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Darkover 03 - Herrin der Falken

Titel: Darkover 03 - Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Friedensmann und Freund Orain.«
    Das Wort, das er für »Freund« benutzte, konnte auch Cousin oder Pflegebruder bedeuten. Romilly fiel auf, daß der hagere Orain den rothaarigen Dom Carlo mit einem Blick voller Hingabe ansah wie ein guter Hund seinen Herrn. »Aber wenn dieser Bursche ein Falkentrainer ist«, sagte Orain, »wird er Euch sicher sagen können, was Euren Kundschafter-vögeln fehlt, Dom Carlo.«
    Carlo musterte Romilly scharf. »Wie heißt du, Junge?«
    »Rumal.«
    »Deine Aussprache verrät mir, daß du nördlich des Kadarin aufgewachsen bist«, stellte er fest. »Nun, Rumal, kennst du dich mit Falken aus?«
    Romilly nickte. »Das tue ich, Sir.« »Zeig ihm die Vögel, Orain.« Orain ging zu seinem Pferd und nahm den großen Vogel vom
    Sattel. Er winkte zweien der anderen Männer, die ähnliche Vögel bei sich hatten. Vorsichtig zog Orain dem Vogel die Haube vom Kopf. Er achtete darauf, außer Reichweite des Vogels zu bleiben, der mit dem Kopf ruckte und hackende Bewegungen machte, aber zum Angriff zu schlapp war. Über den Augenhöhlen standen lange Federbüschel, der Kopf war jedoch nackt und häßlich, das Gefieder lange nicht geputzt, und sogar die Krallen des Vogels sahen schuppig und schmutzig aus. Romilly erinnerte sich nicht, je ein so abstoßendes, wildes Geschöpf gesehen zu haben. Aber in gutem Gesundheitszustand mochten die Vögel die Schönheit aller wilden Tiere besitzen. Im Augenblick schien es ihnen gar nicht gut zu gehen. Einer bog den Hals und stieß einen langen Schrei aus. Dann steckte er den Kopf unter den Flügel und wirkte von neuem sehr jämmerlich.
    Romilly gestand: »Ich habe noch nie Vögel dieser Art gesehen.“
    Bei sich dachte sie, daß sie eher nach Kyorebni aussahen, den wilden Aasräubern des Hochgebirges, als nach irgendwelchen für die Beize geeigneten Vögeln.
    »Trotzdem, ein Vogel ist ein Vogel«, entgegnete Carlo. »Die hier haben wir von einem guten Freund erhalten, und wir möchten sie als Geschenk für Carolins Armee nach Nevarsin mitnehmen. Aber sie werden immer kränker und bleiben so lange vielleicht gar nicht mehr am Leben. Wir finden nicht heraus, was ihnen fehlt. Zwar haben einige von uns Falken trainiert und mit ihnen gejagt, doch keiner weiß, wie man ihre
    Krankheiten behandelt. Verstehst du dich auf ihre Pflege, Ma
    ster Rumal?« 
    »Ein wenig.« Romilly versuchte verzweifelt, sich ihr bißchen
    Wissen über die Behandlung kranker Tiere ins Gedächtnis zurückzurufen. Und krank waren sie in der Tat! Jeder Vogel, vom Käfigvogel bis zum Verrin-Falken, der sein Gefieder nicht putzt und seine Füße nicht in Ordnung hält, ist krank. Romilly
    hatte gelernt, eine gebrochene Schwingpenne zu schienen, aber sie wußte wenig von Kuren für kranke Vögel. Und wenn sie an
    der Räude oder etwas in dieser Art litten, hatte sie nicht die
    leiseste Ahnung, wa s sie dageg en tun sollte. 
    Trotzdem trat sie an die merkwürdigen, unheimlichen Vögel
    heran, streckte die Hand nach dem aus, den Orain hielt, sah ihm in die Augen und nahm diesen instinktiven Kontakt mit ihm auf. Sie wurde so von Überdruß, Übelkeit und Schmerz erfüllt, daß sie fast erbrechen mußte. Schnell zog sie sich aus dem Rapport zurück und fragte: »Womit habt ihr sie geatzt?“
    Die Erinnerung an Preciosa, die sich vor dem nicht mehr frischen Fleisch ekelte, hatte ihr die Frage eingegeben. »Nur mit dem besten und frischsten Futter«, antwortete einer der Männer hinter Orain empört. »Ich habe in einem Großen Haus gelebt, wo Falken gehalten wurden, und weiß, daß sie Fleischfresser sind. Als wir kaum mehr Jagdbeute fanden, mußten wir alle darben, nur damit die verdammten Vögel frisches Fleisch bekamen.« Er sah trübselig den auf seinem Sattelblock hockenden Vogel an und setzte hinzu: »Genützt hat es nicht viel.«
    »Nichts als frisches Fleisch?« fragte Romilly. »Davon kommt es, Sir. Vergleicht ihre Schnäbel und Krallen einmal mit denen meines Falken. Das sind Aasvögel, Sir, sie müßten aufgelassen werden, um sich selbst Nahrung zu suchen. Frisches Fleisch können sie nicht zerreißen, dazu ist ihr Schnabel nicht kräftig genug. Und wenn sie ständig auf dem Sattelblock sitzen, können sie keine Steinchen aufpicken, die sie für ihren Kropf brauchen. Sie ernähren sich von halb verwestem Fleisch und sollten auch Fell und Federn bekommen. Aber es war nur das Muskelfleisch, und dazu noch abgehäutet, nicht wahr?«
    »Wir haben das für richtig gehalten«, sagte Orain. Romilly

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