Dark one 05 - Vampire sind zum Kussen da-neu-ok-08.12.11
seine Richtung, und als ich die
Warnung in seinen Augen sah, nickte ich.
„Ich bitte
um Verzeihung, falls meine Ausdrucksweise unhöflich erscheint“, sagte ich, denn
ich registrierte die feindseligen Blicke der Umstehenden. Die Gesichter der
Maren waren im Großen und Ganzen ausdruckslos, aber es war offensichtlich, dass
sie sich bereits vor dieser Anhörung eine Meinung über mich gebildet hatten. „Aber
ich kann es nun mal nicht leiden, wenn ich mich für etwas rechtfertigen soll,
das ich gar nicht getan habe. Ich wollte keine Tugendkraft werden - Hope hat
mich dazu gemacht, ohne dass ich etwas davon wusste. Ich habe sie nicht
umgebracht, und ich weiß auch nicht, wer es getan hat und warum. Ich habe den
Dämonenfürst nicht freiwillig aufgesucht, ich wurde dazu gezwungen. Und es ist
wahr, dass ich geschworen habe, Theo seine Seele zurückzuholen, aber das ist
eine Sache zwischen ihm und mir, die niemanden hier etwas angeht, wie ich
meine.“
„Du wagst
es, so zu den Maren zu sprechen?“ Der herrische kleine Mann, der die Maren
angekündigt hatte, sprang mit zornrotem Gesicht von seiner Bank auf.
Theo
umklammerte meine Hand so fest, dass es fast wehtat.
„Ich will
nicht respektlos erscheinen, aber ich lasse mich nicht von irgendeinem
Scheingericht...“
„Ruhe!“,
brüllte Disin, und ihre Stimme schallte über den ganzen Platz. „Wir werden uns
beraten.“
„Aber ich
hatte doch noch gar keine Gelegenheit, mich vernünftig zu verteidigen“,
erwiderte ich, doch Disin schnitt mir das Wort ab.
„Ruhe, habe
ich gesagt!“
Theo
streichelte mit dem Daumen meinen Handrücken, was mir in meiner grenzenlosen
Verzweiflung immerhin ein kleiner Trost war. Die drei Maren steckten die Köpfe
zusammen.
Sie
werden uns in dieses Akasha verbannen, sagte ich zu Theo. In Reaktion
darauf zuckte er mit den Fingern. Ringsum wurde heftig diskutiert, wenn auch im
Flüsterton.
Ich weiß,
du darfst mir nicht antworten, aber sie können mich nicht hindern, mit dir
zu reden. Tut mir leid, wenn ich alles nur noch schlimmer gemacht habe, aber ich kann nicht einfach dastehen und nichts tun, während sie die Tatsachen verdrehen.
Theo war zwar
zum Schweigen verpflichtet, aber seine Gefühle konnte ich sehr wohl lesen, und
der Stolz, der sich in seine Besorgnis mischte, ermutigte mich ein wenig.
„Portia
Harding, deine Unverschämtheit macht dir wenig Ehre, und wir sind nicht bereit,
sie zu dulden“, sagte Disin und bildete mit den anderen beiden Maren eine
geschlossene Front.
Das
Donnergrollen wurde noch lauter, und der Himmel zog sich derart zu, dass man
meinen konnte, die Dämmerung setzte ein, obwohl es mitten am Tag war. Ich
atmete noch einmal tief durch und beruhigte mein wie wild schlagendes Herz in
der Hoffnung, verhindern zu können, dass ein Gewitter auf die ganze Versammlung
niederging.
„Wider
besseren Wissens“, Disin warf einen Blick auf die weißhaarige Mare, „habe ich
mich davon überzeugen lassen, dass die Beweise gegen dich nicht ausreichen, um
dich in das Akasha zu verbannen. Solange jedoch der Mord an der Tugendkraft
Hope nicht aufgeklärt ist, können wir dich nicht freilassen. Wir müssen
verhindern, dass du anderen Schaden zufügst.“
Ich biss mir
auf die Unterlippe, weil ich ihr am liebsten entgegen geschleudert hätte, dass
ich niemandem Schaden zugefügt hatte und auch nicht beabsichtigte, so etwas zu
tun.
„Es wurde
vorgeschlagen, dass du dich jetzt der fünften Prüfung unterziehst, damit wir
über die Reinheit deiner Seele befinden können. Wenn du die Prüfung bestehst,
darfst du den Hof verlassen, bis ein Untersuchungsausschuss die Wahrheit über
den Tod der Tugendkraft herausgefunden hat.“ Disin klatschte in die Hände, und
ein kleiner Junge kam aus der Menge. Er verbeugte sich vor den drei Maren, dann
drehte er sich um und verbeugte sich auch vor mir. Er konnte, nicht älter als
acht oder neun sein, doch aus seinen dunklen Augen sprach eine ungeahnte
Weisheit. Was auch immer er war, ein unschuldiges Kind war er ganz gewiss
nicht. „Aufsichtsführender, beginne mit der Prüfung!“
Der Junge
schaute mich eine Weile an, bevor er Theo mit einer Handbewegung bedeutete,
sich aus dem Steinkreis zurückzuziehen. „Bei dieser Prüfung kannst du ihr nicht
helfen. Du musst dich von ihr entfernen.“
Theos Stimme
hallte warm und beruhigend durch meinen Kopf. Ich werde mich nicht von
deiner Seite rühren, wenn du es nicht willst.
Ist schon
okay. Ich versuchte, zuversichtlicher zu
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