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Dark Room

Dark Room

Titel: Dark Room Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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ja gut von den Partys, du bist ein wildes Mädchen. Und wie ich riechen kann« – sie tat, als würde sie in Fionas Richtung schnuppern –, »hattest du diese Nacht viel Spaß.«
    Fiona stand kerzengerade da und erwiderte ihren Blick, ohne zu blinzeln. Sie würde sich nicht aus der Fassung bringen lassen.
    Die Grinsekatze wandte sich an den Sklaven. »Du darfst ihr Abtreter sein. Sieh doch, was für schöne kleine Füße sie hat.«
    Der Sklave gehorchte sofort und legte sich flach auf den Boden.
    »Das Gesicht nach unten«, befahl die Grinsekatze, »nicht übermütig werden. Ich sag dir schon Bescheid, wenn es dir erlaubt ist, die Füße zu bewundern.«
    Quietschend drehte der Sklave sich um, sein Lackanzug reflektierte eine merkwürdige weiße Fläche – ein Gesicht –, und als Fiona über sich an die Decke blickte, fand sie dort einen Monitor, der ihr ein Standbild ihrer eigenen Züge zeigte.
    »Du darfst ihn besteigen«, sagte die Grinsekatze, »er muss auch ein bisschen Spaß haben. Haustiere brauchen ihr Gassi, sonst ist das keine artgerechte Haltung.«
    Fiona stellte sich auf den Rücken des Sklaven, setzte einen Fuß zwischen seine Schulterblätter, den anderen auf seine Hüfte und versuchte, im Gleichgewicht zu bleiben.
    Die Grinsekatze erhob sich und schritt auf Fiona zu.
    »Wir haben einen gemeinsamen Freund«, raunte sie, und Fionas Herz schlug schneller, als wäre sie bei etwas Verbotenem oder Peinlichem erwischt worden. »Er hat mich wissen lassen, dass du mir etwas zeigen möchtest.« Sie zog Fiona den Umschlag aus der Hand und tänzelte zurück zu der Récamiere. Sie legte die Fotos auf die Lehne, würdigte sie aber noch keines Blickes.
    »Püppi und ich kennen uns schon ewig«, fuhr sie fort, als wäre das eine Information, die Fiona bisher nicht bedacht hatte und unbedingt wissen müsste. »Wir teilen eine Vergangenheit.«
    Fiona verlagerte ihr Gewicht unmerklich auf dem Sklaven und ging leicht in die Knie, um mehr Standfestigkeit zu haben.
    »Du sprichst nicht viel, oder?«
    »Sie wollten sich die Fotos ansehen. Ich möchte wissen, ob Ihnen dazu etwas einfällt.«
    Die Grinsekatze lachte amüsiert. »Schätzchen! Mir fällt immer etwas ein. Das ist mein Beruf. Ich schaffe Wege, wo vorher keine waren. Das ist der eigentliche Sinn eines Labyrinths, nicht die Verwirrung, sondern die Verknüpfung.«
    Zögernd nahm sie den Umschlag, ihr Gesicht blieb unbewegt, fast gelangweilt. Ganz vorsichtig, als sei das Papier unendlich kostbar, öffnete sie die Lasche, sah dann aber wieder auf.
    »Wie schwer bist du? Ungefähr fünfzig Kilo? Achtundvierzig? Weniger? Trotzdem, du solltest langsam von ihm runtersteigen. Er ist nicht mehr der Jüngste.« Fiona trat beiseite und war froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Der Sklave atmete schwer.
    »Du darfst dich umdrehen«, befahl die Grinsekatze, und Fiona wusste, dass nicht sie gemeint war.
    »Es ist dir gestattet, ihren Füßen zu huldigen. Wenn sie dich nicht wegstößt, darfst du auch daran riechen.«
    Der Sklave kroch eidechsenartig auf Fiona zu, ließ ihre Füße nicht aus den Augen und schnupperte. Dann drehte er den Kopf und sah seine Herrin flehentlich an. Die zuckte mit den Schultern.
    »Es sind ihre Füße. Wenn sie es erlaubt, habe ich nichts dagegen, dass du ihr die Knöchel leckst. Aber heul nicht rum, falls du einen Tritt bekommst.«
    Vorsichtig näherte sich der Sklave noch weiter, streckte probehalber die Zungenspitze aus. Fiona seufzte und rollte mit den Augen, bewegte sich aber nicht. Der Sklave legte sich wie ein großer, schwarz glänzender Embryo um sie herum und schlappte über ihren Knöchel. Ein Mal. Ein zweites Mal. Dann leckte er in stetigen kurzen Zungenschlägen, als würde er Milch ausschlecken. Eigentlich war es nicht unangenehm, Fiona konnte es ganz gut ignorieren und sah der Grinsekatze stumm ins Gesicht. Die widmete sich endlich dem Umschlag und zog den Stapel Fotos heraus.
    Fiona erkannte nicht, welches Bild sie gerade betrachtete, die Grinsekatze hielt sie nah vor ihr Gesicht. Sie wusste, dass die ersten Bilder die von Jan aus dem Garten waren. Die Grinsekatze blätterte sie relativ schnell durch, ihr Gesicht zeigte keine Regung.
    Aber dann ging ein Ruck durch sie, als hätte sie einen Stromschlag bekommen, ganz kurz nur. Für einen Moment krampfte sich ihr Körper zusammen, und Fiona kam es so vor, als wäre plötzlich eine Elektrizität im Raum, eine kaum erträgliche Spannung. Die Grinsekatze hatte sich sofort

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