Dark Lord: ... Da gibt's nichts zu lachen!! (German Edition)
entwickelte sich eine seltsame Freundschaft. Sie hatten so etwas wie eine stillschweigende Übereinkunft. Wenn sie sich trafen, sollte es immer so aussehen, als würden sie sich rein zufällig über den Weg laufen. Sal wollte natürlich nicht, dass die anderen Jocks etwas von seinem neuen Kumpel, dem »Ober-Freak«, erfuhren. Also trafen sie sich entweder am Getränkeautomaten oder bei der Mauer, die das Schulgelände zu den städtischen Schrebergärten hin abgrenzte. Manchmal sah es aus, als wollten sie rein zufällig beide den Gemüsegarten des Schuldirektors »bewundern«. (Obwohl sie wahrscheinlich eher überlegten, wie sie am besten in den Garten gelangen und die Beete ein bisschen verwüsten konnten. Grausammers Gärtchen war schon so oft von rachsüchtigen Schülern heimgesucht worden, sodass er es mit Stacheldraht umzäunt hatte, um die Vandalen abzuhalten).
Wenn sie sich trafen, redeten Sal und Dirk meistens über Sport – allerdings nicht »Ich bin Man-U-Fan und hasse Arsenal« oder »Es kann nur einen Wayne Rooney geben« oder dergleichen. Sie führten ernste Gespräche über Taktik und Strategie, insbesondere natürlich beim Kricket oder Fußball – Sals Lieblingsthemen. Dirk beschäftigte sich intensiv mit diesen Sportarten – denn die Beziehung zu Sal war sehr wichtig für ihn, wenn er in der Schule anerkannt werden wollte. Und auf dieser Basis würde er dann seine Macht ausbauen, sobald die Zeit reif war.
Dirk entwickelte immer ausgefeiltere Taktiken. Jetzt war er meistens der Erste, den die Mannschaftskapitäne in ihr Team wählten. Sal machte Dirk sogar zu seinem Vizekapitän. Sal war König Artus und Dirk sein Berater und Zauberer Merlin. Sal versuchte sogar, Dirk für die offizielle erste Schulmannschaft aufzustellen, was allerdings daran scheiterte, dass für diese Auswahl die Sportlehrer zuständig waren. Und man konnte es drehen, wie man wollte, als Spieler war Dirk einfach nicht gut genug – noch nicht. Doch er brachte es immerhin zum offiziellen Scorer, dem Punktezähler beim Kricket. Von seinem Platz an den Seitenlinien aus konnte er Sal während des Spiels jederzeit Tipps geben, wenn es um die Aufstellung der Feldspieler ging oder darum, wie man die Schwächen der Gegner am besten nutzen konnte.
Dirk war überaus zufrieden mit seiner Rolle als Berater. Obwohl er natürlich am liebsten selbst derjenige gewesen wäre, der die Anweisungen gab. Aber auch so baute er seinen Einfluss immer weiter aus, im Hintergrund die Fäden zu ziehen, passte eigentlich sogar sehr gut in seinen Plan. Außerdem verschaffte ihm die Freundschaft zu Sal einen gewissen Schutz vor Angriffen aus dem übrigen Sportlerlager. Es war sozusagen eine strategische Allianz.
Das Schulteam gewann ein Spiel nach dem anderen und kletterte in der Tabelle immer weiter nach oben.
Sal verließ sich immer stärker auf Dirks Rat, sodass ihre Beziehung sich allmählich umkehrte: Dirk gewann mehr und mehr die Oberhand. Jetzt fanden ihre Treffen nicht mehr »zufällig« statt. Jetzt musste Sal zu Dirk kommen, wenn er etwas von ihm wollte, und Teil des Exil-Hofstaats werden, wie Suus, Christopher und all die anderen Schachgenies, Warhammer -Profis, Computerfreaks, Rollenspieler, Goths und dergleichen.
So kam es, dass Dirk in der Schule eine immer wichtigere Rolle spielte. Er kommentierte dies in seinem Tagebuch auf seine Weise:
29. Juni Endzeit
Christopher ist mir in der Schule von großem Nutzen. Er kann meine Anweisungen so gut erklären, dass selbst der dümmste meiner versammelten Arschkriecher sie versteht. Nicht alle tun, was man ihnen sagt – in der guten alten Zeit hätte ich einige von ihnen längst ausgelöscht, als abschreckendes Beispiel für die anderen. Dieses Mädchen namens Suus macht sich allerdings ganz gut. Christopher meint, sie wäre in mich »verknallt«. Zuerst dachte ich, es wäre das Gleiche wie »durchgeknallt« – das Wort höre ich oft, wenn Menschlinge über mich reden –, aber anscheinend bedeutet es nur, dass sie mich mag. Das kann sehr nützlich sein. Sie wird meinen Befehlen gehorchen, nicht weil sie mich fürchtet, sondern weil sie es wirklich will. Vielleicht sollte ich das als neue Methode nutzen, um meinen Willen durchzusetzen.
Auf jeden Fall habe ich Christopher zur Belohnung zu meinem Oberhauptmann ernannt. Allerdings weigert er sich immer noch, mich mit »Meister« oder »Gebieter« anzusprechen. Unter normalen Umständen würde ich ihn für seinen Ungehorsam hart bestrafen, aber
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