Dark Room
Versenkung.«
Die Novizin trat einen Schritt zurück, damit der Kegelschein ihrer Grubenlampe breiter streute, und besah sich ihr Werk.
»Ich wünschte, ich hätte Blondie in dieser Wanne. Waterboarding Blondie , das klingt doch wie ein echt geiler S/M-Porno.«
Der Gote lachte. »Ach, gönn ihr das. Sie hat dich halt überboten, nimm’s sportlich. Sie hat so um den arabischen Jungen gekämpft, den dann Jabberwocky filetieren durfte. Sie braucht auch mal ein Erfolgserlebnis.«
»Ich war jetzt zu meinem ersten Labyrinth eingeladen«, wechselte sie abrupt das Thema, »die Bunker-Sause in Maulwurfshausen.«
»Hab dich gar nicht gesehen … Und wie war’s für dich?«
Der Gote zündete sich eine Zigarette an, nahm einen tiefen Zug und gab sie an die Novizin weiter. Sie inhalierte gierig und wartete einen Moment, bevor sie ausatmete.
»Ja meine Güte, ficken halt. Irgendwie bewundere ich ja Leute, die so anspruchslos sind, dass ihnen Schwanz in Fotze reicht.«
Beide räumten die Verpackungen beiseite. Der Gote kontrollierte den Ausguss. Seine silbrigen Reißzähne verzerrten sich zu einem schiefen Grinsen, als er in einen Plastiksack griff und drei alte Stofftiere herauszog. Die Novizin seufzte.
»Das hatte ich mir alles irgendwie spannender vorgestellt. Ich dachte, mit euch kommt Spaß in mein Leben, stattdessen mach ich hier einen auf Martha Stewart der Folterbäder.«
Sie knotete die Müllbeutel zu und verließ damit das Badezimmer. Ihre Stimme klang im Weggehen, als käme sie aus einem schlecht eingestellten Radio.
»Neulich hab ich mir einen zugedröhnten Stricher vorgenommen: ein bisschen von dem Zeug, das du mir gegeben hattest, und der kriegte nichts mehr mit. Rohypnol, da fühlst dich wohl.«
»Was hast du mit ihm gemacht?« Der Gote folgte ihr in den Flur und zog die Badezimmertür diesmal nicht so fest zu, wie sie es seit gut zwanzig Jahren gewesen war, sondern ließ sie einen Spalt weit offen stehen. Die schwache Glühbirne über dem Waschbecken brannte und warf einen Lichtschein auf den Flur.
»Ach, Tic, Tac, Toe in der scharfen Variante. Ein Bauch, eine Rasierklinge, Salz, eine Zigarette. Und später dann die Version für Fortgeschrittene.«
»Klöten?«
Sie nickte. »Und Gesicht. Er soll sich jedes Mal im Spiegel fragen, was mit ihm passiert ist.«
»Hinkebeinchen, man merkt, dass du noch Anfängerin bist. Das ist keine Kunst, was du da veranstaltest, das ist Gekrakel. Du brauchst eine Handschrift. Jeder Künstler hat eine eigene Handschrift.«
Sie begannen, sich auf der Malerfolie, die sie im Flur ausgebreitet hatten und auf der ihre zivile Kleidung lag, aus den Anzügen zu pellen. Der Gote nahm die Maske ab und hielt sein Handy hoch, als hätte er plötzlich eine tolle Idee.
»Der Twin jagt heute Nacht bestimmt, es ist Vollmond, wir rufen ihn an. Du erzählst ihm übrigens nicht, dass ich dir das von der Herzdame gesagt habe. Wenn er das weiterpetzt, macht sie uns kalt, alle beide. Das Gesetz lautet, niemals never ever irgendwem irgendwas über die Gruppe zu erzählen. Keinem Fremden und auch keinem von uns. Wer ihre Gesetze bricht, stirbt, das ist kein Scherz.«
Die Novizin sah ihn lasziv an, klemmte sich ihre Glitzerspange ins Haar, langte zu ihm hinüber und fasste ihm zwischen die Beine. »Aber du brichst die Gesetze. Und ist das nicht erregend?«
Sie ließ ihre Hand, wo sie war, drückte seine Hoden durch das Latex hindurch, während er den Twin anrief und das Handy laut stellte.
Es knackte, als der Twin abnahm, aber der sagte nichts.
»Wo bist du?«
Verkehrsgeräusche, die leiser wurden, offenbar saß der Twin im Auto und ließ gerade die Fensterscheibe hochfahren.
»Köterjagd.«
»Bestimmter Köter?«
»Weißer Terrier. Gehört dieser Sektenhure. Hab ihn schon an der Flanke erwischt, jetzt humpelt er durchs Gras und jault. Ich überlege, ob ich einen scharfen Pfeil einlege, dann ist das Hündchen hinüber.«
Der Gote lachte und spreizte leicht die Beine, damit die Novizin ihn besser kneten konnte. »Klar, mach ihn platt. Ist nur ein Köter. Und wenn seine Leute recht haben, kriegt er zweiundsiebzig Jungfrauen im Jenseits.«
»Das waren andere Irre.« Ein tiefes Einatmen, etwas wie ein leiser Pfiff, dann ein gezischtes »Ja!«.
»Hast ihn erwischt?«
»Zuckt und röchelt noch, krepiert aber bald. Ich hab die halbe Dosis genommen« – er lachte –, »dann hat das Hündchen ein bisschen mehr davon. Hunde sind öde. Das war heute schon mein dritter. Ich glaub, ich geh
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