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Dark Secrets: Gesamtausgabe

Dark Secrets: Gesamtausgabe

Titel: Dark Secrets: Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Steel
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auflösen würde!
    Doch die Sekunden verstrichen, und rein gar nichts löste sich auf. Stattdessen waren Nicolais Hände noch immer auf dem Gesicht der bewusstlosen Frau, strichen über die schmutzige Haut, während Amanda hilflos zu Spock aufsah, der sich als erster wieder fing.
    „Wir müssen sie runter in die Klinik bringen“, sagte er leise.
    Amanda fragte sich, ob er Daria kannte. Ihr Blick fiel wieder auf das Gesicht der Frau. Auch wenn unter dem Schmutz kaum etwas zu erkennen und sie extrem abgemagert war, so konnte es die Frau vom Bild sein; oder auch nicht. Sie schüttelte den Kopf und spürte Schwindel.
    Als sie Nicolai etwas auf Russisch zu Daria sagen hörte; etwas, das so unendlich zärtlich und liebend klang, bohrte sich eine eisige Spitze in ihr Herz.
    „Nicolai“, beharrte Spock. „Wir müssen sie runterbringen. Sie ist sehr schwach.“
    „Wie ist das möglich?“, waren seine ersten Worte.
    Amanda hörte das Zittern in seiner Stimme. Er hatte keine Augen für sie.
    „Sie ist doch gestorben. In meinen Armen.“
    „Bist du dir sicher, dass es Daria ist?“, fragte Spock.
    Nicolai sah auf, sein Gesichtsausdruck war wie rasend. „Sie ist meine Frau, Spock. Denkst du, ich erkenne meine Frau nicht?“
    Sie ist meine Frau.
Diese Worte zerstörten alles in Amanda, machten sie taub und blind vor Schmerz. Sie rappelte sich auf die Beine und taumelte zurück. Spocks mitleidiger Blick war nur eine weitere Ohrfeige. Er sah seufzend auf Daria hinab, und schob einen Arm unter ihren Rücken.
    „Nein!“, ging Nicolai dazwischen. „Ich trage sie selbst.“
    Amandas Blick verschwamm. Während Nicolai mit Daria auf dem Arm nach draußen eilte, folgte ihm Spock.
    Kraftlos sank sie auf die Bettkante und schluchzte verzweifelt auf. Vor zehn Minuten war ihr Leben der Himmel gewesen. Und jetzt war es die Hölle. Sie hatte alles verloren. Restlos alles. Ihre Forschungen, Nicolai, ihr Herz. Das einzige, was ihr noch geblieben war, war ein kläglicher Rest Würde, der sie dazu veranlasste, aufzustehen, die Schultern zu straffen, und die wenigen Habseligkeiten, die sie aus ihrem Haus geholt und ins
One Hyde Park
gebracht hatte, zusammenzupacken. Sie rief beim Empfang an, um sich ein Taxi zu bestellen, und griff sich ihren Koffer.
    Zwischen ihren Schenkeln pochte der süße Schmerz, den Nicolai ihr geschenkt hatte, und gleichzeitig hatte sie das Gefühl, dass in ihrer Brust kein Herz mehr schlug. Er war einfach mit Daria hinabgegangen, ohne Amanda auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen; ohne ein Wort zu sagen.
    Ein letztes Mal blickte sie in den Wohnraum, durch die Glasfront auf das sonnenbeschienene Blätterdach des Parks, dann verließ sie das Apartment.
    Der Weg hinab war beschwerlich. Die Kraft, die es sie kostete den Koffer Stufe für Stufe hinab zu wuchten, hatte sie kaum und doch kam sie schließlich unten in der Halle an.
    „Ihr Taxi steht bereit, Dr. Pierce.“
    Sie fragte sich nicht länger, woher die Sicherheitsleute ihren Namen kannten. Sie wollte nur noch fort von hier.
    Der Taxifahrer, ein älterer Mann indischer Herkunft, nickte freundlich und nahm ihr den Koffer ab, den er vorsichtig im Heck des Wagens verstaute.
    „Amanda, warte!“
    Nicolais Stimme schmerzte wie ein Schuss in den Rücken. Sie legte ihre Handtasche auf den Rücksitz des Taxis und öffnete die Tür.
    Als er sie herumriss, schloss sie die Augen, unterdrückte die Tränen, die ihr in der Nase brannten. Atemlos hielt er ihre Arme fest und ließ sie erst los, als sie einen vorwurfsvollen Blick auf seine Hände warf.
    „Wo willst du denn hin?“, fragte er.
    „Fort.“
    „Nein! Bitte bleib hier!“
    „Ich kann nicht hier bleiben. Nicht mehr.“
    „Mein Gott, Amanda, was soll ich denn machen?“ Er raufte sich die Haare. „Sie war meine Frau.“
    Amandas Kinn zitterte. „Sie ist es noch.“
    Zur Antwort schwieg er betreten.
    „Nicolai, ich will nicht gehen“, fuhr sie fort. „Aber sie ist deine Frau. Was anderes kann ich tun, außer zu gehen?“
    „Ich liebe Dich!“ Seine Stimme klang verzweifelt.
    Als sie tief einatmete, stieg ihr Nicolais Geruch in die Nase. Sie roch die Mischung aus Mann, sich selbst und Sex. Sie schüttelte den Kopf und stieg in das Taxi.
    „Leb wohl!“, sagte sie und gab dem Fahrer ein Zeichen, damit er losfuhr.
    *
    Es war so warm und weich. Die Schmerzen waren fort, der Hunger war fort. Es musste ein Traum sein. Ja. Wenn es so war, war es immer ein Traum. Heftig kniff sie die Augen zusammen. Sie

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