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Dark Road

Titel: Dark Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Haptie
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Clovis.
    Zack rutschte über die breite, leicht zerschlissene Sitzbank und stieg ebenfalls aus. Er fing den Blick seines Bruders auf-und sah darin seine eigene Verwirrung gespiegelt.
    »Ich war von Anfang an dagegen, dass ihr dieses Ding wieder repariert. Uns geht es doch gut. Wir kommen zurecht. Aber ihr seid die Söhne eures Vaters. Ich wusste, dass ich euch nicht aufhalten kann. Nicht jetzt.« Sie erschien ihnen kleiner und noch kummervoller als sonst. Ihre Augen jedoch glühten. »Nicht jetzt, wenn Clovis seine Lehre beginnen wird. Ich kann euch nicht ewig wie kleine Kinder behandeln. Und dann macht ihr gleich etwas so unglaublich DUMMES. Wie soll das erst werden, wenn ihr mit diesem Ding herumfahrt? Ihr bringt uns schon in Gefahr, noch ehe ihr überhaupt in der Stadt seid. Den Gesang kann man meilenweit hören ... Ihr müsst mir versprechen, dass ihr nie wieder an diesem Knopf dreht. Niemals!«
    Sie begann zu weinen. Zack versuchte seinen Arm um sie zu legen, aber sie wich ihm aus.
    »Es ist sehr weit von hier bis zur Stadt«, sagte Clovis langsam. »Wir hören hier nie etwas von der Stadt. Nicht mal in einer ruhigen Nacht. Wir hören die Glocken nicht, und die sind sehr laut ...«
    »Aber wir hören die Schiffe im Nebel, oder etwa nicht?«, fuhr ihn Mariette an.
    »Mum«, sagte Zack und senkte seine Stimme, als versuchte er ein verängstigtes Tier zu beruhigen. »Du willst doch nicht sagen, dass dieser Gesang so laut war wie eine Schiffssirene, das ist etwas ganz anderes ...«
    »Das Nebelhorn hat einen sehr tiefen Ton, der viel weiter zu hören ist als ein hoher«, sagte Clovis ernst.
    »Ihr wisst nicht, womit ihr es hier zu tun habt«, sagte Mariette. »Ich will, dass wir alle reingehen, und zwar JETZT.«
    Sie scheuchte sie den Pfad zum Haus hinauf. Dann stieß sie die Tür zu und verriegelte sie. Die Anspannung hatte sie alle fest im Griff.
    »Ich glaube, wir müssen uns wirklich keine Sorgen machen wegen ...«, setzte Clovis an.
    Mariette brachte ihn mit einem kurzen Blick zum Schweigen.
    Zack lugte durch die halb geschlossenen Rollos am kleinen Fenster neben der Tür.
    »Sieht alles ganz normal aus«, sagte er in beruhigendem Tonfall.
    »Versprich mir, dass du diesen Stimm-Knopf nie wieder benutzt, Zack«, sagte sie. »Jemand könnte den Gesang hören.«
    »Aber was für einen Sinn soll er ...«
    »Lass den Engel niemals singen, niemals, hörst du, Zack? Nie. Das ist ein uralter Gesang, und du weißt nie, wer ihn hören kann.«
    »Wie kann er denn uralt sein?«, fragte Clovis. »Es ist eine Schallplattenaufnahme oder so etwas. Ich weiß nicht genau, wo und kann auch nicht sehen, wie es funktioniert, aber der Mechanismus muss irgendwo im Wagen eingebaut sein ...«
    »Sei still, Clovis«, sagte Mariette, immer noch Zack im Blick.
    »Versprochen«, sagte Zack.

 
KAPITEL 6
    Die Familie saß bei Kakao und Kuchen um das Feuer. Die Öllampen warfen Schatten auf die Holzvertäfelung an den Wänden. Draußen in den Bergen stürmte es - der Südwestwind trug den Geruch des Meeres mit sich.
    Zack las in einem großen Buch mit handgeschriebenen Rezepten. Es war in dicke Pappe gebunden, die vom Alter schon leicht gewölbt war. An einigen Stellen erkannte er die Handschrift seines Vaters, an anderen die gestochen scharfe Schrägschrift seines Urgroßvaters. Ein paar Rezepte, die man schon kaum mehr lesen konnte, waren von anderen Vorfahren vor langer, langer Zeit eingetragen worden.
    »Man nehme einen Zweig frische Pfefferminze« , las er vor, »und den Saft einer großen Mango. Man füge zwei Löffel vom Saft der Zitronenfrucht hinzu und ... kann ich nicht lesen ... Zucker. Mango Granita. Fein gehacktes Eis in einer Wanne. Klingt super. Man muss es weiter hacken, während es gefriert. Meinst du, das kriegen wir hin, Mum? Wir haben ganz viele kleine Wannen auf dem Dachboden.«
    Zack und Clovis sahen Mariette an, die gerade mit winzigen, wütenden Stichen ein Hemd flickte. Seit sie zurück im Haus waren, hatte sie kaum ein Wort gesagt.
    »Du wirst mehr brauchen als nur Mango-Granita«, sagte sie unvermittelt, ohne aufzublicken. »Die Nachtarbeiter in
    den Zeitungsredaktionen, die Journalisten und die Drucker wollten immer Sorbets, weil sie günstiger und einfacher zu machen sind. Und sie mochten Eiskaffee mit dem besten braunen Zucker und Flaschen mit geeisten Smoothies.
    Die Granitas waren für die reicheren Kunden gedacht, bei Partys und vornehmen Essenseinladungen. Und die Leute beim Radio waren sehr anspruchsvoll.

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