Dark one 05 - Vampire sind zum Kussen da-neu-ok-08.12.11
auch
Vermutungen dazu, warum ich etwas derart Abscheuliches tun sollte?“
Terrin
schaute auf seine Hände. „Wie ich gehört habe, sollst du mit Theo North durch
Blut verbunden sein. Der Gedanke liegt nahe, dass ihm eine Frau, die ihm derart
nahesteht, eine Exkulpation verschaffen will, sobald ihre Aufnahme an den Hof
offiziell bestätigt ist.“
Ich warf
rasch einen Blick auf Theo. Er saß mit ausdrucksloser Miene da und wirkte
leicht gelangweilt, so als hätte das, was der Seneschall sagte, überhaupt
nichts mit uns zu tun. „Denkt hier jeder so? Denken etwa alle, ich hätte Hope
hereingelegt, ihr ihre Kräfte abgeluchst und sie dann ermordet, nur damit Theo
seine Begnadigung bekommt?“
„Das ist
etwas krass ausgedrückt, aber ich denke schon. So erklärt man sich deine Taten.“
„Verstehe.“
Meine Fingerknöchel waren immer noch schneeweiß. Ich bemühte mich noch einmal
ganz bewusst, meine Hände zu entspannen, als ich mit hoch erhobenem Kopf
aufstand. „Danke für deine Hilfe, Terrin. Hoffentlich bekommst du keine
Probleme, weil du dich mit mir abgegeben hast.“
Er stand
ebenfalls auf und lächelte mich freundlich an. „Ich habe keine Angst vor
etwaigen Konsequenzen, wenn du das meinst.“
„Gut.
Nochmals danke.“
„Es war mir
ein Vergnügen“, entgegnete er und verbeugte sich mit einem angedeuteten
Handkuss vor mir. „Ich habe keine Zweifel daran, dass wir uns noch einmal
wiedersehen ... hoffentlich unter weniger diffizilen Umständen.“
„Warum hatte
Terrin keine Angst, sich mit uns zu treffen?“, fragte ich Theo eine Minute
später, als wir aus dem düsteren Bürolabyrinth kamen, das ein Teil der Großen
Gemächer war.
Die Sonne
versteckte sich hinter ein paar dunklen Wolken. Ich begann zu zittern, doch wie
mir schien, kam die Kälte eher aus meinem Inneren und hatte gar nichts mit dem
grauen Himmel zu tun.
„Ich weiß es
nicht“, entgegnete er nachdenklich, rückte seinen Hut zurecht und schlug den
Mantelkragen hoch, um seinen Hals vor dem Tageslicht zu schützen. „Er ist nicht
so leicht zu durchschauen.“
„Das kann
man aber hier von jedem sagen“, erwiderte ich und schmiegte mich an ihn, als er
den Arm um meine Taille legte. „Und jetzt?“
Theo warf
einen Blick gen Himmel. „Jetzt rüsten wir uns zum Kampf. Wir müssen los.“
Die tiefe
Besorgnis, die ich in seinem Inneren spürte, gefiel mir gar nicht. Sie war
düster und zerstörerisch.
„Auf sie mit
Gebrüll!“, sagte ich und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, das hoffentlich
die Tatsache verdeckte, dass ich mich wegen der Anhörung zu Tode ängstigte.
Du musst
dir keine Sorgen machen, Portia. Ich habe dir doch gesagt, ich lasse nicht
zu, dass dir etwas zustößt. Ich habe noch ein paar Trümpfe im Ärmel.
Was für
Trümpfe?, fragte ich, als wir in die Richtung des Prozessparks gingen.
Das wirst
du zu gegebener Zeit erfahren.
Als ich sah,
wie scheinbar alle Bewohner der Stadt in die kleine Gasse strömten, die zum
Park führte, blieben mir sämtliche noch offenen Fragen im Halse stecken. Kopf
hoch, Liebes! Ich bin bei dir.
Wofür ich
dir auch zutiefst dankbar bin, entgegnete ich, und dann mussten wir uns
einen Weg durch die Menge in die Parkmitte bahnen, wo mehrere große
Druidensteine ä la Stonehenge im Kreis standen. Im Inneren des Kreises befanden
sich Steinbänke, von denen vier bereits besetzt waren. Die fünfte Bank war
leer. Vor ihr stand ein herrisch wirkender Mann, der die Stirn runzelte, als er
uns entdeckte.
„Portia
Harding, vortreten!“, rief er.
Ich trat aus
der Menge in den Steinkreis, und Theo stellte sich neben mich in den länglichen
Schatten, den einer der großen Steine warf.
..Wisset,
dass diese Anhörung im Jahr des Souveräns eintausendfünfzehn in der achtzigsten
Epoche beginnt!“ Tausendfünfzehn? Du bist älter!
Der
Kalender des Gerichtshofs unterscheidet sich von dem der Sterblichen. Er ist in Epochen unterteilt, von denen jede sechsundfiinjzigtausend Millennien umfasst.
Ich rechnete
rasch nach und stellte zu meiner Zufriedenheit fest, dass die genannte
Jahreszahl ungefähr mit dem Alter der Erde übereinstimmte.
„Sehet, Ihre
gnädigste Majestät, die Mare Suria!“
Eine
zierliche Blondine mit einem hauchdünnen grün-goldenen Sommerkleid trat
lächelnd aus der Menge und lachte auf, als jemand einen Scherz machte. Sie
bedachte auch Theo und mich mit einem Lächeln, bevor sie auf der leeren Bank
Platz nahm.
„Sehet, Ihre
gnädigste Majestät, die Mare
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