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Darkons Tod

Darkons Tod

Titel: Darkons Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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als er sich erneut in das Nest schwang, in dem er Mythors Ebenbild gefunden hatte. Seine Erwartungen wurden nicht enttäuscht.
    Schlagartig wurde ihm klar, daß längst noch nicht alles verloren war. Diese Entwicklung hatte der Herrscher der Finsternis gewiß nicht vorhersehen können.
    Die Hoffnung, Mythor bald zu finden, trieb Boozam vorwärts. Unbewußt lenkte er seine Schritte in die richtige Richtung. Es mochte Shaya sein, die ihn diesen Weg einschlagen ließ.
*
    Es war gut, einen alten Gefährten zur Seite zu haben. Immer wieder ertappte Mythor sich dabei, daß er Coerl O’Marn verstohlen musterte. Aber das war der Caer, wie er ihn kannte und in Erinnerung hatte. O’Marn hatte sich kaum verändert.
    Durch die Galerie der Dämonen gelangten sie in die große Eingangshalle der Burg. Der Caer wollte Mythor in Gemächer führen, die er aufgespürt hatte und in denen allem Anschein nach der Darkon hauste. Noch in der Halle kam Boozam ihnen entgegen. Allein seine Haltung ließ Mythor erkennen, daß inzwischen viel geschehen sein mußte.
    »Wer ist das?« Der Aborgino deutete auf Mythors Begleiter, ohne ihn auch nur für einen flüchtigen Moment aus den Augen zu lassen.
    Der Kometensohn nannte O’Marns Namen. »Wir haben in Gorgan zusammen gekämpft. Er wird uns beistehen.«
    »Wird er das?« Boozam betonte die drei Worte so sonderbar, daß Mythor unwillkürlich zum Schwert griff.
    Aber es war bereits zu spät. Der mit aller Wucht geführte Zweizack traf Coerl O’Marn mitten ins Herz. Er fand nicht einmal mehr Zeit für einen Aufschrei.
    Ehe Mythor Alton auch nur halb aus der Scheide hatte, barst O’Marns Körper, und inmitten einer Wolke bestialischen Gestanks und mit höhnischem Gebell fuhr Darkon aus dieser Mumme aus: ein unbeschreibliches Gewirr von Fangarmen und tückisch glotzenden Augen.
    »Du bist ein Narr, Mythor!« hallte es durch die Burg. »Du wirst mich nie besiegen können.«
    Lange Zeit stand der Sohn des Kometen nur da und blickte auf die kläglichen Überreste des vermeintlichen Caer-Kriegers hinab. Nicht ein Muskel zuckte in seinem Gesicht.
    »Wieso wußtest du es?«
    »Ich fand zwei Nester mit unbeseelten Mummen«, sagte Boozam. »Die eine sah aus wie du, die andere annähernd wie Fronja. Ich habe beide vernichtet und daraufhin das hier gefunden.« Auf der Hand, die er Mythor entgegenstreckte, glitzerten die beiden DRAGOMAE-Kristalle verheißungsvoll. »Nimm sie, sie gehören dir.«
    Der Sohn des Kometen hob nur kurz den Blick.
    »Ich will sie nicht haben.«
    »Aber…« Boozam schien nicht begreifen zu können, was er eben gehört hatte. »Weshalb nicht?«
    »Ich habe sie nicht verdient. Jemand, der blindlings seinem größten Gegner vertraut, ist ihrer nicht wert.«
    Boozam seufzte.
    »Du hättest weder gegen dich noch gegen Fronja jemals das Schwert erheben können, so wie du es auch gegen Coerl O’Marn nicht konntest – selbst wenn du gewußt hättest, daß es sich um Darkons Mummen handelt. Und hättest du es doch getan, wärst du unweigerlich dem Bösen verfallen. Das war Darkons Absicht.«
    »Wie kannst du das wissen?« Mythors Einwand klang schwach. Er schien nur noch nicht einsehen zu wollen, daß der Aborgino recht hatte.
    »Der Herr der Finsternis wollte, daß du seine Mummen vernichtest. Alles deutet darauf hin. Vermutlich bezweckte er sogar mehr damit, als dich nur den Finstermächten zuzuführen.«
    »Darkon besitzt nur noch ein Leben«, erwiderte Mythor tonlos.
    »Dann werden wir auch seine letzte Mumme aufspüren. Er kann uns nicht entkommen.«
*
    »Sohn des Kometen, die Geschehnisse treiben unweigerlich ihrem Höhepunkt entgegen.«
    Das war Shayas Stimme. Endlich meldete sich die Suchende wieder. Mythor hatte so viele Fragen, die er ihr stellen wollte. Er hoffte, daß sie ihm die Antworten darauf geben konnte.
    Sie lachte leise und amüsiert, wie es schien. Leiblich kam sie eine der Treppen herab, keine vier Schritt entfernt. Sie war noch schöner als in den Visionen, in denen sie sich Mythor offenbart hatte: eine schlanke, hochgewachsene Frau von geradezu übernatürlicher Anmut. Ihre Haut war hell und weich wie Samt und verlieh ihrem Antlitz einen Hauch des Göttlichen. Ebenso die pechschwarzen Augen und der volle, sinnliche Mund. Mit einer aufreizenden Bewegung streifte sie ihr langes, silbrig schimmerndes Haar in den Nacken zurück.
    »Ich habe dir Boozam zum Helfer gegeben«, sagte sie. »Dennoch zwingen mich die Geschehnisse, selbst einzugreifen. Du suchst Darkon. –

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