Dark Room
hoch und schmetterte: »Hier bin ich!«
Da war die Mitarbeiterin, Keiko, und Fidelio selbst, er über ein Mikroskop gebeugt, sie neben einer Zentrifuge. Beide trugen weiße Kittel. Und beide sahen sie verständnislos an.
Gemma stützte die Arme in die Seiten, warf sich in Positur und fing an, mit hauchender Stimme »Happy Birthday« zu singen.
Keiko suchte irritiert Fidelios Blick, der zuckte mit den Schultern, ging einige Schritte auf Gemma zu und versuchte, sie mit Handzeichen zu unterbrechen. Schließlich hörte sie auf zu singen und guckte genauso verstört wie die beiden.
»Was tun Sie hier?«, fragte Fidelio streng, und da er mit dem Rücken zu Keiko stand, hielt er es für ungefährlich, ihr zuzuzwinkern.
»Ich … äh … ich bin die Geburtstagsüberraschung«, stammelte Gemma. »Ich soll Dr. Werner gratulieren.« Sie sah von einem zum anderen.
»Oh, junge Frau, da haben Sie sich vertan, Dr. Werner arbeitet im zweiten Stock«, setzte Fidelio an, und Gemma machte einen möglichst enttäuschten und peinlich berührten Eindruck. Während sie noch scheinbar nach Erklärungen suchte und etwas von Wegbeschreibung stotterte, legte sie die Hand gegen die Stirn und sackte leicht in den Knien ein. Der Türrahmen fing sie auf, aber schon war Fidelio bei ihr und stützte sie.
»Ist Ihnen nicht gut?« Er winkte Keiko heran, die sie zu einer gepolsterten dunkelgrünen Liege führte.
Aus den Augenwinkeln sah Gemma, wie Fidelio schnell und lautlos die Tür verriegelte. Phase eins war abgeschlossen. Mit dem gleichen Blick registrierte sie erleichtert, dass keine Leichen auf den metallenen Untersuchungstischen lagen.
»Es ist so heiß«, murmelte sie, »und mein Korsett ist so eng. Vielleicht würden Sie … ein wenig …« Sie drehte Keiko den Rücken zu, die sich daranmachte, die Bänder zu lockern. Seufzend lehnte sich Gemma gegen sie. »Schon viel besser.« Sie nahm Keikos Hand und hielt sie an ihre Wange. »Sie sind aber geschickt. Und Sie haben so zarte Hände. Frauen in Laborkitteln finde ich ja unglaublich sexy. Vielleicht fühle ich mich deswegen etwas schwach.«
Fidelio fing Keikos Blick auf, lächelte amüsiert und zwinkerte nun auch ihr zu. Keiko hatte rote Wangen und rutschte verlegen hin und her, stand aber nicht auf und ließ es zu, dass Gemma sich weiterhin an sie lehnte. Fidelio rollte sich einen Hocker heran und nahm einige Meter von den beiden Frauen entfernt Platz.
»Jetzt bin ich schon mal da«, begann Gemma, drehte sich leicht, sodass sie fast in Keikos Armen lag und ihr Gesicht ganz nah an ihrem war. »Der Dr. Werner weiß ja nichts von mir. Und ich möchte gerade gar nicht gern weg. Vielleicht …« Sie stockte und flüsterte dann: »Vielleicht können wir hier ein bisschen Spaß zusammen haben.« Sie hauchte Keiko einen Kuss auf die Wange. Die zuckte zwar zusammen, wehrte sich aber nicht. »Sie sehen aus, als könnte man sogar eine Menge Spaß mit Ihnen haben.« Gemma wartete ab. War das zu dick aufgetragen? Würde Keiko jetzt einen Schlussstrich ziehen? Und sollte sie Fidelio, der auf seinem Hocker saß und die Arme amüsiert vor der Brust verschränkt hatte, erst mal ignorieren oder ihn sofort mit einbeziehen? Sie entschied sich, alles auf eine Karte zu setzen, versenkte ihren Blick in Keikos erstaunte schwarze Augen und küsste sie direkt auf den Mund. Sie ließ ihre Lippen sanft und weich auf Keikos liegen, veränderte den Druck nur ganz leicht, bis sie spürte, dass Keiko nachgab und den Kuss erwiderte. Dann erst öffnete Gemma die Lippen und tastete sich mit der Zungenspitze vor. Einen Moment der Irritation gab es noch, Keikos Körper versteifte sich kurz, und Gemma nahm an, dass sie sich an ihren Kollegen erinnert und zu ihm hinübergesehen hatte, doch offenbar hatte der sein Einverständnis signalisiert, und Keiko fasste sie fester und ließ nun auch ihre Zunge in Gemmas Mund gleiten. Ihr Kuss war frisch und spielerisch, und Gemma wusste sofort, dass sie nicht die erste Frau war, die Keiko küsste. Fidelio hatte offenbar recht gehabt mit der Popcorntüte, auch wenn sich Gemma fragte, wie jemand bei einer heißen Frau an fettige Maiskörner denken konnte. Es lag wohl nur am Gleichklang von Popcorn und poppen. Jedenfalls hatte er richtig geschätzt: Keiko war ausgehungert und züngelte jetzt gierig und fordernd, und ihre Hände glitten über Gemmas Körper und spielten mit dem Rüschenbesatz an ihrem Korsett, unter dem die Brüste zu zwei weißen, weichen Halbkugeln gepresst wurden.
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