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Darkover 03 - Herrin der Falken

Titel: Darkover 03 - Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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flossen immer noch Tränen. Sie begegnete dem Blick des Falken, und plötzlich sprang es über zwischen Falken und Mädchen, ein seltsames, heftiges Gefühl. Es war nicht Liebe, wie sie sie kannte, sondern reines Gefühl, beinahe Eifersucht. Sie ist nicht mein Falke, ich bin ihr Mädchen, dachte Romilly. Sie hat mich adoptiert, nicht umgekehrt!
    Der Falke regte sich nicht, als sie auf ihn zutrat, balancierte nur ein bißchen, indem er das Gewicht von dem einen auf den anderen Fuß verlagerte. Er starrte Romilly unverwandt in die Augen. Dann machte er einen kleinen Hopser nach oben und schwang sich auf ihre Schulter. Romilly keuchte auf vor Schmerz, denn die Krallen drangen durch Mantel und Jacke in ihr Fleisch. Und sofort lockerte sich der Griff. Preciosa hielt sich
    gerade nur soviel fest, daß sie das Gleichgewicht bewahrte.
    »Du Schönheit, du Wunder«, flüsterte Romilly. Der Falke bog
    den Hals und putzte sein Gefieder. 
    Nie habe ich von so etwas gehört, daß ein Falke zurückkehrt, der einmal freigelassen worden ist. Romilly vermutete, ihr Laran habe die enge Verbindung zu dem Vogel hergestellt. Preciosa blieb lange Zeit unbeweglich in dieser wortlosen Kommunion, während Romilly das gebratene Fleisch aufaß, das Feuer zudeckte und ihr Pferd von neuem sattelte. Ihre Hände vollführten diese Arbeiten automatisch, ihre Augen sahen immer wieder zu dem Falken hin, und ihr Geist war mit ihm in stummem Rapport.
    Wird sie jetzt bei mir bleiben? Oder wieder wegfliegen? Es kommt nicht mehr darauf an. Wir gehören zusammen.
    Zum Schluß schnitt Romilly einen Zweig ab, schnitzte ihn zurecht und befestigte ihn an ihrem Sattel, damit Preciosa eine Sitzstange hatte, wenn sie sich entschloß, davon Gebrauch zu machen. Romilly stieg auf und setzte den Falken darauf. Preciosa verweilte einen Augenblick, dann hob sie die Flügel, flog bis in die Höhe der Baumwipfel und kreiste dort. Romilly holte tief Atem. Preciosa würde sie nicht ganz verlassen. Dann zog sie die Zügel an, denn sie hörte Stimmen. Eine rauhe Männerstimme beteuerte: »Ich sage euch, das war Rauch, was ich gesehen habe!« und eine andere widersprach. Auch das Geräusch von Pferdehufen klang zu Romilly herüber, und von irgendwo kam ein scharfes Bellen.
    Romilly glitt aus dem Sattel und führte ihr Pferd unter die dichtesten Bäume am Wegrand. Sie hatte keine Lust, mit irgendwelchen Reisenden zusammenzustoßen, bevor sie festgestellt hatte, wie sie aussahen und was sie vorhaben mochten. Eine andere Stimme erhob sich, tief und männlich, aber diesmal mit der kultivierten Aussprache eines gebildeten Mannes – eines Tiefländers, dachte Romilly. Er sprach wie Alderic. »Wenn sonst noch jemand auf dieser Straße reist, Orain, tut er es zweifellos in unserer Sache. Er wird ebenso froh sein wie wir, ein menschliches Gesicht zu sehen.« Jetzt kamen die Reiter in Sicht, voran ein großer Mann mit feuerrotem Haar. Er trug zerlumpte Kleidung und wirkte trotzdem irgendwie elegant – das war kein Bauernlümmel wie Rory. Ein bißchen erinnerte er sie an Lord Storn oder auch an den ältlichen Lord Scathfell, obwohl seine Kleider so derb wie ihre eigenen, sein Bart und Haar ungeschnitten waren. Der Mann neben ihm war ebenfalls groß und dazu ziemlich hager. Er trug einen Hemdmantel von altmodischem Zuschnitt. Seine Stiefel machten den Eindruck, als habe er sie selbst aus ungegerbtem Leder zusammengeschustert. Vor ihm auf dem Sattelblock saß ein riesiger verkappter Vogel, der keinem Romilly bekannten Falken gleichsah. Er trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Romilly, die noch halbwegs in Rapport mit der auf Baumwipfelhöhe kreisenden Preciosa stand, überlief ein kleiner zorniger Schauder und so etwas wie Angst. Sie wußte nicht, was für ein Vogel das war, aber sie hatte das Gefühl, daß sie nicht gern in seiner Nähe sein würde.
    Den beiden Männern an der Spitze folgten fünf oder sechs weitere. Nur die Anführer hatten Pferde, die anderen ritten auf den unterschiedlichsten chervines, von denen keines sehr groß oder sehr gut war. Die Felle der Tiere waren schlecht gepflegt, ihre Geweihe beschädigt und rauh. Einem oder zweien der hirschähnlichen Tiere hatte man das Geweih so ungeschickt entfernt, daß Romilly zusammenzuckte. Ihr Vater hätte jeden Knecht hinausgeworfen, der seine Reittiere so vernachlässigte, und ein Geweih hätte sie selbst fast besser entfernen können! Die beiden Männer, die vorausritten, gefielen ihr dem Äußeren nach. Dagegen

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