Dark Room

Titel: Dark Room Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky

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wedelnden Handbewegung zeigte er auf die Kanister: »Rein damit!«
    Die Novizin hob ächzend den ersten Kanister an, stellte ihn auf der Wanne ab, kippte ihn und goss einen Schwall Blut in die Wanne.
    »Tierblut?«
    »Schwein.«
    »Das stinkt doch bis zum Himmel, noch bevor Blondie kommt.«
    Er zuckte mit den Schultern und zündete sich wieder eine Zigarette an. »Ihr Ding. Ihre Auktion. Ihr Gewinn. Ihre Regeln.« Er schnaubte. »Würde mich nicht wundern, wenn sie auch Fruchtfliegen, Maden, Egel oder so ’n Zeug mitbringt.« Er lachte meckernd. »Sie liebt solche Wimmelbilder. Frühkindliche Prägung wahrscheinlich. Das passiert, wenn Kinder auf dem Schlachthof spielen statt in der Waldorf-Kita.«
    »Was für ein Problem hat die Herzdame?«, fragte die Novizin und schüttete den zweiten Kanister Blut in die Wanne.
    »Die Grinsekatze. Es geht immer um die Katze, wenn die Herzdame Schnappatmung kriegt. Sie ist völlig besessen von dieser Swingerschlampe. Sie hat sich an ihr festgebissen, keine Ahnung, warum sie auf die eingeschossen ist. Ich komm nicht dahinter, ob sie eine Höllenangst vor ihr hat oder ihr die Fotze lecken will.«
    »Aber jetzt ist doch irgendwas passiert?«
    Seine Gelenke knackten so laut, wie das Latex knirschte, als der Gote in die Knie ging und sich auch einen Kanister griff. Er winkte ab.
    »Das war letzte Nacht. Es gab ein Treffen zwischen der Grinsekatze und der Eule.«
    »Uh!«
    Die Novizin war plötzlich so aufmerksam, dass sich ihr ganzer Körper anspannte.
    »Im Hamburger Bahnhof. Lonely Twin hat sie beobachtet, er klebt ja an ihr dran. Und die Herzdame steigert sich gerade in eine Panikattacke rein, dass die Grinsekatze spitzkriegen könnte, was es bedeutet, wenn wir uns in ihrem Chat darüber unterhalten, wer den längsten Schwanz hat oder wie viel Finger einer beim Fisten reinkriegt. Mich wundert es eh, dass ihr das noch nie aufgefallen ist.«
    »Dumme Muschi!« Die Novizin lachte, brach aber direkt ab, als es an der Wohnungstür klingelte.
    »Was jetzt?«, flüsterte sie.
    Der Gote legte seinen Zeigefinger über den Mund. »Stillsein ist immer eine gute Idee, wenn man nicht entdeckt werden will.«
    Sie gab ihm einen Stoß gegen die Schulter.
    Sie hörten draußen jemanden lallen, und die Novizin atmete schneller, sodass der Gote wieder väterlicher wurde.
    »Mach dir keine Sorgen. Das war nur irgendein Besoffener. Die Eule bleibt garantiert bis zum Morgen in ihrem kuscheligen neuen Baumhaus. Einweihungsfick.«
    »Und weil wir ja keine Unmenschen sind, wollen wir nicht stören.«
    Sie verstauten die leeren Kanister in riesigen Mülltüten. Der Gote reichte ihr ein Kabel und zeigte oben an der Decke auf einen eingebohrten Haken, aber sie schüttelte den Kopf und drehte ihr Bein mit dem steifen Knie. »Da komm ich nicht hoch. Mein Stiefvater sagte immer, ich hüpfe zu viel, und das macht ihn nervös, und irgendwann hatte er dann eine Eisenstange in der Hand.«
    Der Gote sah sie zweifelnd an, dann grinste er. »Nette Geschichte, du armes kleines Prügelmädel. Er hatte vielleicht wirklich eine Eisenstange, aber du hattest mit Sicherheit ein Küchenmesser.«
    Sie grinste auch. »Eine Sichel. Antiker Wandschmuck. Mutti sammelte so was, das war zwar alt, aber scharf wie Metzgers Geselle.«
    Er stieg auf die Toilette, stützte sich mit einem Fuß auf dem Wannenrand ab und erreichte die niedrige Decke, wo er das Kabel durch den Haken zog.
    »Wimmelbild mit Strom? Ist ja auch eine seltsame Kombination.«
    »Nicht, wenn man schon als Kind mit der Betäubungszange auf dem Schlachthof gespielt hat.«
    Er reichte der Novizin die Hand, damit er wieder sicher auf den Fußboden steigen konnte, und küsste sie galant. Er knickste.
    »Hat die Herzdame den Club gegründet?«, fragte sie, während sie eine Flasche Apfelshampoo und ein oranges Plastikboot mit Playmobilmännchen neben der Seifenschale verteilte.
    Der Gote zuckte mit den Schultern. »Oh, das weiß keiner so genau. Sie ist jedenfalls seit einer Ewigkeit dabei. Den Club gibt es ja schon viel länger, als ich oder der Twin oder Blondie oder die anderen teilnehmen. Es sind immer eher wenige, bei denen es ganz dringend ist, so wie bei dir jetzt. Aber es gibt auch noch Connaisseure, die nur mitbieten, wenn ein ganz bestimmtes Opfer angeboten wird. Manche verschwinden jahrelang wieder in der Versenkung.«
    Die Novizin trat einen Schritt zurück, damit der Kegelschein ihrer Grubenlampe breiter streute, und besah sich ihr Werk.
    »Ich wünschte, ich