Dark Secrets 4 - Befreit (German Edition)
zum Teufel?“
„Ich finde Dimitrij.“
„Und dann?“
„Töte ich ihn.“
„Nicolai, du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass der MI6 dir Leute zur Verfügung stellt, für deinen persönlichen Rachefeldzug.“ Er warf einen unruhigen Blick zu Darias Krankenzimmertür. „Du solltest hier sein, bei den Frauen.“
„Genau hier sollte ich eben nicht sein!“ Als er merkte, dass er zu laut geworden war, fuhr er leiser fort. „Amanda hat etwas zu mir gesagt heute Nachmittag. Und damit hat sie den Nagel auf den Kopf getroffen. Es wird nie aufhören, Spock! Niemals! Bis er tot ist! Und deshalb finde ich ihn, und tue, was ich schon längst hätte tun sollen. Ich schicke ihn zum Teufel!“
„Und was ist, wenn du dich überschätzt? Wenn du bei der Sache draufgehst?“
„Auch dann hört es auf.“ Nicolai wurde ruhig. „Dann gibt es keinen Grund mehr, Amanda und Daria Leid zuzufügen. Sie werden in Sicherheit sein.“
Spocks Miene wurde steinern. „Deine Vorstellung von einer Win-Win-Situation gefällt mir nicht, mein Freund.“
„Ist mir Scheißegal!“
Nicolai wollte an ihm vorbei, doch Spock packte ihn beim Revers und presste ihn in verzweifelter Wut gegen die Wand.
„Erwartest du denn allen Ernstes, dass ich dich bei einem beschissenen Selbstmordkommando auch noch unterstütze?“
Nicolai und Spock maßen sich mit Blicken. Grün gegen Schwarz. Wut gegen Verzweiflung.
„Es muss kein Selbstmord sein. Ich nehme die Sicherheitsleute mit. Aber ich brauche mehr als das. Ich brauche Leute, die an der Front waren; wie du und ich.“
Spock ließ ihn los, trat einen Schritt zurück und versuchte zu Atem zu kommen; wenigstens einen klaren Gedanken zu fassen. „Ich kann dir höchstens vier gute Leute besorgen. Es sind Söldner, Nicolai. Sie arbeiten für den, der am meisten bezahlt.“
„Das dürfte ja wohl ich sein!“
„Wenn ich sie aktiviere, sind sie in einer Stunde abfahrbereit.“
„Habt ihr eine Spur?“
„Wir haben mehrere. Er ist immer fleißig im Spurenlegen. Ich maile dir die Akte. Es gibt wenigstens zwei Spuren, denen nachzugehen, es sich lohnt.“
Nicolai nickte. Und dann legte er Spock die Hand auf die Schulter. „Ich danke dir, Mann.“
„Sieh‘ nur zu, dass du deinen hässlichen Arsch wieder lebendig zurückbringst.“
„Das hab ich vor.“ Er sah zu Darias Tür. „Bei Gott, das hab ich vor. Aber …“
„Was aber?“
„Für den Fall, dass es nicht klappt, habe ich oben ein Testament hinterlegt.“
Spocks Kiefer mahlten. „Ich will so etwas nicht hören, Mann.“
„Du willst auch von Niemandem angefasst werden, und trotzdem tue ich es jetzt.“ Er umarmte Spock fest, der die Berührung mit angehaltenem Atem und hölzern erwiderte. Als Nicolai wieder zurücktrat, musste er tief durchatmen. „Und jetzt bring mich zu Daria. Ich … will sie noch einmal sehen.“
Spock ging wortlos zur Krankenzimmertür und schob sie vorsichtig auf. Der Blick beider Männer fiel auf das blasse Gesicht der jungen, abgemagerten Frau, um das herum ein Kranz aus blondem, langem Haar auf dem Kissen ausgebreitet war. Sie schlief. Offenbar war sie gebadet worden. Ihr Haar war sauber und duftete nach Lilien, ihre Nägel waren geschnitten, die Lippen eingecremt.
Nicolai überkamen die verzweifeltsten, innigsten Gefühle. Er betrachtete ihre stillen Züge, die er in allen Schattierungen menschlicher Gemütszustände gesehen hatte. Er kannte sie im Lachen und Weinen, in höchster Ektase und grimmigster, weiblicher Wut.
Ohne Zweifel war es Daria. Seine Frau, die er über alles geliebt hatte; um die er getrauert hatte, so lange Jahre. Doch gleichzeitig spürte er, dass sich etwas verändert hatte. Er selbst hatte sich verändert. Er war nicht mehr der Mann, der sie verloren hatte, sondern der, der Amanda gefunden hatte. Auch wenn das in seinem Kopf im Augenblick alles keinen rechten Sinn ergab.
Seine Gedanken kamen zum Stillstand, als sie plötzlich die Augen aufschlug. Sie waren so saphirblau, wie eh und je; nur dass sie noch größer wirkten, in ihrem ausgemergelten Gesicht, das trotz des fehlenden Gewichtes, doch so voller Unschuld und Schönheit war.
Sie blinzelte ein paarmal und lächelte, so dass Nicolai unwillkürlich zurücklächelte. Er hatte sich die ganze Zeit gefragt, was er zu ihr sagen sollte, wenn sie erst erwachte, aber in diesem Moment machte er sich darüber keine Sorgen mehr.
„Daria“, flüsterte er leise. Sie blinzelte noch immer. Dann verschwand ihr Lächeln. Ihre
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