Dark Secrets: Gesamtausgabe
fragte Amanda.
„Sssch … nicht reden!“ Nicolais Stimme zitterte und bebte. Plötzlich tauchte Spocks Gesicht über ihrem auf. Als er aufstöhnte, wurde ihr klar, dass das kein gutes Zeichen war.
„Hab ich?“, beharrte sie, obwohl ihr das Sprechen schwerfiel.
„Ja, du hast ihn erwischt. Du hast uns alle gerettet!“
Sie lächelte selig. „Gott sei Dank!“
„Nicht sprechen, Doc. Ganz ruhig.“
„Ich kann die Blutung nicht stoppen!“ Obwohl Spock nur flüsterte, hörte ihn Amanda mit schmerzender Deutlichkeit. Mit derselben Deutlichkeit hörte sie ein Schluchzen. Es drang aus Nicolais Kehle.
„Tu irgendetwas!“, flehte er. „Mein Gott, Spock. Tu etwas!“
„Ich sehe, ob ich im Wagen etwas finde. – Drück das hier auf ihre Wunde.“
Amanda hob mit letzter Kraft die Hand an seine Wange. Er schmiegte sich in ihre Handfläche und nur beiläufig sah sie, dass sie sein ganzes Gesicht mit Blut verschmierte.
„Sei nicht traurig …“, hauchte sie kraftlos. „In deinen Armen … ist sogar das Sterben … schön.“
Nicolai kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. „Hier wird nicht gestorben, Doc! Du darfst mich nicht alleine lassen. Ich will mein Leben mit dir verbringen. Ich will dich glücklich machen.“
Sie wollte lächeln, aber ihr Gesicht gehorchte ihr nicht mehr hundertprozentig. Außerdem wurde ihr kalt. Eiskalt.
„Du machst mich sehr glücklich.“ Ihre Stimme hatte keinen Ton mehr, dann verlor ihr Körper die Spannung.
Epilog
Alles war hell und warm. Es war ein seltsamer Zustand der orientierungslosen Schwerelosigkeit. Und der Sorgenlosigkeit.
Ihre Gedanken schliefen tief und fest. Es war nur ein pulsierendes Fühlen in ihr, wie durch einen zähen Schleier hindurch, der sie von allem trennte, was real war.
Kein Schmerz mehr. Keine Angst. Nichts. Aber auch keine Hoffnung; keine Hoffnung auf Leben, auf ein gemeinsames Leben, mit dem Mann, der sie liebte.
Sie wollte aufschluchzen, doch sie hatte keinen Körper mehr, dem ihr Gehirn den Befehl erteilen konnte. Sie war nur nutzloser Geist ohne Ziel und Zweck. In ihrer Verzweiflung über diesen Zustand, glitt sie wiederum in die absolute Dunkelheit ab.
Als ihr Geist sich wieder regte, knüpfte er nahtlos an die Traurigkeit an, die sie zuletzt empfunden hatte. Sie war so schrecklich alleine. Es war furchteinflößend. Das durfte nicht der Tod sein. Das durfte nicht sein.
Plötzlich hallte ein Schuss durch ihre Gedanken, der sie die Augen aufreißen ließ. Ihr Blick war trübe und fiel auf eine weiße Fläche, die sie als nichts genaues Definieren konnte. Es konnte eine Fotowand sein, oder ein leeres Blatt Papier, ein Bildschirm vielleicht. Sie blinzelte und es kostete sie fast ihre gesamte Kraft. Sie erkannte eine Art Stern in der weißen Fläche. Und plötzlich erwachten ihre Gedanken allmählich wieder zum Leben. Es war eine Lüftung. Sie starrte an eine Decke.
Vorsichtig atmete sie ein, spürte keinen Schmerz, nur trockene Lippen und einen schier unbändigen Durst. Erschöpft schloss sie die Augen wieder und versuchte einen Finger zu bewegen, was tatsächlich funktionierte. Auch ihre Zehen versahen ihren Dienst noch.
Als ihre Erinnerung zurückkehrte, bekam sie selbst in dem warmen Bett eine Gänsehaut. Sie war gestorben; war in Nicolais Armen gestorben, nachdem sie Dimitrij getötet hatte. Zumindest hoffte sie, dass sie das hatte. Sie war einfach nicht mehr lange genug bei sich gewesen, um es mitzubekommen.
Unvermittelt schluchzte sie auf. Sie konnte nicht fassen, dass sie lebte. Dass sie überlebt hatte. Wie war sie aus diesem Irrenhaus herausgekommen? Und was war mit Nicolai? Hatte er überlebt? Oder war noch etwas Schreckliches geschehen, nachdem sie das Bewusstsein verloren hatte? Oh Gott! Hoffentlich war ihm nichts passiert!
Die Angst verlieh ihr Kraft, so dass sie den Kopf drehen und an eine Wand aus Monitoren und Anzeigen blicken konnte. Erst jetzt spürte sie den unbequemen Sauerstoffschlauch in der Nase. Sie hob den Arm, der zitternd gehorchte und zog sich den Schlauch heraus, was ein wütendes Piepsen eines der Geräte zur Folge hatte; ein Geräusch, dass ihr lädiertes Hirn mit einem stechenden Kopfschmerz quittierte. Sie kniff die Augen zusammen und öffnete sie erst wieder, als sie vor der Zimmertür aufgeregte Stimmen hörte.
„… sind Sie sicher?“
„Sie hat sich den Schlauch aus der Nase gerissen. Das geht im Koma nicht!“
Koma?
Die Tür ging auf und zwei in Grün gekleidete Männer kamen
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