Dark one 03 - Kuesst du noch oder beisst du schon- neu-ok
war, wenn wir ihn
fanden. Ich war sehr aufgewühlt durch die Tatsache, dass ich Adrians Gegenwart
nicht fühlen konnte. Ich wusste instinktiv, dass er den geistigen Kontakt mit
mir abbrechen würde, wenn Saer in der Nähe war, zweifellos glaubte er, mich auf
diese Weise schützen zu können. Aber selbst als ich ihn vorhin willentlich aus
meinen Gedanken ausgeschlossen hatte, um ihn nicht mehr hören zu müssen, hatte
mich das nicht davon abhalten können ihn zu fühlen. Und jetzt - nichts.
Wir fanden
Melissande im Keller, gefesselt und geknebelt. Zusammengesunken saß sie festgebunden
auf einem Stuhl. Ihr langes blondes Haar lag wie ein Schleier vor ihrem
Gesicht.
„Melissande!“
Belinda machte einen Satz und kniete sich vor ihr hin. Ich trat hinter den
Stuhl und betrachtete mit gerunzelter Stirn das Tuch, mit dem ihre Hände
gefesselt worden waren. Ich fasste es an und mein Stirnrunzeln vertiefte sich,
als ich mich daran erinnerte, dass meine Hände diesen Stoff schon einmal
berührt hatten. „Was ist denn mit dir passiert? Bist du in Ordnung? Arme
Melissande! Wer hat dir das angetan?“
Ich befreite
Melissandes Hände, während Belinda behutsam den Stofffetzen aufknotete, den man
benutzt hatte, um sie zu knebeln. Als Melissande ihren Kopf hob, schnappte
Belinda nach Luft und wich zurück. Voller Entsetzen starrte sie sie an.
Ich ging um
den Stuhl herum, um einen Blick auf Melissande zu werfen; währenddessen strich
ich mit dem Daumen über die warme Seide. Warum hatte Adrian eines seiner Hemden
zerrissen, um sie zu fesseln? Doch die Fragen, die mir schon auf der Zunge
gelegen hatten, waren vergessen, als ich sah, was Belinda so erschreckt hatte.
Ich war nur
zu vertraut mit dem Symbol, das man Melissande in die linke Wange gebrannt
hatte. Der bloße Anblick jagte mir einen eisigen Schauer über den Rücken, der
als ein ungutes Gefühl der Angst in meiner Magengegend endete. „Asmodeus.“
Ihre Augen
schlössen sich, unter den geschlossenen Lidern quollen Tränen hervor. Die
Tränen zogen einen Pfad schwacher, silberner Spuren über ihren wunderschönen
Porzellanteint, bis sie die rote, entzündete Schwellung des Brandmals
erreichten.
„Asmodeus,
der Dämonenfürst?“
Ich fühlte
mich grauenhaft, schlimmer als grauenhaft. Jetzt wusste ich, warum das Haus so
kalt war. Jemand hatte Asmodeus' Macht beschworen, und angesichts der Tatsache,
dass Belinda und ich jeden einzelnen Quadratmeter abgesucht hatten und keine
Spur von Adrian, Saer oder Sebastian gefunden hatten, sah es ganz danach aus,
als ob Adrian zu Schaden gekommen war, als er den Ring benutzt hatte. „Ich bete
inständig, dass es nur einen von der Sorte gibt. Wer hat dir das angetan,
Melissande?“
Ich stand
vor ihr, verwirrt durch den Zorn, der in ihren grauen Augen sichtbar wurde, als
sie mir das Gesicht zuwandte. „Mein Bruder.“
Ich wandte
mich ab, nicht bereit, ihr Glauben zu schenken, aber gewillt, seine grausame
Tat zu rechtfertigen. „Adrian ist -“
„Nicht
Adrian“, unterbrach sie. Ihre Stimme bebte vor Leid. „Saer. Er hat mir dies
angetan. Er hat es mir angetan, nachdem ich eingewilligt hatte, dafür zu
sorgen, dass er sicher ins Haus gelangen konnte. Er hat mich mit dem Symbol der
Macht gebrandmarkt, auf die er Anspruch erhebt, nachdem er mir versprochen hat,
dass Damian bei ihm in Sicherheit ist.“
„Von wegen
Sicherheit!“, rief ich und wirbelte herum, um ihr ins Gesicht zu sehen. Meine
Hände waren zu Fäusten geballt; es drängte mich, sie zu packen und zu
schütteln, so wie ich es mit Belinda gemacht hatte, aber ich konnte nicht,
nicht, wo das Blut auf dem Mal, das ihre zarte Wange verunstaltete, noch nicht
einmal getrocknet war. „In Sicherheit wovor? Seinem eigenen Vater? Begreifst du
nicht, dass Adrian Damian liebt? Siehst du nicht, dass er alles aufgegeben hat,
um den Jungen zu retten? Bist du so verblendet, dass es nicht in deinen Kopf
geht, dass Saer derjenige ist, der Damian übel will, nicht Adrian?“
Sie stand auf
und hob langsam eine Hand. Ihre Finger waren zur Faust geballt gewesen und
öffneten sich nun, um den Blick auf ein kleines weiß-goldenes Objekt
preiszugeben, das in ihrer Handfläche lag. „Das weiß ich jetzt. Es tut mir so
unendlich viel mehr leid, als ich je zum Ausdruck bringen kann, dass ich die
Wahrheit nicht erkannt habe.“
Verwirrt
blickte ich von Asmodeus' Ring in ihr tränenverschmiertes Gesicht. „Hat Saer
dir den Ring gegeben, damit du ihn für ihn
Weitere Kostenlose Bücher