Dark Secrets: Gesamtausgabe
Stick?“
„Ja, meine Leute haben die Daten schon seit gestern Abend. Die Arbeit läuft schon. Deswegen wollte ich aber nochmals kurz mit dir sprechen. Dimitrij ist nicht dumm. Er wird davon ausgehen, dass wir versuchen werden, dich in die Botschaft zu bringen. Er lässt sie bewachen. Auf russischem Gebiet haben deine Leute keine Gewalt, das heißt, wir müssen garantieren, dass wir dich heil da hineinbekommen, ohne dass du auffällst.“
Amanda wusste, worauf das hinauslief. Sie fand Spocks besorgten Blick im Rückspiegel.
Wow! Wenn sogar er sich Sorgen machte, schien das wirklich kein Spaziergang zu werden. Sie schluckte trocken.
„Ich muss da alleine rein?“ Sie rieb vor Unbehagen die schwitzigen Finger ineinander.
Nicolai nickte. „Wir beziehen Stellung, Spock an der U-Bahn-Treppe, und ich auf der anderen Seite der Straße. Ich denke nicht, dass Dimitrij dich töten will. Vielmehr will er dich lebending, schließlich hat er es auf dein Wissen abgesehen. Trotzdem gehen wir auf Nummer Sicher.“
Er griff in den Fußraum der Rückbank und förderte eine Tüte zutage. Darin war eine Daunenjacke, die für den Frühsommer eigentlich zu warm war. Doch Amanda war klar, was für einen Zweck sie erfüllen sollte, als Nicolai kurz danach eine starre Weste aus der Tüte zog.
„Ist die kugelsicher?“, fragte sie gefasst.
„Ja, da gehen nicht einmal Copkiller durch.“
„Copkiller?“
„Das sind Hartkern-Patronen, die gewöhnliche Westen durchschlagen. Du bist relativ sicher in dieser Weste.“ Sein Blick war eindringlich. „Heb die Arme!“
Relativ?
Amanda hob nach einem kurzen Zögern die Hände über den Kopf und ließ sich die Weste überstreifen. Schweigend beobachtete sie, wie er die Klettverschlüsse an ihrer Seite gewissenhaft schloss, so eng, dass sie kaum atmen konnte. Dann zog er aus seiner Tüte eine Strickmütze, die auf den zweiten Blick keine war, denn auf der Innenseite des verspielten Zopfmusters war eine silbrig schimmernde Platte eingearbeitet, fast wie ein Helm.
Nicolai setzte ihr die Mütze schweigend auf und gab ihr die Jacke, die sie nach kurzem Zögern überstreifte. Er griff nach dem Reißverschluss und zog ihn ihr bis zum Kinn zu.
Kurz verharrten seine Finger an ihrer Kehle, traf sein Blick den ihren, bis er von ihr abließ und Spock mit einem Nicken bedeutete, dass er losfahren konnte.
Als der Wagen sich in Bewegung setzte, starrte Amanda blind vor Tränen ins nächtliche Moskau, das sie noch nie zuvor gesehen hatte. Sie fühlte sich, wie in einer anderen Welt. Und bald würde sie wieder in ihrer eigenen sein.
„Sie werden die Vorwürfe gegen uns in der kommenden Woche fallen lassen“, sagte Nicolai leise, ohne dass Amanda sich ihm zuwandte. „Sobald die Anlage in den Werken installiert ist, kann ich diese abstrusen Vorwürfe abschmettern. Dann wird auch gegen dich die Anklage fallengelassen. Wenn du zurück in London bist, wird sich die Sache wohl innerhalb weniger Tage erledigt haben.“
Amanda nickte und spürte seinen brennenden Blick in ihrem Nacken.
„Könntest du mich bitte ansehen?“ In seiner Stimme lagen Verzweiflung und unterdrückte Wut.
Amanda wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht und drehte sich um. Es war nicht zu übersehen, dass Nicolai gerne etwas gesagt hätte, aber offenbar nicht wusste wie und was.
Als der Wagen zum Stehen kam, drehte sich Spock im Sitz um.
„Wir sind da.“
Amandas Herz pumpte Angst und Adrenalin in ihren Körper; für ihren Geschmack viel zu viel von beidem.
„Spock lässt uns hier raus und gibt mir ein Signal, wenn er auf seinem Posten ist und keine Gefahr droht.“ Er nahm sie am Arm. Widerstandslos folgte sie ihm und drehte sich zum Wagen.
„Auf Wiedersehn, Spock.“
Er nickte ernst, aber freundlich. „Es war mir ein Vergnügen, Amanda.“
Nicolai zog sie in einen Hauseingang, so dass sie von der Straße aus nicht mehr zu sehen waren.
„Dort drüben ist die Botschaft“, sagte er leise. „Wenn Spock bereit ist, gehst du ganz gemütlich dorthin. Tu, als würdest du die U-Bahn-Station anpeilen.“ Er zeigte auf die U-Bahn-Treppe, die direkt vor dem verglasten Botschaftsgebäude war. „Und dann lauf zum Botschaftstor, so schnell du kannst. Ruf deinen Namen, kurz bevor du davor bist, dann werden sie es öffnen.“
Verwirrt blickte sie ihn an. Seine Augen, sein undurchdringlicher Blick irritierten sie. „Warum soll ich meinen Namen rufen?“
„Sie erwarten dich. Ich habe dich angekündigt.“
Amanda
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