ließ ein kurzes Lachen hören, das mir eine Gänsehaut über den Rücken jagte. „Gute Frage.“
Ich dachte an den Obdachlosen, den ich jetzt schon ein paarmal gesehen hatte. Ich war mir sicher, dass auch er ein dem Wahnsinn verfallener Engel war. „Warum lässt der Himmel zu, dass dir so etwas geschieht?“
„Wurde durcheinandergewirbelt auf dem Weg hierher … Sie wussten nicht, dass es passieren würde. Nicht so schlimm.“
„Ist das eine Vermutung oder eine Hoffnung?“
Er wandte nicht den Blick von mir ab, doch darin lag ein glasiger Ausdruck, der mir Angst machte. „Beides.“
Ich stemmte meine Fäuste in die Hüften. „Mal ehrlich, Bishop. Du hättest früher zu mir kommen sollen. Warum hast du gewartet, bis ich zu dir komme?“
Er biss die Zähne zusammen. „Ich wollte das alleine regeln.“
„Netter Gedanke. Aber jeder braucht irgendwann mal Hilfe.“ Ich streckte ihm meine Hand entgegen. „Und?“ Ich hatte nicht vor, ihn zu zwingen; er musste selbst entscheiden. Er hatte mich am Anfang gebeten, ihm zu helfen, und es war sogar Teil unseres Deals. Doch ich wusste, dass er selbst seine Wahl treffen musste.
Schließlich beugte er sich vor und ergriff meine Hände. Wie bei unserer ersten Berührung war es, als würden wir vom Blitz getroffen. Er keuchte laut. Die knisternde Elektrizität war sogar stärker als zuvor. Die Wärme durchflutete mich und vertrieb mein Frösteln. Unsere Blicke trafen sich, und unsere Verbindung fühlte sich an wie pure Magie. Ihm so nahe zu sein machte mich schwindelig. Er war anders als alle anderen Jungs, die ich je getroffen hatte. Aber er war kein Junge – er war ein Engel. Und ich vermisste ihn – seinen Geruch, seine Wärme, seine Augen, seinen Mund … Alles an ihm zog mich an und weckte in mir den Wunsch, immer bei ihm zu bleiben. Wow, das war intensiv! Unsere Verbindung überwältigte mich schon bei einer einzigen Berührung. Den Obdachlosen hatte ich so nicht heilen können, und dabei hatte mich auch nicht diese Wärme erfüllt. Dieser Zauber passierte nur mit Bishop. Wie konnte ich etwas so Unglaubliches je anzweifeln?
Bishop atmete tief ein und schloss die Augen, sowie sich sein Griff verstärkte. Nachdem er seine Augen schließlich wieder geöffnet hatte, waren sie wieder blau und klar, und er schien bei Verstand zu sein.
„Besser?“, fragte ich.
Langsam nickte er. „Sehr viel.“
Ich lächelte. „Ich bin hier, um zu helfen.“
Er hielt meine Hand fest und nahm auch noch die andere. „Du hättest trotzdem nicht herkommen sollen. Es ist zu gefährlich.“
„Aber hier bin ich trotzdem. Also gewöhn dich dran. Ich meine …“ Ich sah hinunter auf unsere Hände. „Ist das so schlimm?“ Sein Blick traf meinen wieder. „Es ist gut. Und darum ist es so schlimm.“
Während er seine Finger mit meinen verschränkte, vergaß ich für einen Moment alles um mich herum, und es gab nur noch ihn. Wenn Bishop bei Verstand war, wollte ich ihn so dringend küssen, dass ich mich kaum beherrschen konnte. Und da war auch diese Art, wie er mich ansah – voller Dankbarkeit und auf eine Art, die noch viel tiefer ging …
„Ich kann die Geigen förmlich hören“, kommentierte Kraven gedehnt. „Sollen Zach und ich euch allein lassen, damit ihr zwei loslegen könnt, oder was?“
Vernichtend schaute ich ihn an. „Bist du manchmal auch kein kompletter Arsch?“
„Niemals“, bestätigte er.
„Wie war das, als du ein Mensch warst?“
Sein Klugscheißer-Grinsen verschwand. „Darüber rede ich nicht.“
„Aber du wolltest, dass ich deinen menschlichen Namen kenne und erfahre, dass du und Bishop Brüder wart. Will einer von euch vielleicht noch ein
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