DARKNET
ebenfalls näher heran. «Das liegt an dem medialen Nonstop-Bombardement, das sie in Gang gesetzt haben. ‹Anarchie im ländlichen Amerika› – Wirtschaft auf Talfahrt. Sie sorgen dafür, dass die Leute Sicherheit wollen.»
Sebeck dachte über ihre Lage nach. «Wir brauchen die Nationalgarde.»
Ross schüttelte den Kopf. «Ich glaube nicht, dass wir auf die Hilfe der Regierung zählen können, Pete. Irgendwas geht da hinter den Kulissen vor. Etwas, das wir nicht sehen können.»
Price hob entnervt die Hände. «Was bedeutet dann
das da
? Internierungslager? Schlimmeres?»
Sebeck setzte sich auf eine Grünanlagenbank und legte den Kopf in die Hände. «Sie kappen also die Stromleitungen, aber wir haben trotzdem noch Strom, weil wir ihn aus lokalen Ressourcen beziehen.»
«Stimmt.»
«Und wir können trotzdem untereinander und mit der Außenwelt kommunizieren, weil wir ein drahtloses Netzwerk benutzen.»
«Ja – obwohl sie vermutlich Spezialisten für elektronische Kriegführung einsetzen, um alle Netzwerkknoten an unserer Peripherie so schnell wie möglich zu zerstören.»
Price mischte sich ein. «Aber die Fraktionen außerhalb des Sperrkreises werden sicher so schnell wie möglich neue einrichten, damit wir weiter Verbindung haben. Und irgendwann werden sich auch Infrastruktur-Verteidigungsfraktionen einschalten.»
Sebeck setzte sich auf. «Ja, aber was ich sagen will, ist, dass uns das Darknet zu einem gewissen Grad resilient macht. Wir sind von diesen Dingen nicht abhängig, und das wissen sie auch – warum machen sie sich dann die Mühe, die Leitungen und Kommunikationswege zu unterbrechen?»
Ross zuckte die Achseln. «Es gibt in dieser Region immer noch eine Menge Leute, die nicht im Darknet sind. Die werden dadurch quasi in die Steinzeit zurückversetzt – kein Strom, kein Mobilfunknetz, kein Internet. Die Schweine wollen die Kontrolle über das, was an Nachrichten aus dieser Region rausgeht. Die breite Öffentlichkeit kann keine Darknet-Feeds lesen. Sie wird die Wahrheit nie erfahren, es wird sein, als hätte es das alles hier nie gegeben.»
Price setzte sich neben Sebeck. «Es wird nur die offizielle Story geben. Die da zweifellos lauten wird, dass tapfere private Sicherheitskräfte die Anarchie und die Plünderungen im Mittleren Westen eingedämmt haben.»
Sie sahen sich an.
Price verschränkte die Arme. «Wir sind geliefert, Mann!»
«Wir schaffen das schon, Laney. Wir waren schon in schlimmeren Situationen.»
Price sah ihn aus schmalen Augenschlitzen an. «Nein, waren wir
nicht
!»
In dem Moment richtete Sebeck sich kerzengerade auf und starrte verblüfft ins Nichts.
Ross und Price bemerkten seinen Gesichtsausdruck.
Ross fragte als Erster. «Was ist, Pete?»
«Der Thread ist wieder da.»
Price kniff die Augen zusammen, als könnte er ihn dadurch sehen. «Warum jetzt?»
Ross überlegte kurz. «Er muss mit diesem Nachrichtenereignis verlinkt sein. Vielleicht sind Sie beide ja deshalb hier?»
Price zuckte die Achseln. «Na ja, es bleibt uns ja eh keine andere Wahl. Wohin führt er uns, Sergeant?»
Sebeck zeigte zum Horizont. «Mitten durch die feindlichen Linien.»
Gegen Ende einer mondlosen Nacht schlichen Sebeck, Price und Ross einen Feldrain entlang. Ein Chor von Fröschen und Grillen erfüllte das Dunkel. Sebeck trug seinen Keramikkomposit-Schutzanzug und den geschlossenen Helm. Er hielt eine mehrläufige elektronische Pistole mit aufgesetztem Schalldämpfer in der Hand und musterte den vor ihnen liegenden Weg durch ein White-Phosphor-Nachtsichtgerät. Dann signalisierte er den anderen, dass die Luft rein war.
Als Price und Ross aufgeschlossen hatten und sich neben ihm duckten, klappte Sebeck das Visier hoch. «Ich finde immer noch, dass das ein Fehler ist, Jon. Die Leute in Greeley werden jede Hilfe brauchen.»
«Pete, Sie sind doch nur hier, weil der Thread Sie hierhergeführt hat, und wenn das, was Sobol gesagt hat, stimmt, ist der Thread jetzt durch diese Ereignisse wieder aktiviert worden und führt Sie weiter.»
«Aber er kann doch warten. Ich kann doch zuerst noch hier mitkämpfen.»
«Glauben Sie wirklich, dass es einen Unterschied macht, ob Sie hier dabei sind?»
Sie maßen sich im Dunkel mit ernstem Blick.
«
Sie
bleiben doch hier.»
Ross nickte. «Ich habe auch keine hohe Quest zu vollbringen. Für mich wäre es unrecht, nicht zu bleiben. Außerdem wird die Stadt meine Überwachungsdrohnen dringend brauchen.»
Sie sahen sich eine Weile schweigend
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