Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche
Es ist sehr schlecht von diesen Leuten, daß sie sie von dir fernhalten.«
Bard sagte: »Alaric, Vater und ich müssen den Hof für ein paar Tage verlassen. Vater und ich und einige seiner Leroni . Dom Jerral wird hier sein, um dir Rat zu geben, wenn du ihn brauchst.«
»Wohin geht ihr?«
»Vater weiß von jemandem, der eine große Hilfe bei der Führung der Armee wäre, und wir wollen ihn suchen.«
»Warum befiehlt er ihm nicht einfach, an den Hof zu kommen? Der Regent kann jedem befehlen zu kommen.«
»Wir wissen nicht, wo er lebt«, antwortete Bard. »Wir müssen ihn durch Laran suchen.« Das, dachte er, genügte als Erklärung vollauf.
»Nun, wenn ihr gehen müßt, dann müßt ihr. Aber bitte, kann Melisandra bei mir bleiben?« fragte Alaric. Obwohl Bard wußte, daß Melisandra eine der fähigsten Leroni war, entschloß er sich, seinem Bruder die Bitte nicht abzuschlagen.
»Wenn du Melisandra bei dir haben willst«, antwortete er, »dann soll sie bleiben.«
Bard hatte sich auf einen Streit mit seinem Vater gefaßt gemacht, aber zu seiner Überraschung nickte Dom Rafael.
»Ich hatte sowieso nicht die Absicht, Melisandra mitzunehmen. Sie ist die Mutter deines Sohnes.«
Bard dachte, welchen Unterschied das wohl mache, aber es war ihm nicht der Mühe wert, danach zu fragen. Ihm genügte es, daß sein Bruder Melisandras Gesellschaft wünschte.
Sie verließen die Burg noch in dieser Nacht und ritten zu Bards altem Vaterhaus. Drei Leroni , zwei Frauen und ein Mann, begleiteten sie. Dom Rafael führte sie in einen Raum, den Bard noch nie betreten hatte, eine altes Turmzimmer am Ende einer zerbrochenen Treppe.
»Seit Jahrzehnten habe ich nichts von diesen Dingen mehr benutzt«, sagte Dom Rafael, »aber Laran -Kunst, einmal erlernt, vergißt sich nicht.« Er wandte sich an die Zauberer. »Wißt ihr, was das ist?«
Der Mann blickte zu dem Apparat hin und dann bestürzt auf seine beiden Gefährtinnen und Dom Rafael. »Ich weiß es, mein Lord. Aber ich dachte, das Gesetz verbiete den Gebrauch solcher Dinge außerhalb der Sicherheit eines Turms.«
»In Asturias gibt es kein anderes Gesetz als meins! Kannst du das Gerät benutzen?«
Von neuem sah der Laranzu voll Unbehagen zu den Frauen hin. Er sagte: »Ein Duplikat nach Cherillys Gesetz? Ich denke schon. Aber von was oder wem?«
»Von meinem Sohn hier, dem Befehlshaber von König Alarics Armee.«
Eine der beiden Frauen streifte Bard mit einem Blick, und er nahm ihren ironischen Gedanken wahr: Ein zweiter Kilghard-Wolf? Ich finde, einer ist schon mehr als genug! Er nahm an, daß sie eine Freundin Melisandras war. Aber sie hatte sich sofort wieder abgeschirmt, und der Laranzu zuckte die Schultern und sagte: »Ganz, wie Ihr befehlt, mein Lord.«
Bard spürte die Überraschung, den Abscheu, die Verwunderung der Leroni . Aber sie sprachen kein Wort des Protests. Sie trafen ihre Vorbereitungen und legten Siegel auf das Zimmer, damit keine fremden Präsenzen eindringen und keine anderen Leroni sie aus der Ferne belauschen konnten.
Als alles fertig war, gab Dom Rafael seinem Sohn ein Zeichen, vor dem Schirm niederzuknien und sich still und bewegungslos zu verhalten. Bard gehorchte. Von seinem Platz aus konnte er weder seinen Vater noch die drei Telepathen sehen, doch er spürte sie in seiner Nähe. Er glaubte nicht, selbst viel Laran zu haben, und das, was er hatte, war nie richtig ausgebildet worden. Er hatte von der Zauberei immer ziemlich geringschätzig gedacht, als ein Handwerk für Frauen. Jetzt wurde er ein bißchen ängstlich, als sich das beinahe stoffliche Netz ihrer Gedanken um ihn festigte. Er fühlte, daß sie ihre Gedanken tief in sein Gehirn und seinen Körper sandten und die Struktur seines Seins ergründeten. Der verrückte Einfall schoß ihm durch den Kopf, daß sie nach seiner Seele griffen und sie fesseln und in diesem glasigen Schirm dort einkerkern wollten.
Er konnte weder Hand noch Fuß rühren. Einen Augenblick lang geriet er in Panik… Nein. Das war nichts als ganz gewöhnliche Laran -Zauberei, bei der er nichts zu befürchten hatte. Sein Vater würde nicht zulassen, daß ihm ein Leid geschah.
Er blieb bewegungslos knien und betrachtete sein Spiegelbild in der glasigen Oberfläche. Irgendwie wußte er, daß es nicht einfach eine Reflektion war. Er selbst befand sich in diesem Schirm aus vielen einzelnen Glasschichten, von denen jede mit einem
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