DARKNET

treten. Ross sandte Sebeck und dem in der Nähe stehenden Laney Price ein D-Raum-Objekt hinüber. Es erschien als vor ihnen schwebendes Luftbild.
    Bruce redete weiter, da er offenbar ihr privates Layer nicht sehen konnte. «Ich bin kein verflixter Baumumarmer. Ich habe keine Lust, in einer blöden Jurte zu wohnen und jeden Morgen Kühe zu melken. Gucken Sie sich doch mal dieses riesige Energiemonster da oben am Himmel an – da will man mir was von Energieknappheit erzählen? Die Sonne setzt in einer Sekunde mehr Energie um, als die Menschheit in ihrer ganzen Geschichte verbraucht hat! Wir müssen nur drankommen.» Er zählte die Punkte an den Fingern ab. «Solarteppiche – Ersetzung teurer Platinkatalysatoren durch Metalloxide – Gallium-Solarfarbe – Kupfer-Indium-Gallium-Selenid –»
    «Sergeant …» Price musterte stirnrunzelnd das Luftbild.
    «Entschuldigen Sie uns bitte, Bruce. Ich glaube, wir haben zu tun.»
    Bruce schüttelte Sebeck und Price enthusiastisch die Hand. «Prima! Alles Gute für Ihre Quest, und vergessen Sie nicht, falls irgendein Darknet-Reporter Sie fragt – im Dezember richten wir in Queensland noch so eine Werkstatt ein. Viel Glück, Mann!»
    Price zog Sebeck weg, und sie stießen in der Nähe des Eingangs zu Ross.
    Sebeck sagte achselzuckend: «Was ist?»
    Ross zeigte mit dem Finger auf das Luftbild, das den beiden im D-Raum gefolgt war. «Schauen Sie, da. Sie umstellen uns.»
    «Wer?»
    «Leute, die keinen Spaß verstehen.»
    Sebeck studierte das Luftbild. «Wo haben Sie das her?»
    «Wir haben zwei Security-Drohnen über diesem County, und jetzt stehen wir selbst unter Luftüberwachung.»
    «Was ist dadrauf zu sehen?»
    «Lassen Sie uns erst mal irgendwohin gehen, wo wir ungestört sind.» Ross winkte sie mit sich. Sie verließen den Mikrofabrikationsraum und gingen den belebten Bürgersteig entlang. Alle Passanten schienen in irgendwelchen persönlichen Verrichtungen unterwegs, doch man sah, dass sich die Nachricht rasch unter den Stadtbewohnern verbreitete. Fotos, Videos und Textnachrichten flogen durchs Darknet.
    Ross blieb mitten auf dem Bürgersteig stehen. «Es geht herum wie ein Lauffeuer.»
    In Sebecks HUD erschien ein Feed-Alert:
Greeley von Sicherheitskräften abgeriegelt.
Es war ein Alert höchster Priorität, der in Windeseile hinaufgevotet wurde. Sebeck wusste, bald würde das System automatisch jemanden damit betrauen, entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten. «Wir sind umstellt?» Er inspizierte das im D-Raum schwebende Foto genauer.
    Ross zeigte auf Punkte von Bächen, Flüssen und Straßen im Randbereich des County. «Drei-Meilen-Radius. Sie errichten Kontrollpunkte auf allen Zufahrtsstraßen, und sie beobachten das Terrain mit Überwachungsdrohnen. Sie kappen Stromleitungen, Telekommunikationswege – jede Verbindung zur Außenwelt. Und nicht nur bei uns …»
    Ross rief eine digitale Karte des Mittleren Westens auf. «Nachrichten-Feeds melden ähnliche Abriegelungsaktionen um Orte in Missouri, Kansas, Nebraska, Ohio, Indiana … Es ist eine exakt koordinierte Kampagne, um Darknet-Communities zu isolieren.»
    Sebeck studierte die Karte. «Und wir sind mittendrin.»
    Ross legte den Kopf schief. «Wieder einmal.» Er sah auf. «Heißt das, der Daemon wusste das vorher?»
    «Sie meinen, weil der Thread mich hier festgehalten hat?»
    Price schüttelte betrübt den Kopf. «Mann, warum hat er uns nicht einfach gewarnt? Jetzt sitzen wir hier in der Falle – umzingelt von …?» Er sah Ross fragend an.
    «Einheiten privater Militärfirmen, würde ich tippen.»
    Sebeck verstand gar nichts. «Aber die können doch nicht einfach …»
    «Denken Sie doch mal zurück, Pete. Es wäre doch nicht das erste Mal, dass wirtschaftliche Interessengruppen Menschen innerhalb der USA angreifen. Laut den Gehirn-Scans dieses Freischärlers, den Sie geschnappt haben, und den Scans vergleichbarer Typen, die anderswo gefangen genommen wurden, sieht es so aus, als hätten wir es mit einem wahren Who-is-who von Söldnertruppen zu tun, die vorher repressive Regime in aller Welt gestützt haben.» Ross klickte im D-Raum herum, inspizierte Feeds und überflog Meldungen. «Hier, ein Journalist mit hohem Rufwert, der Bilder einstellt – Panzerfahrzeuge, die nachts per Bahn antransportiert werden, unter Planen. Leichte Kampfhubschrauber …»
    Sebeck beugte sich hin. «Wieso können die sich das erlauben? Wo zum Teufel ist das US -Militär? Wo ist die Regierung?»
    Price beugte sich