Dark one 03 - Kuesst du noch oder beisst du schon- neu-ok
pelzige, rattenähnliche Geschöpfe verwandelten.
Ein paar von ihnen waren zusammengezuckt, und einer hatte kurz mit den Ohren
gewackelt, aber sie alle waren immer noch menschlich.
Naja, so
menschlich, wie Neonazis sein konnten.
„Ist das
alles?“ Belinda spähte hinter meinem Rücken hervor. „Oder soll der Fluch noch
mehr bewirken? Sollten sie sich jetzt nicht verändern, oder handelt es sich
eher um mentale Wühlmäuse als tatsächliche Wühlmäuse?“
„Ich glaube,
das ist noch nicht alles, aber ich kann mich nicht erinnern. Ahm... Okay, wie
wär's damit: ,Dummer Nazi, fort von hier; kleine Wühlmaus steht vor mir!'„
Über uns
grollte Donner und ein kalter Wind umwehte uns. Tote Blätter bildeten einen
Wirbel, einen wahren Tornado rotierender Wut. Belinda schrie auf und duckte
sich hinter mich. Ich bedeckte mein Gesicht, um nicht von den wild
umherwirbelnden Blättern getroffen zu werden. Im Zentrum des Sturms fielen die
Nazis zu Boden und hielten schützend die Arme über ihre Köpfe.
Der
Blätterwirbel war so heftig und der Wind und die Kälte so intensiv, dass ich
mich einen Augenblick abwandte. Als ich mich wieder umdrehte, hatte sich der
Wind ebenso schnell gelegt, wie er aufgekommen war. Ein paar Blätter trieben
noch spiralförmig auf die Platten der Einfahrt hernieder. Und mitten in dem
Blätterhaufen befand sich ein Häufchen kleiner, brauner, unidentifizierbarer
Dinger.
„Hat's
funktioniert?“ Belinda spreizte ihre Finger ein wenig, um hindurchzuspähen „Irgendwie
schon.“ Ich stieß eins der kleinen Dinger mit der Schuhspitze an.
„Das sind
keine Wühlmäuse“, stellte sie nüchtern fest.
„Nein, sind
es nicht.“ Ich seufzte und ging um die schleimige Masse herum. „Das ist jetzt
schon das zweite Mal, dass mir ein Fluch danebengeht. Ich schätze, das ist ein
Zeichen, dass ich es lieber sein lassen sollte. Obwohl - ich finde, hier liegt
durchaus ein Fall von ausgleichender Gerechtigkeit vor.“
„Wirklich?
Meinst du?“ Sie folgte mir leicht verwirrt zur Vordertreppe.
Ich
lächelte. „Wer wäre besser als Schnecke geeignet als ein Nazi?“
21
Das Haus
wirkte seltsam ruhig, nicht ein Laut durchbrach die eisige, zähe Atmosphäre,
die das Gebäude zu erfüllen schien.
Schlörp.
„Iih! Naja,
das macht dann einen Nazi weniger“, murmelte ich, während ich meinen Schuh an
einem Bierkasten abstreifte. Dann blieb ich stocksteif stehen, wie ein
Jagdhund, der Witterung aufgenommen hat, und versuchte mich dem Haus zu öffnen.
„Kannst du
Adrian fühlen?“, fragte Belinda flüsternd. Ihr Atem stand weiß in der kalten
Luft. Die zahlreichen Schnecken, die über die Holzfußböden und die Treppe
krochen, ließen darauf schließen, dass mein Fluch allumfassend gewirkt hatte,
also gab es für uns eigentlich keinen Grund zu flüstern, aber ich fühlte mich
genauso eingeschüchtert wie sie. Das Haus war zu ruhig. Ich hatte mir
vorgestellt, dass es bis in seine Grundfesten erschüttert werden würde, wenn
Adrian, Saer und Sebastian im Kampf aufeinander trafen, aber als wir uns nun
langsam durch die Eingangshalle vorarbeiteten und einen Blick durch die
geöffneten Türen in die Räume warfen, schien das Haus den Atem anzuhalten, als
bereite es sich auf einen Angriff vor.
„Nein, ich
fühle ihn nicht. Kannst du Saer fühlen?“
Wir hatten
das untere Ende der Treppe erreicht. Sie schüttelte den Kopf, ihr Gesicht war
erschöpft und bleich.
„Vielleicht
solltest du dieses Gedankenverschmelzungsdingsbums mit ihm versuchen“, schlug
ich vor und rieb mir über die Gänsehaut auf meinen Armen, während ich mich
umblickte. Es war eiskalt im Haus, sogar noch kälter als draußen. Die Nazis
hatten Christians Haus nicht allzu lange belagert, aber immerhin lange genug,
um die schöne Mahagonitäfelung mit rassistischen Parolen in roter Farbe zu
verschandeln. Nichts bewegte sich, bis auf die Schnecken.
Sie
schüttelte wieder den Kopf. „Ich kann nicht.“
Ich warf ihr
einen Blick zu, den ersten Fuß auf der Treppe. „Was meinst du damit, du kannst
nicht? Kannst du nicht, weil du Saer nicht wissen lassen willst, dass du hier
bist?“
„Nein, ich
meine, ich kann nicht. Ich konnte es, vor dem Ritual, aber danach...“, sie
starrte ein paar Sekunden vor sich hin, „...konnte ich es nicht mehr. Irgendwie
hat es nicht mehr funktioniert.“
„Komisch.
Dann bleibt uns wohl keine andere Wahl. Wir müssen das ganze Haus nach ihnen
durchsuchen.“ Ich betete im Stillen, dass Adrian am Leben
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