Dark one 05 - Vampire sind zum Kussen da-neu-ok-08.12.11
möchte.
„Richtig.“
Terrin musterte mich ganz unverhohlen, als wäge er ab, ob ich es überhaupt wert
war, dass er sich mit mir beschäftigte. Seltsamerweise nahm ich es ihm nicht
übel. Die Zeiten, als es mich noch empört hatte, wenn sich jemand über mich
erhob, schienen eine halbe Ewigkeit her zu sein. Ich saß einfach da und wartete
ergeben ab, welche Informationen Terrin uns anzuvertrauen bereit war, denn ich
war mir der Tatsache sehr bewusst, dass Theo und ich uns in einer äußerst
prekären Lage befanden.
Terrin
schien zu einer Entscheidung gelangt zu sein; er nickte bekräftigend. „Als ich
deine zweite Prüfung durchgeführt habe, hatte ich Zweifel an deiner Eignung zur
Tugendkraft. Du besaßest offenbar nichts von dem nötigen Wissen und auch keine
der Fähigkeiten, die man braucht, um an den Hof aufgenommen zu werden. Dennoch -
und obwohl man dich beschuldigt, diejenige ermordet zu haben, deren Nachfolge
du angetreten hast - sagt mir mein Instinkt, dass du die Wahrheit sagst. Ich
hatte nur selten Grund, meinem Instinkt zu misstrauen, und das werde ich auch
jetzt nicht tun, nur weil die Beweislage auf das Gegenteil hindeutet. Die
Geschichte, die du mir erzählt hast, ist nicht überzeugend, aber sie ist meiner
Ansicht nach auch nicht unmöglich.“
Er glaubt
uns! Das ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Ich hin froh, dass du ausgerechnet ihn aus den vielen Seneschallen herausgepickt hast.
Ich hatte
keine große Wahl. Er war der Einzige auf der Liste der Oberhofbeamten, den
ich kannte. Ich bin einfach davon ausgegangen, dass er Kenntnis von dem Fall Hope hat.
„Kannst du
uns helfen?“, fragte ich und gab mir alle Mühe, aufrichtig und vertrauenswürdig
zu erscheinen.
„Offiziell
nicht. Aber ich kann euch die Informationen geben, die ihr braucht.“ Terrin
lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, schlug die Beine übereinander und faltete
die Hände. „Euch ist bekannt, dass die Tugendkraft Hope verschwunden ist und
man aufgrund des Briefs, den sie hinterlassen hat, vermutet, dass sie tot ist?“
Theo nickte.
„Selbstmord?“,
fragte ich.
„Nein. In
dem Brief stand, sie sei einer Intrige zum Opfer gefallen. Man wolle sie ihrer
Gabe berauben, schrieb sie, und diese an eine Sterbliche weitergeben - an dich,
Portia Harding.“
Warum
spricht mich außer dir jeder mit meinem vollen Namen an?, fragte ich Theo.
Es tat zwar nichts zur Sache, beschäftigte mich aber schon eine ganze Weile.
Namen
besitzen Macht.
„So ein
Brief ist ja wohl kaum ein Beweis ...“, setzte ich an.
Terrin hob
die Hand. „Der Brief geht mit der recht emotionalen Behauptung weiter, dass
bereits mehrere Mordversuche gegen sie verübt wurden, die vermutlich mit der
Intrige in Zusammenhang stehen.“
„Das
entbehrt doch jeder Grundlage!“, fuhr ich empört auf. „Ich habe sie nicht
ermordet. Und ich habe nie geplant, sie ihrer Gabe zu berauben. Ich wusste ja
gar nicht, wer oder was sie ist, als ich sie versehentlich gerufen habe!“
„Das hast du
bereits gesagt.“ Terrin sah mich streng an.
Mir wurde
das Herz schwer. Man wollte mir mithilfe von Indizienbeweisen die Schuld an
einem Verbrechen in die Schuhe schieben, das ich nicht begangen hatte. Das
Ganze war ziemlich leicht zu durchschauen und völlig absurd, aber mir wurde
klar, dass Leute, die mich nicht kannten, diese Version der Geschichte
möglicherweise für wahr hielten.
„Nur weil
bisher jede Spur von Hopes Leiche fehlt, durftest du unter Aufsicht frei
umherlaufen und wurdest nicht eingesperrt.“
Ich wurde
überwacht? Von wem?
Keine
Ahnung, aber es überrascht mich nicht.
„Was für ein
Humbug! Das ergibt doch keinen Sinn! Warum hätte ich eine Frau töten sollen,
die ich gar nicht kenne?“
Terrin
senkte den Blick. „Man vermutet, dass Hope irgendwann wiedergekommen ist, um
ihre Gabe von dir zurückzufordern, und du sie nach einem heftigen Streit
getötet hast.“ Er hob die Hände, um schon im Voraus den Einwand abzuschmettern,
der mir auf der Zunge lag. „Mich musst du nicht von deiner Unschuld
überzeugen, Portia Harding. Ich sage euch nur, was man sich am Hof so erzählt.“
Plötzlich
war ein gedämpftes Donnergrollen zu hören, das nichts Gutes verhieß.
Portia,
halt dich zurück!
Es war nicht
leicht, aber ich schluckte tapfer einige bissige Bemerkungen über die
Geistesverfassung der Verantwortlichen am Hof hinunter und bemühte mich, meine
Wut zu zügeln, die sich bereits in Donner umgewandelt hatte. „Gibt es
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