Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dark Road

Titel: Dark Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Haptie
Vom Netzwerk:
ein. Jedes Stockwerk war schmaler als das vorherige und hatte eine andere Form. Gebaut war das Haus wie ein Schiff, geschützt von verschweißten Metallplatten; schon seit mehr als sechs Generationen war es Reich und Schlupfwinkel der Familie Jump.
    Jetzt traten Zack und Clovis durch die Eingangstür, immer noch diskutierten sie ernsthaft über Kämpfe mit Bären.
    Mariette verdiente ihren Unterhalt damit, Kleidung nach ihren eigenen Entwürfen zu stricken. Balthasar hatte ihr eine Strickmaschine von der Größe eines Orchesterflügels gebaut, die mitten im Wohnzimmer thronte. Sehr konzentriert stand Mariette dahinter, auf den Ohren den übergroßen Gehörschutz, den Clovis für sie erfunden hatte. Die Strickmaschine strickte sehr laut. Im linken Ohr war ein Wecker eingebaut, damit auf dem Herd nichts verbrannte. Das rechte Ohr war mit der Alarm-Vorrichtung verbunden.
    Als Balthasar noch mit dem Eis-Engel unterwegs war und stets Gefahr lief, verhaftet zu werden, hatte sie ein komplexes Alarm- und Sicherheitssystem davor bewahrt, von ungeladenen Gästen wie der Polizei entdeckt zu werden, falls doch jemand ihr Haus finden sollte. Aber weder die Polizei noch sonst irgendjemand hatte jemals ihr Haus entdeckt, damals nicht und auch nicht heute.
    Trotzdem bestand Mariette darauf, dass dieses Alarmsystem gewartet wurde und stets eingeschaltet war. Jeden ersten Freitag im Monat wurde es getestet.
    »Mum, komm und hör dir das mal an«, rief Clovis. »Im Wagen gibt es einen Knopf, auf dem >Stimme< steht.«
    Sie deutete auf ihre Strickmaschine, dann auf ihre Uhr.
    »Sie kann dich nicht hören«, sagte Zack. »Sie muss erst noch was fertig machen.«
    Sie gingen wieder hinaus zum Eis-Engel-Van, der vor der Scheune stand. Der Engel war an seinem Platz auf dem Kühler angebracht und blickte ruhig in die Ferne. Clovis stieg auf die Sitzbank und rutschte durch. Zack folgte ihm nach.
    »Vielleicht ist es nur ein Radio«, sagte Zack. Das Armaturenbrett war frisch geputzt und poliert; unzählige Drehscheiben, Knöpfe und Schalter befanden sich darauf, sie reichten beinahe bis zur Beifahrertür. Clovis hatte einige neue Armaturen angebracht, die meisten hatte Zack allerdings noch nicht berühren dürfen.
    »Definitiv kein Radio«, sagte Clovis, »das Radio ist hier.« Er zeigte auf eine Reihe von roten und goldenen Knöpfen. Jeder war mit dem Namen einer der fünf Radiostationen der Stadt beschriftet, einschließlich dem des illegalen Radio Barnacle.
    »Hm, also, wenn ich fahre, komme ich mindestens an die Hälfte dieser Knöpfe nicht dran«, sagte Zack. »Was macht der hier?« Der Schalter sah aus, als wäre er aus einem Wasserhahn gemacht.
    »NICHT!«, schrie Clovis. »Das ist der Notfallverteidigungs-Eissprüher! Der ist noch nicht fertig.«
    »Der was?«
    »Wolltest du mir etwas zeigen, Clovis?« Mariette war heruntergekommen. Sie hatte die Arme um sich geschlungen und den Gehörschutz an den Gürtel gesteckt.
    »Was bedeutet das, Notfall...«
    Zack verstummte. Clovis hatte an dem eleganten Drehknopf, auf dem »Stimme« stand, gedreht, und plötzlich sang eine Mädchenstimme in der stillen Nacht.
    »SCHALT DAS AUS!«, brüllte Mariette.
    Keiner der beiden Jungen bewegte sich. Das Mädchen sang wunderschön in einer Sprache, die sie noch nie gehört hatten.
    »SCHALT DAS AUS! SCHALT ES SOFORT AUS!«, Mariette kletterte durch die Beifahrertür, drückte sich nach vorne, stieg über Zack und stieß beim Anblick des Armaturenbretts einen verzweifelten Schrei aus. Dann begann sie, abwechselnd auf die Knöpfe zu hämmern und an ihnen herumzudrehen.
    »WAS HAST DU GEMACHT, CLOVIS! ICH KANN NICHTS MEHR FINDEN!«
    Die Scheibenwischer huschten über die Windschutzscheibe, die Hupe tönte laut, die Scheinwerfer beleuchteten die Baumstämme gegenüber, die Türen verriegelten sich, bis
    schließlich Clovis und Mariette zusammen den Knopf in die »Aus«-Position stellten. Die Stimme verstummte.
    »Ist euch klar, wie weit man das hört?«, fragte Mariette.
    Clovis entriegelte die Fahrertür und wand sich hinaus. Wie immer dachte er über jede Frage ernsthaft und konzentriert
    nach.
    »In einer klaren Nacht«, setzte er an, »wenn es keinen Wind gibt, denn Wind würde es natürlich beeinflussen, zum Beispiel ein östlicher in Richtung Stadt könnte das Geräusch tragen, obwohl wir von den Bergen geschützt sind, aber nicht sehr weit; ein südwestlicher dagegen, vom Meer ...«
    »SEI STILL«, rief Mariette und sprang aus dem Wagen, direkt neben

Weitere Kostenlose Bücher