Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche
Sternenstein-Kristall verstärkt war. Diese Kristalle nahmen die Schwingungen der den Leroni gehörenden Sternensteine auf. Das Geflecht ihrer Gedanken schwang sich hinaus über Abgründe leeren Raums, immer weiter, auf der Suche nach etwas, das in dies Muster paßte, genau paßte… etwas kam näher, hätte berührt… hätte ergriffen werden können… Nein. Es war kein Duplikat, nur eine Ähnlichkeit, vielleicht zu neunzig Prozent übereinstimmend, aber nicht das genaue Duplikat, das allein in dem Schirm gefangen werden konnte. Bard fühlte den anderen fortgleiten, verschwinden, und die Suche ging weiter.
(Weit weg in den Kilghardbergen erwachte ein Mann namens Gwynn aus einem Alptraum, in dem ihn Gesichter umkreist hatten und auf ihn niedergefahren waren wie der Falke auf seine Beute, und eins der Gesichter war ihm ähnlich gewesen wie das eines Zwillingsbruders… Der Mann war gesetz- und vaterlos, doch hatte seine Mutter ihm gesagt, er sei vor dreißig Jahren bei der Plünderung Scathfells von Ansel, Sohn Ardrins des Ersten, gezeugt worden.)
Wieder schwang sich das Netz hinaus, diesmal über größere Abgründe, eine sternenlose Nacht, eine entsetzliche Leere jenseits von Raum und Zeit, erfüllt von alptraumhaften Strudeln grauenhaften Nichts. Wieder bildete sich hinter Bard ein Schatten auf dem Schirm, schimmerte, zerfloß, zuckte, kämpfte, wie ein Schläfer darum kämpft, aus einem bösen Traum zu erwachen. Irgendwo flammte ein Funke in Bards Gehirn auf: Ich selbst - oder der andere ? Er wußte es nicht, konnte es nicht erraten. Der Schatten kämpfte um seine Freiheit, aber sie hielten ihn fest, gefangen in ihrem Netz, bewegten sich von Punkt zu Punkt der vom Schirm umschlossenen Struktur… prüften, ob jede Nebensächlichkeit, jedes Atom übereinstimmend, identisch war…
Jetzt!
Bards Gedanken erfaßten eher als seine Augen das Aufzucken von Blitzen im Raum, den versengenden Schock, als der andere von den Schatten in seinem Geist losgerissen wurde, als die Struktur sich verdoppelte und in zwei Hälften zerriß… Entsetzen flammte in ihm. War das seine eigene Furcht oder die des anderen , der auf unvorstellbare Weise über jenen großen Abgrund des Raums gerissen worden war? Bard erhaschte einen Blick auf eine große gelbe Sonne, wirbelnde Planeten, durch die dunkle Leere flammende Sterne im Schock kreiselnde und dahinrasende Galaxien… Ein Blitz zuckte durch sein Gehirn, und er verlor das Bewußtsein.
Er regte sich, und nun merkte er, daß er wütende Kopfschmerzen hatte und völlig durcheinander war. Dom Rafael richtete ihn auf und fühlte ihm den Puls. Dann ließ er ihn wieder niedersinken und ging an ihm vorbei, und Bard, dem von dem Blitz übel war, folgte ihm mit den Augen. Die hinter ihm stehenden Leroni wirkten ebenfalls benommen. Bard fing einen Gedanken von einem auf: Ich glaube es nicht. Ich habe es getan, ich war Teil davon, und trotzdem glaube ich es nicht…
Am entgegengesetzten Pol des großen Schirms lag der nackte Körper eines Mannes auf dem Fußboden. Und obwohl Bard verstandesmäßig darauf vorbereitet gewesen war, verkrampfte sich jetzt sein Inneres vor Entsetzen.
Denn der Mann auf dem Fußboden war er selbst.
Nicht jemand, der ihm sehr ähnlich war. Nicht jemand, der ihm durch Zufall oder enge Verwandtschaft glich. Er selbst war es.
Ungefähr in der Mitte der breiten Schultern befand sich das schwärzliche Muttermal, das er bisher nur im Spiegel gesehen hatte. Am Schwertarm wölbten sich die gleichen Muskeln, an den Lenden war das gleiche dunkelrötliche Haar zu sehen, am linken Fuß die gleiche gekrümmte Zehe.
Dann entdeckte er Unterschiede. Das Haar war ein wenig kürzer geschnitten, obwohl sich oben auf dem Kopf der gleiche ungebärdige Wirbel befand. Über dem Knie war keine Narbe; der Doppelgänger hatte nicht an der Schlacht von Raven’s Glen teilgenommen und war nicht wie er von einem Schwertstreich verletzt worden. Der andere hatte nicht die dicke Schwiele in der Ellenbeuge, wo der Riemen des Schildes befestigt wurde. Und diese kleinen Abweichungen machten es noch schlimmer. Der Mann war nicht einfach ein magisches Duplikat, irgendwie durch das Laran des Schirms hergestellt. Er war ein richtiges menschliches Wesen von anderswo , und trotzdem war er ganz genau Bard di Asturien.
Bard gefiel das nicht. Noch weniger gefielen ihm die Verwirrung und Angst, die der andere empfand. Ohne viel Laran zu haben, nahm Bard alle
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