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Dark Room

Dark Room

Titel: Dark Room Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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passiert mir nicht noch mal, dass mir ein Opfer entgeht, nur weil es schneller ist. Ich muss mehr trainieren.«
    »Also?«
    »Obdachlose, schätz ich.«
    Der Gote japste und langte der Novizin mit der freien Hand an die Brust. »Twin, ich hab hier was zu ficken. Waidmannsheil, wie Jabberwocky sagen würde.«
    »Juja, juja.«

 
    10 ALICIA
    Die Grinsekatze hatte eine harte Woche hinter sich. Es hatte sie alle Beherrschung gekostet, der Eule im Spiegelkabinett die Fotos nicht aus der Hand zu reißen. Und als sie entdeckt hatte, worauf Püppi gestoßen war, und gehört hatte, wie die Eule vor dem Verfolger über das Sektengrundstück geflüchtet war, hielt sie es kaum noch aus. Sobald sie mit dem Sklaven hinter dem großen Zerrspiegel, der eine versteckte Tür enthielt, verschwunden war, verließ sie den Hamburger Bahnhof, sprang in ihren Wagen und raste nach Hause. Püppi wartete schon in ihrer Wohnung.
    »Ich hatte also recht?«, sagte er, während sie hereinstürmte und Quälius wegschickte.
    Sie ging im Raum auf und ab wie ein Tier im Käfig und versuchte, ihre Gedanken zu sortieren.
    »Wir müssen es genau wissen. Wir brauchen Beweise. Am besten klauen wir ihre scheußliche kleine Tasche«, sagte sie schließlich und griff nach dem Telefon. »Ich rufe Fidelio aus der Gerichtsmedizin an.«
    »Der macht das nicht umsonst. Der ist scharf auf Sie.«
    Die Grinsekatze zuckte mit den Schultern und begann, die Nummer zu wählen. Püppi nahm ihr den Hörer aus der Hand und legte ihr eine Hand an die Wange.
    »Sie haben noch nie mit einem Kunden geschlafen.«
    »Sex ist eine Währung. Warum sollte ich nicht damit bezahlen?«
    »Weil Sie immer gesagt haben, für kein Geld der Welt würden Sie das tun.«
    »Ach du Romantiker.« Sie lachte, aber es klang gekünstelt und etwas zu hoch. »Hältst du mich für die heilige Madonna der Mösen? Außerdem geht es nicht um Geld. Da geht es um mein Leben.«
    Er zog die Augenbrauen hoch und trat einen Schritt zurück.
    Die Grinsekatze lächelte schief. »Es ist zu wichtig. Ich muss das machen.« Sie wählte, und er stand mit verschränkten Armen da und wartete ab. Irgendwo in Berlin wurde jetzt jemand geweckt.
    * * *
    »Dieses war der erste Streich«, sagte die Grinsekatze und sah zu, wie Quälius die Suppe in die Teller schöpfte. Einen für sie und einen für Püppi, er selbst würde in der Küche essen. Als er gerade aus der Tür war, rief die Grinsekatze ihm noch nach: »Da sind Erbsen in der Suppe! Du wartest auf Knien, bis ich komme und dich dafür bestrafe.« Der Sklave nickte freudig und verschwand.
    »Was tun wir jetzt?«
    »Wir haben zwei Probleme«, fasste die Grinsekatze zusammen. »Das eine ist meine Privatsache, und ich kümmere mich darum. Und nein« – sie machte ihm ein Zeichen mit der Handfläche –, »ich möchte nicht wieder über Fidelio und unser Abkommen diskutieren. Ich weiß, worauf ich mich einlasse.« Sie löffelte die heiße Suppe und fühlte, wie sie sich etwas entspannte.
    »Der andere Punkt ist viel heikler. Die Eule hat mir erzählt, dass jemand mit einem Blasrohr hinter ihr her war.«
    Püppi sah sie aufmerksam an.
    »Ich glaube, ich kenne ihn. Wir haben uns doch schon mal darüber gewundert, dass du immer wieder tote Tiere gefunden hast, wenn wir ein Labyrinth irgendwo draußen inszeniert haben. Da waren welche dabei, die kleine Pfeile im Körper hatten.«
    Das Klirren von Püppis Löffel, der durch die Suppe rührte, war eine Weile das einzige Geräusch zwischen ihnen. Die Grinsekatze räusperte sich.
    »Ganz am Anfang des Labyrinths, damals waren es noch Motto-Partys in Wohnungen, hat einer meiner Security-Leute etwas konfisziert, das wir für eine Rute hielten, eine Art Bambusstock. Der Mann, der ihn dabeihatte, läuft unter dem Nickname Lonely Twin. Wir haben ihm erklärt, dass keine Spielzeuge, Peitschen und so weiter mitgebracht werden dürfen und er unser eigenes Equipment benutzen kann, das wir zur Verfügung stellen. Er ist nie wieder aufgefallen.« Sie nahm ein paar Löffel. »Aber ich wette, wenn wir dein Notizbuch, wo du die toten Tiere einträgst, mit meinen Gästelisten abgleichen, dann haben wir immer einen Treffer. Der Lonely Twin ist der mit Blasrohr.«
    Beide sahen sich stumm an, bis die Grinsekatze weiterredete.
    »Und weißt du noch was? Ich kann mich irren, ich müsste mal die Videoaufzeichnungen durchgehen, aber eigentlich habe ich einen Blick dafür. Der Twin fickt nicht, und er spankt auch nicht. Selbst dann nicht, wenn wir wie

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